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03.02.07 / Auf leisen Pfoten kommen sie daher / Die Städtische Galerie Karlsruhe widmet der Katze in der bildenden Kunst eine umfangreiche Ausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-07 vom 03. Februar 2007

Auf leisen Pfoten kommen sie daher
Die Städtische Galerie Karlsruhe widmet der Katze in der bildenden Kunst eine umfangreiche Ausstellung
von Silke Osman

Die Menschen oder doch zumindest die Tierfreunde unter ihnen lassen sich in drei Gruppen teilen. Die eine liebt Katzen, die zweite eher Hunde und der dritten sind beide gleichgültig. In der Zeit der Pharaonen Tut-Ench-Amun und Ramses verehrte man in Ägypten Katzen besonders. Der Katzengöttin Bastet wurden sogar Tempel errichtet. Die Gemahlin des Sonnengottes Re wurde als die Göttin der Liebe, der Zeugungskraft, der Stärke und des Guten bezeichnet. Wenn eine Katze starb, wurde sie betrauert und fast genauso aufwendig wie ein Mensch bestattet. Nahe dem ehemaligen Zentrum altägyptischer Katzenverehrung, der im Nildelta gelegenen Stadt Bubasti, fand man bei Ausgrabungen im 19. Jahrhundert Katzenfriedhöfe mit einer in die Millionen gehenden Anzahl von einbalsamierten Katzen, die teilweise in aufwendig gearbeiteten Sarkophagen bestattet waren.

Seit Ende des 18. Jahrhunderts genießt die Hauskatze, die von der afrikanischen Falbkatze und europäischen Wildkatzen abstammt, auch in Europa wachsende Beliebtheit als Haustier. Unzählige Künstler und Schriftsteller haben der Katze in ihrem Werk immer wieder einmal ein Denkmal gesetzt. Oft waren es die eigenen "Stubentiger", die den Weg auf die Leinwand und ins Manuskript fanden. So hat E. T. A. Hoffmann in seinem zweiten Roman, der den umständlichen Titel "Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern. Herausgegeben von

E. T. A. Hoffmann" trägt, seinen Hausgenossen Murr verewigt. Der Kater pflegte sich, so berichtet Hoffmann, auf die poetischen Papiere seines Herrn zu legen, sobald der Bote vom Kammergericht erschien, als wollte er verhindern, daß dieser sehe, "daß er sich mit Ästhetik statt mit Jura beschäftigt". Hoffmann: "Das Tier muß doch Lebensansichten haben." Julius Hitzig, der Biograph des Dichters, bestätigte, das Tier habe mit Vorliebe in einer aufgezogenen Schreibtischschublade voller Manu-skripte gelegen. Bei Abwesenheit des Dichters kümmerte sich die Köchin Louise Bergmann um das Tier und erhielt einmal einen Prachtpokal aus Kristall geschenkt, in den eine von Hoffmann entworfene Zeichnung des Katers geschnitten war. Der Roman erschien in zwei Bänden, 1819 und 1821. Ein dritter sollte folgen, doch Murr starb im November 1821, von Hoffmann tief betrauert. "Wer den verewigten Jüngling kannte, wer ihn wandeln sah auf der Bahn der Tugend und des Rechts, mißt meinen Schmerz und ehrt ihn durch Schweigen", hieß es in einer Todesanzeige, die Hoffmann für seine Freunde schrieb.

In der bildenden Kunst ist Lovis Corinth zu nennen. Von dem Meister aus dem ostpreußischen Tapiau gibt es eine herrliche Fotografie aus dem Jahr 1924, die ihn auf der Terrasse seines Hauses in Urfeld zeigt. Corinth ist in die Lektüre eines kleinen Buches vertieft, die Lesebrille sitzt fast auf der Nasenspitze. Mit seiner Linken hält er ein schwarzes Kätzlein an die Brust gepreßt, während auf seiner Schulter ein grau-weißes Katzenkind sitzt und neugierig in die Kamera blickt. Ein Bild tiefster Zufriedenheit und Ruhe. Der Maler, den man meist als Schöpfer großartiger Bilder vom Walchensee, eindrucksvoller Schilderungen antiker und christlicher Themen, Porträts wie auch Stilleben kennt, hat immer wieder auch Tiere auf die Leinwand gebannt. Im Katalog der Gemälde finden sich allein sieben Darstellungen von Katzen. Das erste Bild war das 1904 entstandene Ölgemälde "Junge Frau mit Katzen", das sich heute im Besitz der Staatsgalerie Stuttgart befindet und Charlotte Berend-Corinth mit zwei jungen Katzen zeigt. Gemalt hat es Corinth in Waidlage in der Mark, wo sich die schwangere Charlotte für einige Zeit aufhielt, während der Meister selbst immer wieder einmal nach Berlin mußte, um sich dort um sein Atelier und die Renovierung der Wohnung zu kümmern. Zu sehen ist das Bild derzeit in einer Ausstellung der Städtischen Galerie Karlsruhe, welche die Katze "als kulturgeschichtliches Phänomen und Motiv der bildenden Kunst zum ersten Mal umfassend thematisiert". Zu sehen sind neben Gemälden, Zeichnungen, Druckgraphik und Plastik auch Fotografien und Comics, darunter die "Katz und Maus"-Bildfolge von Wilhelm Busch, "Fritz the Cat", "Garfield" und natürlich "Tom und Jerry", die nicht nur die jungen Museumsbesucher erfreuen dürften.

"Kein anderes Tier hat eine so enge Beziehung zum Menschen entwickelt, ohne sich ihm untertan zu machen, wie die domestizierte Katze", erläutern die Karlsruher Ausstellungsmacher. "Sie verfügt über alle Eigenschaften, um den Wohnraum mit dem Menschen zu teilen und zugleich dessen Bequemlichkeit nicht allzu sehr einzuschränken. Eine Katze kann - im Gegensatz zum Hund - in der Regel auch ohne den Menschen überleben, sie vereint in sich Unabhängigkeit und Stolz mit Anschmiegsamkeit und Rück-zug, sie scheint Vernunft- und vor allem erotisches Triebwesen in einem zu sein, also das auslebend, was dem Menschen nur bedingt möglich ist. So reichen die Auffassungen in der Kunst vom Kuschel- und Schoßtier über das dämonische Jagdtier bis hin zu erotischen Anspielungen oder Spiegelbildern des Menschlichen. Die Katze, so könnte man sagen, wird zum Begleitwesen der bürgerlichen Gesellschaft. Das Anliegen der Ausstellung ist es, aus der Fülle von unterschiedlichstem Material einige wesentliche Aspekte in der bildenden Kunst herauszustellen."

Unter den mehr als 400 Exponaten finden sich Werke von Impressionisten wie Renoir, Bonnard, Valloton oder Slevogt sowie von Expressionisten wie Kirchner, Marc und Pechstein. Zuvor hatte sich im 19. Jahrhundert eine Reihe von Künstlern dem Katzenmotiv derart intensiv gewidmet, daß sie oft einen Namenszusatz wie "Katzen-Raffael" erhielten. Im 20. Jahrhundert schließlich haben sich auch Max Beckmann, Paul Klee oder Gerhard Marcks zu ihrer Vorliebe für Katzen bekannt, gefolgt von Baselitz, Kippenberger und Ungerer. Aus der Art brut-Sammlung des Museums Charlotte Zander in Bönnigheim stammen schließlich höchst originelle Beispiele der künstlerischen Katzenverehrung.

Die Ausstellung ist in der Städtischen Galerie Karlsruhe mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr zu sehen, montags und dienstags geschlossen, Eintritt 7 / 5,50 Euro, bis 15. April.

Foto: Lovis Corinth: Junge Frau mit Katzen (Öl, 1904; im Besitz der Staatsgalerie Stuttgart)


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