25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.01.07 / "Wer nicht will, soll Deutschland verlassen" / Ausländer-Integration in Neukölln: Unbequemer Quartiersmanager muß gehen - zuviel offene Kritik an Multikulti?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-07 vom 13. Januar 2007

"Wer nicht will, soll Deutschland verlassen"
Ausländer-Integration in Neukölln: Unbequemer Quartiersmanager muß gehen - zuviel offene Kritik an Multikulti?
von Peter Westphal

Daß es noch zu einem Skandal kommen würde, konnte der aufmerksame Zuhörer in der Stadtbibliothek von Berlin-Neukölln bereits ahnen. Am 4. Dezember 2006 stellte der "Quartiersmanager" des Neuköllner Problemkiezes Rollbergviertel, Gilles Duhem, an der Seite von Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) die im Resch-Verlag erschienene Studie "Abschied von Multikulti" vor, verfaßt vom Bremer Politologen Stefan Luft. Obwohl der Untertitel der Studie besänftigend "Wege aus der Integrationskrise" verspricht, sind die hier ausgebreiteten Erkenntnisse und das, was Duhem ihnen aus eigener Erfahrung beisteuern konnte, eine einzige Provokation.

Neukölln weist den höchsten Ausländer- oder - in politisch korrektem Neudeutsch - Migrantenanteil der Hauptstadt auf. Der Stadtbezirk war zuletzt in den Fokus des bundesweiten Interesses gerückt, als Bürgermeister Heinz Buschkowsky im Frühjahr 2005 (in einem Interview mit der Wochenzeitung "Junge Freiheit") "Multikulti" öffentlich für gescheitert erklärt hatte. Nur durch eine an Praktiken der stalinistischen Selbstkritik erinnernde Abbitte, geleistet vor dem versammelten Bezirksparlament, hatte er sein politisches Aus noch abwenden können. Unter Buschkowsky, der "unregierbare Elendsgebiete" als Folge der "multikulturellen Gesellschaft" prognostiziert hatte, arbeiten heute insgesamt neun Quartiersmanager - mehr als in jedem anderen Berliner Bezirk. Diese rasant wachsende Berufsgruppe des "Social Engineerings" soll Viertel mit hohem Ausländeranteil vor dem völligen Umkippen bewahren.

Gilles Duhem ist einer von ihnen. Er hat den Ruf, Berlins bekanntester und zugleich erfolgreichster Quartiersmanager zu sein. Für ihn ist die Studie "Abschied von Multikulti" ein Manifest, ein "Wegweiser für die ganze Republik", mit dessen Hilfe ein letzter Ausweg möglich sei, um der ausufernden Parallelgesellschaften Herr zu werden. Für seine sogar mit Preisen ausgezeichnete Arbeit loben ihn Bewohner, Polizei und der Bezirksbürgermeister Buschkowsky. Mit seinem Team gelang es Duhem, das berüchtigte Rollbergviertel zu befrieden, die Kriminalitätsrate sank in den letzten drei Jahren um 30 Prozent.

Jetzt ist ganz Berlin - mit Ausnahme der Senatsverwaltung - fassungslos: Dem Quartiersmanagement von Duhem wurde die weitere Zusammenarbeit aufgekündigt. Grotesk lautet die Begründung der Behörde: Duhem fehlten "wesentliche fachliche Voraussetzungen (...) zur Erfüllung der Aufgaben eines Quartiersmanagers". Stellvertretend für viele hält auch die Neuköllner CDU das Gebaren des Senats für skandalös. Deren Kreisvorsitzende Vogelsang spricht von "Behördenwillkür" und bemerkt, wenn die zuständige Sachbearbeiterin mit dem Quartiersmanager nicht zurechtkäme, dann wüßte sie schon, wen von den beiden sie "von der Aufgabe entbinden würde".

Die Berliner Senatsverwaltung jedoch tut derzeit das, "was sie am besten kann - sie mauert", so der 1989 aus Paris zugewanderte Franzose Duhem, der von Haus aus Politologe, Volkswirtschaftler und Städteplaner ist. Für ihn liegt das Problem tiefer: Die Behörden stählen sich aus der Verantwortung, indem sie den bürokratischen Aufwand - einschließlich der finanziellen Haftung - auf die Vereine des Quartiersmanagements abschieben, ohne diesen zusätzliche Mittel für die überbordende Büroarbeit bereitzustellen. Hintergrund ist, daß der Senat in ähnlichen Projektanträgen erstickt, deren Zahl jährlich rasant steigt.

Für das Rollberg-Viertel ist Duhems Abschied, der derzeit noch ehrenamtlich weiterarbeitet, ein schwerer Schlag. Doch der Multikulti-Seligkeit des Berliner Senats wäre damit offenbar gedient. Denn die Erfolge Duhems gründen vor allem auf ideologiefreiem Realismus. Er gibt sich keinen Träumen hin, an denen Linke so verbissen festhalten, sondern versucht zu retten, was zu retten ist. Und er nimmt kein Blatt vor den Mund: Wer keine Anstrengungen unternehme, sich zu integrieren, der könne gehen, gibt er an die Adresse integrationsunwilliger Ausländer zu verstehen. Es gebe "kein Ausreiseverbot", wer sich nicht gewissen Mindestanforderungen beugen wolle, der solle überlegen, ob er Deutschland nicht besser verläßt. Starker Tobak für Multikulti-Ideologen, ist es doch einer "ihrer" Protagonisten, der sie durch seine Arbeit nun mit den katastrophalen Folgen ihrer Zuwanderungspolitik konfrontiert. Sichtlich irritiert zeigte sich die linke "tageszeitung", die ihn Anfang dieser Woche interviewte und unter dem Schlagwort "Neoliberalismus in der Migrationsarbeit" vorstellte. Die Journalisten mußten erleben, wie Duhem ihr Bild von Multikulturalismus in der Luft zerfetzte.

Dabei, so Duhem, sei seine Arbeit völlig "apolitisch", es sei immer nur dieselbe Frage: "Wie holt man Leute aus dem Mittelalter raus?" Die deutsche Gesellschaft verkenne bis heute die Dimension der sich unkontrollierbar vermehrenden Parallelgesellschaften. Ein "Terror der Gebärmütter" bedrohe Deutschland, so Duhem gegenüber der PAZ. "Es müssen erst wie in Frankreich die Autos brennen, damit diese Gesellschaft aufwacht". Einer, der solche Unruhe stiftet, rüttelt offensichtlich an dem "Schlaf der (multikulturellen) Welt".


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren