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20.01.07 / Nicht erwünscht / Juden im Exil ab 1933

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 20. Januar 2007

Nicht erwünscht
Juden im Exil ab 1933

Wenn es um die nationalsozialistischen Jahre zwischen 1933 und 1945 geht, dann werden diese am meisten von der Vernichtung der Juden überschattet. Schon viel wurde über die einzelnen Schicksale wie über den Verlauf der Judenverfolgung geschrieben. Weniger bekannt ist jedoch das Schicksal der Juden, die rechtzeitig aus Deutschland flüchten konnten. "Heimat und Exil - Emigration der Deutschen Juden nach 1933" heißt die interessante Veröffentlichung, die sich des Themas annimmt.

Warum viele Juden erst spät oder gar nicht wahrhaben wollten, daß die Lage in Deutschland für sie immer gefährlicher wurde, wird schon im Vorwort dargestellt. Viele deutsche Juden waren derart assimiliert, daß sie nicht glauben konnten, daß die zunehmenden Einschränkungen mit ihrem Tode enden könnten. Trotzdem gab es schon einige, die kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten das Land verließen. Welche Länder sie zur Auswanderung bevorzugten, wie es ihnen dort erging und warum manche Länder den Juden die Einwanderung verweigerten, wird in einer Länderübersicht gut aufgezeigt.

Zahlreiche Fotos, Aufnahmen von Dokumenten und Museumsexponaten aus der Zeit machen die Darstellung lebendig. Einige Schicksale werden gesondert vorgestellt, zum Teil beschäftigen sich auch längere Aufsätze mit den Aufnahmebedingungen in den Durchreise- und Exilländern. So durfte nach Großbritannien nur einreisen, wer auch einen Arbeitsplatz hatte. Da in dem Land verzweifelt Hauspersonal gesucht wurde, blieb vielen Juden nichts anderes übrig, als erst einmal in Stellung zu gehen. So kam es dann, daß sich jüdische Bürgerstöchter ohne Erfahrung in der Haushaltsführung und ohne Kenntnis der englischen Sprache plötzlich als Stubenmädchen ihren Lebensunterhalt verdienen mußten. Verständnis für die Vorgeschichte und die Nöte der geflüchteten Juden hätten die latent antisemitischen Engländer jedoch eher wenig aufgebracht. Als dann der Zweite Weltkrieg begann, wären sogleich Tausende jüdische Hausangestellte entlassen worden, da sie als "feindliche Ausländer" gewertet worden seien. "Durch die Entlassungswelle im September 1939 gerieten auch die Hilfsorganisationen in große Schwierigkeiten. Tausende von Flüchtlingen waren plötzlich ohne Arbeit und Obdach und hatten dabei nicht einmal Anspruch auf staatliche Fürsorge." Die englische Regierung stellte daraufhin die Betroffenen in dem Bereich der Pflege und der Fabrikarbeit ein.

"Heimat und Exil - Emigration der Deutschen Juden nach 1933" beinhaltet viele interessante Informationen und macht deutlich, wohin die Juden geflüchtet sind und was sie in Ländern wie den USA, China und Afrika erwartete. R. B.

"Stiftung Jüdisches Museum Berlin" und "Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" (Hrsg.): "Heimat und Exil - Emigration der Deutschen Juden nach 1933", Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt / M. 2006, geb., 255 Seiten, 24,90 Euro, Best.-Nr. 6034


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