29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.01.07 / Buntes Potpourri / Menschen in Indien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-07 vom 13. Januar 2007

Buntes Potpourri
Menschen in Indien

Bombay, eine großartige facettenreiche Stadt, das indische Hollywood, besser bekannt unter dem Namen Bollywood, welches auch häufig als Mumbai betitelt wird.

Altaf Tyrewala gewährt dem Leser in seinem Debütroman "Kein Gott in Sicht" einen Einblick in das Leben einiger (fiktiver) Einwohner dieser kontrastreichen Großstadt.

Der Roman beginnt in der Praxis eines Abtreibungsarztes und endet auch dort. "Ich mache Abtreibungen. Ich habe eine Privatpraxis in einer schäbigen Seitengasse von Colaba. Im stählernen Innenleben von Zügen, die im Schneckentempo auf der Harbour Line dahinkriechen, liegen Handzettel, die in fehlerhafter Rechtschreibung meine Dienste anpreisen. Jeden Tag habe ich ein bis zwei Patientinnen. Traurige Fälle, zornige Gesichter, beschämte Frauen, gleichgültige Männer, schwellende Bäuche, ein Schnitt, Tränen, und alle gehen zufrieden nach Hause."

Von der von ihrem Freund Kasim schwangeren Minaz, über die Mutter des Abtreibungsarztes, die, um für ihren Sohn Buße zu tun, nach Mekka reiste und dort in der Menge zertrampelt wurde, über deren Mann, der seine Arbeit verlor, da sein Arbeitgeber in die USA emigrierte und viele viele andere einander völlig unähnliche Menschen handeln Tyrewalas Erzählungen.

Da wären zum Beispiel noch die verfressene, aber begehrte Heiratsvermittlerin Jeyna-bi, der Geschäftsmann Rahul Adhikari, der in seiner sterilen Managerwelt mit Aufzügen aus Glas und Klimaanlagen lebt und krampfhaft versucht die Augen vor dem wirklichen Bombay, der Armut und dem Schmutz, zu verschließen, sowie Badru Nawaz, der unbelehrbare Betelblatthändler, der immer den Weg des geringsten Widerstandes wählt.

"Eines Tages werde ich ganz rot sein. Nicht wie die Roten in Bengalen. Nein, buchstäblich! Eines Tages wird die rote Farbe von Khatta sich ausbreiten, von meinen Fingernägeln zu den Handflächen, alles bedecken ... Geschieht mir recht, denn ich verkaufe Betelblätter. Macht doch süchtig, das Zeug. Es scheint, als würden die Frauen im Viertel extra Söhne gebären, damit die, wenn sie erwachsen sind, den ganzen Tag wie Jammerlappen an meiner Bude herumhängen ... Nur ganze zwei Scheinchen für so einen Kick, wer würde da nicht jeden tristen Tag immer mehr wollen?"

Alles in allem beinhaltet das Buch ein buntes Potpourri an unterschiedlichsten Charakteren und verschiedensten Lebenssituationen. "Kein Gott in Sicht", ein sehr interessanter Roman, der durch Altaf Tyrewalas unkonventionelle Erzählweise einfach erfrischend anders ist. A. Ney

Altaf Tyrewala: "Kein Gott in Sicht", Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006, 184 Seiten, 19,80 Euro, Best.-Nr. 6010


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren