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27.01.07 / Operation aus der Ferne / Moderne Methoden bei einer Katheter-Untersuchung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-07 vom 27. Januar 2007

Operation aus der Ferne
Moderne Methoden bei einer Katheter-Untersuchung
von Norbert Matern

Dr. Bernhard Zrenner, Privatdozent und Oberarzt im Deutschen Herzzentrum München, will auf die Journalistengruppe seine eigene Begeisterung für die brandneuen Möglichkeiten zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen übertragen. Und das gelingt ihm. "Eigentlich könnte ich mit unserem neuen Magnetkatheter Patienten aus dem Weltraum behandeln, wenn ich dort in einer Kapsel säße - und zwar millimetergenau. Eine Operation zwischen Boston und Mailand hat es schon gegeben."

In der Münchner Lazarettstraße aber geht es in den Meß- und Kontrollraum neben dem OP, von dem aus man durch eine Glasscheibe den schlafenden Patienten beobachten kann. Bei ihm sind nur zwei Schwestern.

Dr. Zrenner erklärt - immer mit Blick auf den Behandelten - die farbigen Computerbilder auf denen man sieht, wie sein Kollege Dr. Andreas Pflaumer mit einer jungen asiatischen Ärztin vom Meß- und Kontrollraum aus den magnetgesteuerten Katheter im Herzen des Patienten wie auf einer "inneren Landkarte" hin- und herfährt. Er navigiert die magnetische Kathederspitze mit einem Joystick im dreidimensionalen Raum.

Wie das möglich ist, kann auch der Laie schnell erkennen. Rechts und links vom Patienten stehen zwei mindestens einen Kubikmeter große Magneten, die von der amerikanischen Firma "Stereotaxis" in Zusammenarbeit mit "Siemens" entwickelt wurden. Sie sind so stark, daß man eine Woche bräuchte, um sie endgültig abzuschalten. "Führe die Putzfrau ihren Metallwagen dagegen, brächten wir ihn nie wieder los."

Mußte der Arzt auch im Deutschen Herzzentrum München bisher den Elektronenkatheter mühsam an die richtige Stelle des Herzens bringen, so geschieht dies jetzt magnetisch und damit sicherer als per Hand. Niobe heißt das magnetische Großgerät, das zuerst der Untersuchung und dann später der etwa dreistündigen Operation dient.

Mindestens sieben Jahre Erfahrung als Kardiologe sind nötig, um die Führung des traditionell durch die Leiste eingeführten Katheters nicht mehr manuell, sondern magnetgesteuert zu bedienen. "Wir sind Computerärzte", sagt Zrenner und wünscht sich mehr "internationale Zusammenarbeit und nicht Streit, Konkurrenzdenken zwischen den Kliniken, Universitäten und Kollegen". Denn weltweit werden jährlich etwa 400000 Katheter-Ablationen in vorher genau festgelegten Gewebearealen vorgenommen.

Behandelt werden - mit 75 Prozent Erfolg - Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern. Niobe steht erst seit wenigen Wochen im Münchner Herzzentrum, das Gerät gibt es auch in Hamburg und Leipzig. Die Apparatur kostet rund zwei Millionen Euro, an denen sich das bayerische Kultusministerum und Sponsoren beteiligt haben. Bestenfalls wird sie sich amortisieren, von "Profit" für die Klinik kann keine Rede sein.

"Medikamente können nur unterdrücken, wir können heilen und das auch bei Kindern, von denen etwa zwei bis drei Prozent unsere Hilfe nötig hätten", so Dr. Zrenner.

Die Vorteile von Niobe liegen auf der Hand: Die magnetische Steuerung des Katheters ist exakter, die früher nötige Röntgendosis kann reduziert und die Gefahr von Verletzungen der Herzwand, also Perforationen, verringert, wenn nicht ausgeschlossen werden. Vor allem: Der Erfolg einer Ablation, der Verödung eines kranken Herzgefäßes, ist sofort sichtbar.

Die Nachbetreuung der Patienten übernimmt ein Netz von mit dem Herzzentrum zusammenarbeitenden Kardiologen und Hausärzten. Die Krankenkasse zahlt. Da unsere Lebenserwartung derzeit pro Jahr um rund einen Monat zunimmt, wird auch die Zahl der Patienten steigen, die an Herzrhythmusstörungen leiden.

 

Wann ist ein Herzkatheter nötig?

Eine Untersuchung mit dem Herzkatheter und Röntgenkontrastmittel wird durchgeführt, wenn nach Untersuchungen wie EKG, Echokardiogramm oder Farbdopplersonografie:

1) der Verdacht auf eine Engstelle durch Verkalkungen im Bereich der Herzkranzgefäße besteht (koronare Herzkrankheit), 2) die Herzklappen auf ihre Schließfähigkeit oder auf Verengungen untersucht werden müssen, 3) bei vorliegender Herzschwäche die Herzkammern und Vorhöfe dargestellt und ausgemessen werden sollen und man die Herzmuskelkraft, die Blutvolumen, den Blutfluß und die Drücke messen will, 4) Herzfehler, zum Beispiel Öffnungen in der Herzscheidewand, dargestellt werden sollen.

Außerdem können bei der Untersuchung auch therapeutische Maßnahmen erfolgen, wie eine Erweiterung der Herzkranzgefäße (Ballondilatation) bei Einengungen, wenn noch keine Herzoperation erforderlich ist. (Quelle: www.herzberatung.de)


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