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10.02.07 / Alkoholkrise / Wodka ist für Russen wichtiger als Brot

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-07 vom 10. Februar 2007

Alkoholkrise
Wodka ist für Russen wichtiger als Brot
von M. Rosenthal-Kappi

Nicht ohne ihren Wodka" wollten sich 440 betrunkene Angler, die auf einer Eisscholle vor Sibirien aufs offene Meer getrieben waren, retten lassen. Erst als es dämmerte, stiegen sie - ohne Ausrüstung und Wodkaflaschen - in den Hubschrauber, der sie ans Ufer brachte.

Daß Alkohol für Russen wichtiger ist als Brot oder Benzin, zeigt die "Alkoholkrise" des vergangenen Jahres - die schlimmste nach Gorbatschows Verbotsversuchen 1985 -, die bis heute nachwirkt.

Was war geschehen? Zum

1. Januar 2006 sollte das Gesetz "Über die staatliche Regulierung der Produktion und des Verkaufs von Äthylalkohol und alkoholischen Getränken" in Kraft treten. Ziel war es, den russischen Alkoholmarkt unter Kontrolle zu bringen, gefälschte Produkte niederer Qualität zu verhindern, um Vergiftungen vorzubeugen.

Das System war einfach gedacht: Mittels Strichcode sollten neue Steuerbanderolen beispielsweise Aufschluß über Herkunft und Transportrouten liefern. Beim Verkauf würden die Strichcodes gescannt und die Daten an die Steuerbehörde übermittelt; so wäre der Weg des Alkohols von der Herstellung bis zum Verbraucher nachvollziehbar. Bis zum Januar 2006 mußten alle Alkoholhändler mit entsprechender Technik ausgerüstet sein.

Eine Verkettung von Pannen ließ das Vorhaben im Chaos enden. Die Banderolen wurden viel zu spät ausgegeben, beim Betrieb fiel das Kontrollsystem aus: teils konnte der Code nicht gelesen werden, teils ging er verloren, die Daten mußten manuell eingegeben werden - der Zoll hatte keinen Zugriff aufs System, weil der Server abgestürzt war.

Gleichzeitig sorgte die russische Verbraucherschutzbehörde "Rospotrebnadsor" für ein Verbot georgischer und moldawischer Weine.

Es kam zu Hamsterkäufen, der Schwarzmarkt, der ja eigentlich bekämpft werden sollte, blühte auf, Menschen starben an Vergiftungen.

Präsident Putin hat inzwischen genug und forderte Premier Fradkow auf, das Gesetz endlich zufriedenstellend umzusetzen.


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