25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
03.02.07 / "Es unseren Söhnen schwerer machen" / Eine geplante katholische Privatschule für Jungen kämpft in Brandenburg gegen heftigen Widerstand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-07 vom 03. Februar 2007

"Es unseren Söhnen schwerer machen"
Eine geplante katholische Privatschule für Jungen kämpft in Brandenburg gegen heftigen Widerstand von Links
von Markus Schleusener

In Potsdam versucht eine private Elterninitiative, ein reines Jungengymnasium zu errichten. Sehr zum Ärger der politischen Linken, die allen nichtstaatlichen Bildungsantsalten kritisch gegenübersteht. Im Falle des Projekts "Gymnasium Bornstedt" treten zudem antikatholische Reflexe im ehemals protestantischen, jetzt überwiegend konfessionslosen Brandenburg zutage.

Und dann auch noch ein Jungengymnasium, das kann sich doch nur um einen Rückfall in die Kaiserzeit handeln!

Zwar sprach sich bereits vor gut 20 Jahren die radikalfeministische Frauenzeitschrift "Emma" für die getrennte Behandlung von Jungen und Mädchen aus, freilich keineswegs mit dem Ziel der besseren, weil gezielteren Förderung beider Geschlechter gleichermaßen. Vielmehr stand in "Emma" damals zu lesen: "Wenn wir wirklich wollen, daß es unsere Töchter einmal leichter haben, müssen wir es unseren Söhnen schwerer machen."

Damit war die Marschrichtung vorgegeben, die inzwischen sogar die Bundesregierung eingenommen hat. Familienministerin Ursula von der Leyen gilt als begeisterte Anhängerin des sogenannten "Gender Mainstreaming", also der Diskriminierung von Jungen und Männern zugunsten der Mädchen und Frauen, wenngleich dieser jüngst in Verruf geratene Begriff als solcher keine offizielle Verwendung mehr findet.

Die Folgen sind dennoch deutlich sichtbar: Immer mehr Mädchen machen das Abitur, während die Leistungen von Jungen weiter zurückfallen. Nur, daß niemand auf die Idee käme, jetzt (als Ausgleich für das wachsende Ungleichgewicht) eine spezielle Förderung der Jungs einzuklagen. Im Gegenteil: Die Bevorzugung von Frauen und Mädchen durch den Staat als Arbeitgeber geht weiter.

Was liegt aus der Sicht der Eltern (von Jungen) näher als die Einrichtung von Jungengymnasien, in denen Jungen gefördert werden können? Nichts aus Sicht der Initiatoren des Vereins "Initiative Freie Schulen Brandenburg e.V.", die diese Schule ins Leben rufen will.

"Die Monoedukation (Unterricht nach Geschlechtern getrennt, Anm. d. Verf.) ermöglicht das Eingehen auf geschlechtsspezifische Interessen, Fähigkeiten und Bedürfnisse von Jungen und Mädchen. Deshalb kann ein Gymnasium für Jungen den Schülern besser gerecht werden und sie zu Spitzenleistungen motivieren", heißt es auf der Internetseite des Vereins.

Christoph Rüssel ist Vereinsvorsitzender und sechsfacher Vater. Wer ihn zu Hause anruft, hat meist seine Frau Simone am Apparat. "Entschuldigen Sie, die Kleinen machen soviel Lärm", sagt sie leise, aber selbstsicher. Sie und ihr Mann haben nicht nur viele Kinder, sie gehören auch dem katholischen Orden "Opus Dei" an.

Und hierin liegt wahrscheinlich - wenngleich unausgesprochen - der Hauptgrund für die Widerstände gegen die Schule. Christoph Rüssel gibt sich dennoch optimistisch: "Wenn die Genehmigung kommt, dann fangen wir im Herbst an." Den Antrag hat er bereits im September 2006 gestellt. Doch die Behörde hat sechs Monate Zeit, um darüber zu befinden. Ende März rechnet Rüssel mit einer Antwort. Früher nicht.

Der Landtag hat indes soeben das Landesschulgesetz geändert. Bisher hieß es in diesem Gesetz, "Schüler sollen in der Regel gemeinsam unterrichtet werden". In der neuen Fassung aber steht: "Schüler werden gemeinsam erzogen und unterrichtet." Durch die Neufassung des Gesetzestextes werden Initiativen für Jungenschulen blockiert.

"Das ist eine falsche Behauptung", reagiert der CDU-Abgeordnete Ingo Senftleben gereizt. Offensichtlich ist den Christdemokraten - normalerweise Befürworter freier Schulen - bei den eineinhalbjährigen Beratungen für das Gesetz der entscheidende Passus durch die Lappen gegangen. "Ich kannte zum Zeitpunkt der Verabschiedung des Gesetzes keinen solchen Antrag", wehrt sich der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion.

Wenn die Privatschule nur der Ersatz für die staatliche Schule ist, dann müssen dort die gleichen Regeln nach Punkt und Komma eingehalten werden. Deswegen fürchtet Rüssel jetzt einen ablehnenden Bescheid. Sollte ihm die Genehmigung versagt werden, so will er dagegen klagen.

Er hat gute Chancen. Denn im Grundgesetz sind die Voraussetzungen für Privatschulen eindeutig geregelt. Die Räumlichkeiten dürfen denen staatlicher Schulen nicht nachstehen, Lehrer und Lernziel ebenfalls nicht. Und es darf keine soziale Selektion geben. Mehr wird von Privatschulen im Grundgesetz nicht verlangt. "Wie wir erziehen, das geht das Ministerium nichts an, solange wir uns an die grundgesetzlich geforderten und im Schulgesetz vertieften Vorgaben halten", sagt Rüssel.

 

Opus Die

Opus Dei ("Werk Gottes") ist eine Seelsorgeeinrichtung innerhalb der katholischen Kirche. Es wurde 1928 von dem spanischen Priester José Maria Escriva gegründet, sein Ziel ist es "Heiligkeit in den Alltag zu bringen." Opus Dei hat weltweit angeblich 80000 Mitglieder, davon 600 in Deutschland.

Verschwörungstheoretiker sehen in Opus Dei eine Vatikan-gesteuerte Geheimorganisation und verunglimpfen es deswegen als "mörderische Sekte".


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren