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Suchen und finden
10.02.07 / Wieder vereint nach über 60 Jahren / Der Kirchliche Suchdienst brachte den Sohn einer Zwangsarbeiterin mit der Familie seiner Mutter zusammen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-07 vom 10. Februar 2007

Wieder vereint nach über 60 Jahren
Der Kirchliche Suchdienst brachte den Sohn einer Zwangsarbeiterin mit der Familie seiner Mutter zusammen

Erst 16 Jahre nach dem Mauerfall hat der Sohn einer Ostpreußin Ingo Meiselbach die Familie seiner Mutter gefunden. Bis dahin wußte er noch nicht einmal von der Existenz seiner Angehörigen.

Kriegsende 1945: Andreas und Franziska Zimmermann müssen innerhalb kürzester Zeit mit ihren acht Kindern ihre Heimat in Schönau, Kreis Allenstein verlassen. Auf der Flucht wird Elisabeth, die 28jährige Tochter mit ihrem kleinen Jungen von Mann und Familie getrennt. Eine verzweifelte Suche beginnt, doch es findet sich keine Spur mehr von ihnen. Elisabeth wurde mit ihrem kleinen Jungen nach Rußland verschleppt und kam erst 1949 mit einem Transport aus Sibirien zurück - ohne ihren kleinen Sohn, der nicht überlebt hatte. Sie ließ sich in Mecklenburg nieder, und hier wurde in zweiter Ehe der heute 53jährige Ingo geboren. Seine Schwiegereltern hatten sich schon vor vielen Jahren an die Behörden in der DDR gewandt. Dort erhielten sie die Auskunft, daß Elisabeths Vater auf der Flucht gestorben sei und seine Frau etwas später in Bautzen das selbe Schicksal ereilt habe. Heute weiß man, daß dies nicht der Wahrheit entsprach. Die Gesuchten lebten nach dem Krieg mit ihren sieben Kindern in Westdeutschland.

Aber auch dort blieben die Versuche, nun umgekehrt eine Spur von Elisabeth zu finden, erfolglos. Die bange Frage "Was ist aus Elisabeth geworden?", "Lebt sie noch?" begleitet die Eltern und die Geschwister ein Leben lang. "Verschollen" war auch hier die einzige Auskunft und keine der beiden Familien wußte, daß sie nur die Grenze trennte. Aber auch nach dem Mauerfall änderte sich daran vorerst nichts.

Nicht zuletzt der Hartnäckigkeit von Ingo Meiselbachs Ehefrau Regina und seinem Sohn ist es zu verdanken, daß ein erneuter Versuch gestartet wurde. Diesmal vorbei an den Behörden - übers Internet. Hier stieß Ingo Meiselbach auf die Website des Kirchlichen Suchdienstes. Er gab eine Suchmeldung auf.

"Wir konnten es fast nicht glauben, als wir bereits nach zwei Tagen eine Antwort erhielten - und dazu noch eine positive", so Regina Meiselbach. "Man kann kaum die Gefühle beschreiben, die man in so einem Moment empfindet. Es ist einfach überwältigend." Traurig ist nur, daß von Elisabeths Geschwistern niemand mehr am Leben ist. Es hat allerdings reichlich Familienzuwachs gegeben - viele Onkel und Tanten sowie eine große Schar von Cousinen und Cousins.

Der Kontakt untereinander besteht momentan nur telefonisch. Aber es ist ein großes Familientreffen zu Ostern geplant. Die Vorbereitungen laufen. Familienfotos werden ausgetauscht, in Alben eingeklebt. Ein erstes Kennenlernen. Aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg haben die Meiselbachs weder Fotos noch Dokumente. Elisabeth konnte damals nur knapp ihr eigenes Leben retten. Die Familie und die Vorfahren sind jetzt natürlich Hauptthema bei den Meiselbachs. Es gibt soviel zu erzählen und zu erfahren ...

Wer auch wissen möchte, was aus seinen Angehörigen oder Freunden geworden ist, wende sich an den Kirchlichen Suchdienst, Geschäftsstelle, Lessingstraße 3, 80336 München, Telefon (0 89) 54 49 72 01, E-Mail: ksd@kirchlicher-suchdienst.de , www.kirchlicher-suchdienst.de.

Elisabeth Meiselbach geborene Zimmermann mit ihrem Sohn Ingo Foto: privat


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