24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.01.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-07 vom 06. Januar 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

der Winter hat sich bisher noch nicht als rechter Mann gezeigt, wie Matthias Claudius ihn einst in so kalten Zeiten hinter dem Ofen besang, kernfest und auf die Dauer scheint er auch nicht mehr zu werden, denn wir sind ja nun im Januar, - wohlgemerkt im Januar 2007, wat löppt bloß de Tied! - und dies ist unsere erste Familienseite im Neuen Jahr. Da blickt man nicht mehr zurück wie am Altjahrsabend, sondern voraus und macht auch Planungen für die nächste Reise. Und wenn sie in die Heimat führt, dann kann man schon Überraschungen überleben wie unser Landsmann Eberhard Labeit, der mich bat, seine unverhoffte Begegnung mit einem Menschen aus seiner Kindheit doch zu veröffentlichen. Was ich hiermit gerne erfülle, denn er meint - wie auch ich -, daß sie zu unserer Ostpreußischen Familie paßt, denn es geht ja um ein Wiederfinden. Lassen wir Herrn Labeit erzählen, was auf seiner Ostpreußenreise geschah, die in Siegen begann und bereits auf der ersten Station in Stettin eine unerwartete Begegnung bot, obgleich er - außer einigen Bekannten von früheren Reisen - niemand kannte: "Im Hotelflur sprach mich eine Dame an: Sind Sie Herr Labeit aus Memel? Aufgrund meines Namens meinte sie, daß ich aus Ostpreußen sein müßte. Dies bejahte ich. Sie stellte sich als Senta Landgraf geb. Ludschuweit aus Memel vor, wohnhaft bis 1939 in der Grabenstraße 13. Mir blieb die Spucke weg, da ich auch bis 1943 in dem Haus gewohnt hatte. Wir fielen uns sofort in die Arme. Unsere Wege haben sich 1939 getrennt, da ihre Familie nach Dawillen verzogen war. Wir waren damals sechs Jahre alt und konnten uns nach so langer Zeit nicht aneinander erinnern, aber bestimmt hatten wir zusammen gespielt. Und noch ein Zufall: Heute leben wir nur zehn Kilometer voneinander entfernt! So gab es natürlich auf der Reise viel zu erzählen, von Zuhause, von damals. Die letzte Station unserer Reise war die Kurische Nehrung, der vorletzte Tag stand zur freien Verfügung. Wir sind von Nidden nach Sandkrug gefahren und ehe wir mit der Fähre nach Memel übersetzten, sind wir über die Dünen zum Seestrand gegangen - wie einst in unserer Kindheit. Und dann gingen wir in Memel auf die Suche nach dem Haus unserer Kindheit, ausgestattet mit alten und neuen Stadtplänen. Wir fanden es nicht, aber den Platz, auf dem es einst gestanden hatte Es war unserer Erinnerung nach ein Sieben-Familien-Haus mit einem Konsumladen. Im Parterre links wohnte Familie Ludschuweit mit Sentas Großeltern Jagst. Wir wohnten in der ersten Etage rechts. Außerdem erinnerten wir noch an eine Familie Lerbs. Auch wenn wir als Kinder 1944 Memel verlassen mußten, ist und bleibt diese Stadt unsere Heimat. Und obwohl der Krieg unserm geliebten Memel viele Wunden zugefügt hat, ist es schön, über das alte Kopfsteinpflaster zu gehen und sagen zu können: Weißt du noch?"

Das werden mit Sicherheit auch die Landsleute sagen, die am 17. Juni 2007 in der Kirche von Sorquitten die Goldene Konfirmation feiern werden. Die Planung läuft, aber trotz guter Verbindungen fehlen noch drei der ehemaligen Konfirmanden, die sich hoffentlich über unsere Ostpreußische Familie finden. Gesucht werden Alfred Ratke, * 08. Mai 1943 in Kosarken und Hilde und Helga Neumann, * 19. Juni 1943 in Hohensee, alle 1957 eingesegnet. Die Letzteren werden heute mit großer Wahrscheinlichkeit einen anderen Namen tragen. Bitte, lewe Landslied, helft bei der Suche, damit der Kreis der Goldenen Konfirmanden in der wunderschönen Sorquitter Kirche so vollständig wie möglich ist. Der heutige Pfarrer Herr Mutszmann möchte ihn noch erweitern und bittet auch die Konfirmanden von 1956, an der Feier teilzunehmen. Ansprechpartnerin ist Frau Gerlind Muschaika geb. Syska aus Gehland, Im Königsberge 21 in 32429 Minden, Telefon 0571 / 58 00 684. (Siehe auch Anzeigenteil)

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen! Besonders die Ostpreußen, die in der Heimat waren wie Herr Labeit und die Erfahrungen gesammelt haben, aus denen auch andere klug werden wollen. So Herr Kurt Arndt aus Bevensen. Er möchte in diesem Jahr eine Reise mit dem eigenen Pkw unternehmen und zwar durch den nördlichen wie südlichen Teil unserer geteilten Heimat. Er bittet nun Landsleute, die in den letzten zwei Jahren Ostpreußen bereist haben, ihm ihre Erfahrungen mitzuteilen, damit er seine Rundreise so gut wie möglich planen kann. (Kurt Arndt, Im Ilmenautal 1 in 29549 Bad Bevensen, Telefon 05 821 / 44 38 52, Fax 05 821 / 96 78 54, E-mail: kurt.g.arndt@t-online.de)

In die Heimat ihrer leider kürzlich verstorbenen Mutter möchte nun die Tochter Gerda Harbig reisen, in das Land, nach dem die Verstorbene immer Sehnsucht gehabt hat, sie wollte stets nach Hause. Nun ruht sie in fremder Erde, aber bei der Trauerfeier ist noch einmal unser Ostpreußenlied "Land der dunklen Wälder" erklungen, und das tröstet Frau Harbig. Doch nun braucht sie unsere Hilfe, denn sie benötigt Hinweise auf den Heimatort ihrer Mutter, und da habe ich schon beim Lesen ihrer E-Mail Schwierigkeiten. Denn es soll sich um das Dorf Rurgaitschen, Kreis Darkehmen, handeln. Diesen Ort gib es aber nicht, hat es wohl auch vor der Umbenennung der alten Namen im Jahr 1938 nicht gegeben. Es kann sich nur um Jurgaitschen handeln, dem späteren "Jürgenfelde" im - ebenfalls umgetauften - Kreis Angerapp. Von den ehemaligen Bewohnern dürften sich wohl keiner mehr in seinem angestammten Heimatort befinden, Frau Harbig schreibt zwar, daß in dem Ort noch 350 Bewohner leben, das wären mehr als früher, denn Jurgaitschen hatte zur Zeit der Vertreibung 300 Bewohner - jedenfalls hätte ihr das der Pfarrer gesagt. Er nannte auch die Namen "Pellnat" und "Sipplie", wobei ich beim letzteren ebenfalls Zweifel habe, ich tippe auf den altpreußischen Namen "Supplie". Wie auch immer: Frau Harbig möchte die Heimat ihrer Mutter erleben und, wenn möglich, die Gräber ihrer Vorfahren finden. Bitte, liebe Angerapper, gebt Frau Harbig ein wenig Schützenhilfe und informiert sie über Reisen in diesen Kreis und besonders über Jurgaitschen einst und heute. (Gerda Harbig, Kissingerstr. 16 in 23257 Berlin, Telefon 030 / 797 83 391, E-Mail: backi2103@aol.com)

Die alten prußisch-litauisch-masowischen Namen machen schon bei der Familienforschung manchen Ostpreußen und vor allem ihren Nachkommen Schwierigkeiten: Wo liegt Ahslacken, wo Sterkeningken, wo Plibischken? Diese Ortsnamen tauchen in der - langen - Frageliste von Ingrid Scarbath auf, und ich weiß nicht, ob ich sie alle aufführen kann, denn die Vielfalt ist auch für mich etwas verwirrend. Versuchen wir es mal, denn Frau Scarbath möchte ihrem Sohn Frank und seiner Frau Simone, die das Suchfieber gepackt hat, die Ahnenforschung etwas erleichtern. Es geht in erster Linie um die Familien Wissigkeit und Krüger. Frau Scarbaths Großvater Emil Wissigkeit, * 15. Oktober 1877 in Neunassau, Kreis Insterburg, heiratete 1903 Ida Quissing aus Bohnhof, Kreis Stuhm. Ein Trauzeuge war der Postassistent Karl Wissigkeit aus Darkehmen. Bei den Urgroßeltern kommt nun die Linie Krüger in die Familie, denn Urgroßvater Emil Wissigkeit, * 1844 in Gr. Ahslacken, heiratete 1866 Henriette Krüger, * 1842 in Sahmohlen. Sie verstarb 1885 in Kraupischken, ihr Mann überlebte sie um viele Jahre, er verstarb 1909 in Sterkeningken. Henriettes Vater Gottfried Krüger, * 1806 in Langenfeld bei Nordenburg, Förster in Trotschin, war verheiratet mit Johanna Charlotte Lemke aus Hoppenbruch und verstarb 80jährig in Skerdienen. Er war der Sohn des Mühlenbesitzers Johann Krieger - hier fehlen weitere Angaben. Nun zu den Wissigkeits: Ururgroßvater Friedrich Wilhelm war Lehrer in Aßlacken, war verheiratet mit Josephine Derothee aus Laukischken. Und dessen Vater Christian Wissigkeit, * 1763 in Roditten, war Landwirt, er verstarb 1816 in Stablak, Kreis Pr. Eylau. Nähere Angaben gibt es zu Großvater Emil Wissigkeit. Er zog mit seiner Frau nach der Heirat in Weeskenitt nach Lasdehnen, wurde dort Molkereipächter, dann übernahm er das Gut Kurreiten im Kreis Insterburg. Um 1910 besaß er ein Lebensmittelgeschäft in Angerburg, Freiheitsstraße 4. 1926 kaufte er die Molkerei in Großgarten und betrieb sie bis zum bitteren Ende 1944. Alle Familien waren kinderreich, deshalb hofft Frau Scarbath, daß sich Verwandte melden - auch wenn sie "das siebente Wasser vom Kissehl" sind, also sehr, sehr weitläufig versippt. Jeder Hinweis auf die genannten Namen ist willkommen. (Ingrid Scarbath, Ressener Str. 26a in 15913 Schwielochsee, OT Goyatz.)

Hier geht es Angaben für eine Familienchronik. Da durch Flucht und Vertreibung keine Dokumente oder Fotos vorhanden, keine weiteren Familienmitglieder bekannt sind, hoffen die Chronisten auf unsere Hilfe. Gesucht werden Informationen über Gotthilfe Adelheid Hinz - Rufname vermutlich Adelheid -, deren Geburts- und Todesdaten unbekannt sind, ebenso ihr späterer Ehename. Sie soll in Cranz in einem Haushalt oder Hotel gearbeitet haben. Da ihre Tochter Margareta Hinz am 10. Januar 1921 in Gumbinnen geboren wurde, ist davon auszugehen, daß die Gesuchte Verbindung zu dieser Stadt hatte oder sich dort längere Zeit aufhielt. Wahrscheinlich ist sie um 1920 auf einem Gut (Birken?) in der Rominter Heide tätig gewesen, sie soll öfters den Namen Michael Graf Akteris erwähnt haben. Hier ergaben sich aber bei meiner Recherche erhebliche Unstimmigkeiten. Ich nehme an, daß es sich um "Borken" handelt, vielleicht um die Oberförsterei oder um eines der vielen Güter dieses Namens. Jede Information über Gotthilfe Adelheid Hinz ist willkommen, Hinweise werden auf Wunsch vertraulich behandelt (Anschrift: Spurensuche, Pferdeweide 5 in 22589 Hamburg, Telefon 040 / 41 28 10 87, E-Mail: info@spurensuchen.de)

Auch hier muß jemand aus unserm Leserkreis helfen, denn ich konnte bisher nicht klären, was unter der rätselhaften Bezeichnung "Borussia Orientalisch" gemeint ist. Diese Eintragung steht auf einem Taufschein, der kürzlich dem Kirchenamt der katholischen Pfarrgemeinde "St. Lamperti" in Gladbeck vorgelegt wurde. Herr Karl-Heinz Leitzen, Vorsitzender der Gruppe Gladbeck der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen, an den sich das Kirchenamt wandte, konnte trotz intensiver Recherchen die Angelegenheit auch nicht klären und wendet sich deshalb an unsere Ostpreußische Familie. Ich bin gespannt, ob sich eine und welche Deutung dieser seltsamen Bezeichnung ergeben wird. (Karl-Heinz Leitzen, Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Humboldtstr. 8 in 45 964 Gladbeck, Telefon 02 043 / 25 810)

Um ein Kirchenfenster geht es in unserem nächsten Suchwunsch, genauer um Fotos des Fensters der Evangelischen Kirche in Guttstadt. Das wurde von der Malerin und Graphikerin Gertrud Lerbs als 16jährige gestaltet und preisgekrönt. Leben und Werk dieser bedeutenden Ostpreußin hat ihr Patensohn Peter Drahl in seinem umfangreichen Buch "Gertrud Lerbs - eine Künstlerin aus Ostpreußen", auf eindrucksvolle Weise dokumentiert. Nun sucht Peter Drahl, dessen Mutter Hertha für den Fensterengel "Modell" gestanden hatte, Aufnahmen von dem Kirchenfenster, auch von einzelnen Teilen. Die Kirche war nach dem Krieg noch weitgehend erhalten, verfiel dann aber. Weiter gesucht: Fotos vom Atelierhaus der Künstlerin in der Krausallee 17 in Königsberg, am besten von den Häusern der Stägemannstraße 77-105 aus aufgenommen. Und noch ein dritter Suchwunsch: das Blatt - oder eine Ablichtung - von den Grimmschen Märchenfiguren "Jorinde und Joringel" der Künstlerin. Sie hat die Grafik nach dem Krieg in Lüneburg gestaltet, denn sie schreibt am 13. September 1946: "Kurt (ihr Mann, der Maler Kurt Bernecker) wird bald kommen, um das Blatt abzuholen." Zu Gertrud Lerbs hatte ich selber eine sehr persönliche Verbindung. In den letzten Kriegswochen, die sie in der Lüneburger Heide verbrachte, schuf sie Steinzeichnungen zu meiner Novelle "Die große Wassersnot". Das Manuskript wie auch die Illustrationen wurden durch Feuer vernichtet, das schmerzt noch immer ein wenig. Hoffen wir aber, daß Peter Drahls Wünsche ein gutes Echo finden. (Dipl. Ing. Peter Drahl, Rögengrund 36 in 22395 Hamburg, Telefon 0 40 / 6 01 08 88, Fax 0 40 / 61 18 77 07, E-Mail: info@wkverlag.de.)

Noch eine kurze Suchmeldung: Frau Anna Kranert in Hagen sucht noch immer nach ihrem Bruder Paul Faust, * 13. Mai 1927, wohnhaft bis 1945 in Aweyken, Kreis Samland. Er kam als Kriegsgefangener nach Rußland in das Lager Druschkowla Nr. 3006. Da er im August 1947 noch lebend gesehen wurde, fragt seine Schwester, wer damals mit Paul Faust zusammen war und eventuell etwas über seinen weiteren Verbleib weiß. (Anna Kranert, Auf der Kugel 11 in 58093 Hagen)

Eure Ruth Geede


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren