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20.01.07 / Allende sollte Chávez eine Warnung sein / Chiles gewählter Präsident bezahlte seinen Sozialismus à la Fidel Castro mit dem Leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 20. Januar 2007

Allende sollte Chávez eine Warnung sein
Chiles gewählter Präsident bezahlte seinen Sozialismus à la Fidel Castro mit dem Leben
von Manuel Ruoff

Hugo Chávez ist nicht der erste politische Freund Fidel Castros, der auf demokratischem Wege an die Spitze eines lateinamerikanischen Staates gelangt ist. Der Chilene Salvador Allende gilt als der erste sich zu marxistischem Gedankengut bekennende Präsident, der im Rahmen einer demokratischen Verfassung an die Regierung gekommen ist.

Bei den Präsidentschaftswahlen vom 4. September 1970 verfehlte der Kandidat eines Volksfrontbündnisses mit 36,3 Prozent der Stimmen zwar wie sein konservativer und sein christdemokratischer Mitbewerber die absolute Mehrheit, aber das Parlament, dem gemäß Verfassung nun die Entscheidung oblag, wählte trotz bürgerlicher Mehrheit entsprechend der chilenischen Tradition ihn zum Staatschef, da eine relative Mehrheit der Chilenen ihm ihre Stimme gegeben hatte.

Nach Allendes Amtsantritt wurden einerseits die Löhne erhöht sowie andererseits die Wohnungsmieten und die Preise für wichtige Bedarfsmittel eingefroren. Jedes Kind bekam täglich einen Liter Gratismilch. Ferner betrieb er eine Agrarreform sowie die Verstaatlichung wichtiger Wirtschaftszweige. Dies betraf vor allem die Kupferbranche, die den größten Teil der chilenischen Exporteinnahmen erzielte und sich zu 80 Prozent in der Hand von US-Konzernen befand.

Spätestens damit machte sich Allende die Vereinigten Staaten zum Feind. Neben einem Attentat auf Allende selber war es schon im Jahre seiner Wahl zum Präsidenten zu einem tödlichen Anschlag auf den Oberbefehlshaber der Streitkräfte General René Schneider gekommen, an dem neben dem CIA auch Henry Kissinger beteiligt gewesen sein soll. Die demokratische Legitimation des chilenischen Präsidenten hinderte die USA nicht, an einem Regimewechsel zu arbeiten. Die Rechtfertigung ihres Außenministers: "Ich sehe nicht ein, weshalb wir zulassen sollen, daß ein Land marxistisch wird, nur weil die Bevölkerung unzurechnungsfähig ist."

Allende machte sich allerdings nicht nur im (westlichen) Ausland Feinde. Dazu trug neben Menschenrechtsverletzungen auch eine schwere Wirtschaftskrise bei, für die man nicht nur das US-Embargo verantwortlich machen kann. Bei den Parlamentswahlen vom März 1973 konnte sein Volksfrontbündnis sich zwar mit 43 Prozent gegenüber den Präsidentschaftswahlen von 1970 verbessern, doch verfehlte es abermals die absolute Mehrheit. Die Christdemokraten, die ihn seinerzeit im Parlament noch zum Präsidenten gewählt hatten, machten seiner von ihnen tolerierten Minderheitsregierung nun zusehends das Regieren schwer.

Angeblich wollte Allende in dieser Situation sein Volk über die Fortführung seiner Regierung abstimmen lassen. Zu einer solchen Volksbefragung ist es jedoch nicht mehr gekommen, denn vorher wurde er von Teilen des Militärs unter dem Oberbefehlshaber des Heeres Augusto Pinochet weggeputscht. Den Putsch überlebte er nicht. Ob er an jenem 11. September 1973 von einem Putschisten erschossen wurde oder sich im Angesicht der Niederlage selber die Kugel gab, ist ebenso umstritten wie die Beteiligung der USA an dem Putsch. Von Kissinger ist die Aussage überliefert, daß die USA "es nicht getan", aber "die größtmöglichen Voraussetzungen geschaffen haben".


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