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20.01.07 / Zeitenwandel / Eine Chronik der Elchniederung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 20. Januar 2007

Zeitenwandel
Eine Chronik der Elchniederung

Die Elchniederung war sicherlich nicht die am dichtesten besiedelte Region Ostpreußens. Der gesamte Landkreis war Bauerland ohne Städte. Kuckerneese hatte als größte Gemeinde des Kreises 1939 keine 4500 Einwohner und der Kreis insgesamt knapp 55000 Seelen aufzuweisen. Der Kreis war zersiedelt, denn das Wasser der Memelniederung war hier das bestimmende Element.

Es ist wohltuend, wenn die Menschen eines so kleinen Kreises 60 Jahre nach Flucht und Vertreibung noch über die Bindungskraft an ihre Wurzeln verfügen, einen 450 Seiten umfassenden hochwertigen Bildband zur Geschichte des Kreises, zu den Kirchspielen, Gütern und Familien, aber auch zu Verwaltungsgeschichte, Gesundheitswesen, Wirtschaft, Vereine und Kulturleben vorlegen zu können.

Anekdoten bereichern den sachlichen Teil: Nach der großen Pest zwischen 1709 und 1711 warb König Friedrich Wilhelm I. westpreußische Mennoniten für die um 40 Prozent entvölkerte Elchniederung und versprach Religionsfreiheit. Die den Waffendienst ablehnenden Mennoniten brachten durch Käseproduktion den wirtschaftlichen Aufschwung. Zum Bruch kam es, als der Soldatenkönige fünf junge Mennoniten zu den "Langen Kerls" pressen wollte. Die Mennoniten beriefen sich auf die garantierte Religionsfreiheit, erhielten ihre Jünglinge zurück und - da es mit der Toleranz so seine Grenzen hatte - mußten Preußen verlassen. "Ich will eine solche Schelmnation nicht haben, die nicht Soldat werden können", soll der König erbost gesagt haben.

Zur Chronik der Elchniederung gehört auch die Darstellung der Grafschaft Rautenburg, die das Geschehen im Memeldelta ab dem 17. Jahrhundert bestimmte. Schloß Rautenburg war bis 1945 in Familienbesitz derer von Keyserlingk. In der Chronik fehlt auch eine Darstellung der Forstgeschichte nicht, in der auch auf die Elchbestände eingegangen wird.

Bilder von der Flucht sind allgemein rar, daher dürfen drei Fotografien, die die Flucht aus Seckenburg im Oktober 1944 dokumentieren, durchaus als etwas Besonderes gewertet werden.

Die mit 1000 Bildern angereicherte Chronik endet nicht mit der Zäsur 1945, sondern bietet in zahlreichen Bildern einen Blick in die Gegenwart des Kreises. Das macht den Band, der mit 19,50 Euro noch günstig ausfällt, für jeden Ostpreußen-Liebhaber wertvoll. B. Knapstein

KG Elchniederung (Hrsg.): "Der Kreis Elchniederung gestern und heute - Das Land der Elche zwischen Tilsit und Kurischem Haff in mehr als 1000 Bildern", Leer 2006, 19,50 Euro, Best.-Nr. 6035


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