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20.01.07 / Gipfelsturm auf vier Hufen / Natur pur im Nationalpark Hohe Tauern - Schloßwirt lädt zu Trekking-Touren auf dem Pferderücken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 20. Januar 2007

Gipfelsturm auf vier Hufen
Natur pur im Nationalpark Hohe Tauern - Schloßwirt lädt zu Trekking-Touren auf dem Pferderücken
von Helga Schnehagen

Ganze 200 Dreitausender soll man in Kärnten zählen können. Genauer in Oberkärnten, dem westlichen Teil des österreichischen Bundeslandes, wo an der Grenze zu Osttirol der Großglockner als König allesamt mit 3797 Metern überragt. Der Gipfelsturm der Alpenriesen war bislang den Bergsteigern und Wanderern vorbehalten. Seit über einem Jahr, genau seit dem 15. September 2005, hat jedoch auch ein Pferdehuf den 3094 Meter hohen Gipfel des Sandkopfs, eines Nachbargipfels des Hohen Sonnblicks, betreten - vielleicht erstmalig.

Das Pferd im Hochgebirge der Kärntner Berge ist an sich nichts Neues. Bereits die Römer und Kelten säumten Waren über höchste Alpenpässe wie das 2500 Meter hohe Hochtor. Hubert Sauper hat die Geschichte des Saumhandels im Hochgebirge jahrelang recherchiert, aufgezeichnet und sich damit als Buchautor einen Namen gemacht. Sohn Anton hat das Thema praktisch wiederbelebt und daraus das Alpinreiten - die Königsklasse des Wanderreitens - entwickelt und aufgebaut. Seitdem stehen zwölf gebirgserfahrene Haflinger bei dem staatlich geprüften Bergführer im Stall, um Gäste über alte Saumpfade in immer neuen Programmen die schönsten Gebiete des Nationalparks Hohe Tauern hautnah erleben zu lassen.

Die 3000er-Expedition zu Pferd ist neben der traditionellen Tauernüberquerung jetzt das i-Tüpfelchen des ganzjährigen Angebots von Halbtages- und Tagestouren, Zwei-Tages-Trekks mit Hüttenübernachtung sowie Wochenritten. Denn weder Kälte und Schnee noch Sonne und Regen können dem robusten Haflinger etwas anhaben.

Der Reiter allerdings sollte sich selbst bei kurzen Touren kleidungsmäßig gut auf das wechselhafte Wetter einstellen. Im Gebirge ist Petrus immer für eine Überraschung gut.

Jedes Bergabenteuer beginnt in Döllach (1024 Meter) im Mölltal nur acht Kilometer südlich von Heiligenblut. Auch an jenem Morgen Anfang Juni, als es ins Astental geht, einen der ganz besonders schönen Teile der Region. Auf die Trittsicherheit der Haflinger ist Verlaß. Trotzdem stockt der Atem, wenn der Blick seitwärts in den Abgrund fällt. Behende klettern die braven Tiere auf den schmalen, steinigen Wanderpfaden bergan - beinahe in der Direttissima. Nach ein paar Metern halten sie an, verschnaufen fünf bis zehn Sekunden, klettern weiter. Mit dem Tempo eines gut trainierten Bergwanderers können sie locker mithalten. Scheinbar mühelos überwinden sie 1000 Höhenmeter in rund zwei Stunden.

Wanderwege wechseln mit alten Säumerpfaden, Almwegen und ab und zu einem Stück sandiger Forststraße. In der Nationalparkregion Hohe Tauern ist die Welt noch in Ordnung, wenn auch die Alpenrose zu jenem Zeitpunkt gerade erst beginnt, die Berghänge in roten Almrausch zu verwandeln. Moosbewachsene Felsen, aus denen die Bäume herauszuwachsen scheinen, künden vom Wasserreichtum der Region. Majestätisch grüßt die Bergwelt. Nur den Großglockner, den man vom "Glocknerblick", einer Hütte in 2050 Meter Höhe, eigentlich erspähen sollte, versteckt sich hinter Wolken.

In der Asten vergißt man die schroffe Bergwelt. Weit und weich, ja fast lieblich, breiten sich die Almmatten aus, zu dieser Jahreszeit von zahllosen blühenden Wiesenblumen ganz fein durchsetzt. Vom gegenüberliegenden Talhang stürzen Wasserfälle herab, und im Tal ist das Astenmoos, eine Feuchtwiese, besonders geschützt.

Am Talschluß, wo der Astenfluß aus steilem Felsen herabströmt, finden die Pferde Unterkunft beim Bergbauern im flachen Kuhstall, der schon seit ewigen Zeiten besteht. Ebenso die Bauernhütte nebenan. Drei Kinder gehen im Astental zur Schule, die bei einem der Schüler eingerichtet ist. Die Toten konnte man früher nur ab dem Frühjahr im tiefer gelegenen Kirchenort Sagritz begraben. In der Zwischenzeit ruhten sie in einfachen Holzkisten - wie die Kartoffeln. Da soll es schon mal zu Verwechslungen gekommen sein ... Den Reitern bietet das "Sadighaus" ein Matratzenlager. Die bewirtschaftete Hütte liegt fast 2000 Meter hoch.

Zurück in Döllach, erwarten die Truppe eine Gemüsesuppe und Butterbrote mit würzigem Schnittlauch. Wie oft mögen sich die Säumer von einst so wie die heutigen Touristen auf diese warme Mahlzeit am Ende des Tages in den Bergen gefreut haben?

Infos: Nationalparkhotel Schloßwirt, Anton Sauper und Martina Unterwelz, Döllach 100, A-9843 Großkirchheim, Telefon 00 43 / (0) 48 25 / 4 11, www.alpinreiten.com, info@schlosswirt.net

Foto: Über den Wolken: Bergsteigen der besonderen Art


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