28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
27.01.07 / Mitten im Chaos: Preußen als Maßstab / Die Preußische Gesellschaft erinnert an Staatstugenden - und die Berliner Verwaltung weiß von nichts

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-07 vom 27. Januar 2007

Mitten im Chaos: Preußen als Maßstab
Die Preußische Gesellschaft erinnert an Staatstugenden - und die Berliner Verwaltung weiß von nichts
von Klaus D. Voss

Kontrapunkte rund um den Gendarmenmarkt: Hier, am schönsten und wichtigsten Platz Berlins, sollen die Werte und Traditionen Preußens auf keinen Fall untergehen - die "Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg" hält schon im elften Jahr die Stellung. Das prachtvolle Hotel Hilton an der Südseite des Areals ist Stammsitz und Postanschrift der überzeugten Preußen-Bewahrer.

An die 1000 Festgäste waren gekommen, um beim Neujahrsempfang auf das Preußenjahr 2007 anzustoßen: Berliner Wirtschaft und Finanzwelt, Kunst, Medien und Kommerz. Aber: Über die Jahre hat sich kaum ein Aktiver der Berliner Landesregierung in die Festgemeinde eingereiht, dabei müßten gerade sie vom preußischen Geist das einatmen, was Volker Tschapke, der Präsident der Gesellschaft, in seiner Festrede an preußisch-deutschen Tugenden lobte - etwa Sparsamkeit, Vaterlandsliebe, Toleranz, Pflichtbewußtsein, auch Gerechtigkeit und Treue. Heikle Maßeinheiten für die Berliner Zeitgenossen.

Berlin wird rosarot bis dunkelrot regiert, an diesem Tag gab es zwischen Mitte und Kreuzberg-Friedrichshain anscheinend nichts wichtigeres, als dem Alt-Revoluzzer Rudi Dutschke doch noch zu seiner Straße zu verhelfen.

Als schließlich an diesem stürmischen Sonntag Reisende am gesperrten Berliner Hauptbahnhof strandeten und auf ein Quentchen Hilfe hofften, vergeblich. Da war von unserem sprichwörtlichen Organisationstalent wirklich nichts mehr zu spüren. Die Bahn wußte nicht mehr weiter, schlimm genug.

Aber schlimmer noch: Die Berliner Verwaltung tat so, als ginge sie das Chaos mitten in der Stadt nichts an. Kein Unterstand am "Palast der Winde", kein Erbarmen mit den Reisenden. Wer von den kommunalen Größen spürte sich schon in der Pflicht, seinen Besuchern und Gästen zu helfen? Es war nicht Wowis Party.

Aus Fehlern lernen? In der Stammzelle des preußischen Geistes am Gendarmenmarkt war Volker Tschapke bei 1807 angekommen, dem Schicksalsjahr der Preußen.

Was wie ein Ruck damals durchs Land ging und jeden zwang, mit anzupacken, ist zur Geschichte mit Jubiläumswert geworden.

Den "Ruck", den Bundespräsident Roman Herzog vor zehn Jahren einforderte, auf dessen Ertrag warten wir immer noch, klagte der Preußen-Präsident.

Brandenburgs Noch-CDU-Chef Jörg Schönbohm, einer der wenigen Politiker, die sich ohne Wenn und Aber zum preußischen Kern Deutschlands bekennen, hatte sich mit einem Schmunzeln als "Preußens Innenminister" ansprechen lassen - und hob einen anderen Schatz des Landes: Paul Gerhardt, vor 400 Jahren geboren, ein Mann der sich politisch kaum einschüchtern ließ, zu seinen Prinzipien stand und dann doch die schönsten Kirchenlieder schuf. Zu seiner Zeit, erinnerte Schönbohm, hatte Preußen die Folgen des 30jährigen Krieges zu tragen - und ließ offen, wie "übersichtlich" eigentlich die Aufgaben heute rund um Berlin doch seien.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren