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10.02.07 / Ein Hauch von Süden / Schwerin bezaubert mit märchenhaften Bauten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-07 vom 10. Februar 2007

Ein Hauch von Süden
Schwerin bezaubert mit märchenhaften Bauten
von Helga Schnehagen

Als den wohl schönsten Parlamentssitz Deutschlands bezeichnete der damalige Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker das Schweriner Schloß. Dieses Jahr nun wird das Märchenschloß 150 Jahre alt. Zu Pfingsten laden Ausstellungen, Märkte und kulturelle Veranstaltungen zu einer Zeitreise von 1875 bis 2007 ein. Bereits Ostern öffnet das Orangeriecafé auf der Schloßinsel seine Türen. Spätestens dann beginnt Mecklenburg-Vorpommerns Hauptstadt in Traumlage wieder, mit ihrem Residenzstadt-Flair die Besucher in ihren Bann zu ziehen.

Von April bis Oktober hat auch das angeschlossene Orangerie-Café seine gläsernen Türen geöffnet. In der Zwischenzeit überwintern hier die mediterranen Topf- und Kübelpflanzen des Burggartens. Allerdings sind es noch nicht annähernd so viele wie zu Großherzogs Zeiten: Da waren es über 800 Stück. Die Palmen und Orangenbäumchen verbleiben in dem Glasbau - zur Freude der Kaffeegäste. Dazu der Blick durch die toskanische Säulenkolonnade des Orangeriehofs auf den grenzenlos glitzernden Schweriner See, und man fühlt sich weit weg irgendwo im warmen Süden.

Gen Süden gingen auch die Träume von Herzog Friedrich Franz II. vor 150 Jahren, als er den Schloßumbau beginnen ließ. Gesagt haben soll er aber nur: "So künn ick mie dat hier op'e Insel ock vörstelln", verrät Stadtführerin Maria Luck, als ihm Hofbaumeister Demmler nach seiner Loire-Reise die Ansicht von Schloß Chambord zeigte. Den Rekord des französischen Renaissance-Schlosses mit seinen über tausend Türmen und Türmchen, Dachfenstern und Luken erreicht das Schweriner Schloß zwar nicht. Aber seine "nur" 300 Aufbauten sind völlig ausreichend, damit sich die Augen in den unzähligen Details des Baus verlieren.

Ausgesprochen vielgestaltig präsentiert sich auch der romantische Burggarten zu Füßen der Insel-Residenz. Ein bedeutender Teil befindet sich auf dem Dach der dreiflügeligen Orangerie. Damit gehört die Historismus-Anlage zweifellos zu den schönsten "Dachgärten" Deutschlands. Eine Drehbrücke verbindet ihn mit dem Schloßgarten, der wie ein Mini-Versailles anmutet. Spaziert man durch die barocke Anlage, stößt man auf den bereits 1818 erbauten Schloßgarten-Pavillon, jetzt Café und Restaurant. An stilvollen Einkehrmöglichkeiten mangelt es Schwerin wahrlich nicht.

Vom Grün des ehemaligen Alten Gartens am städtischen Ufer ist schon lange nichts mehr zu sehen. Dafür dominieren drei Historismus-Klassizismus-Bauten den Platz: das Paar von Staatstheater und Staatlichem Museum sowie das Regierungsgebäude der heutigen Staatskanzlei. Seit 1993 erfüllen die herzoglichen Prachtbauten eine Zusatzaufgabe. Während der sommerlichen Opernfestspiele unter Sternen dienen ihre Säulenfassaden als Kulisse und die große Museumstreppe als Bühne. Spezialisiert auf Verdi-Opern, steht 2007 "Der Tourbadour" auf dem Programm (29. Juni bis 5. August 2007).

Vorbei am schlohweißen Regierungsbau geht's durch die Schloß-Straße direkt in die Fußgängerzone der Altstadt. Vorausgesetzt, man bleibt Ecke Puschkinstraße nicht im Café Prag hängen, Schwerins ältestem von 1755. Lohnen würde es sich allemal, allein schon wegen der Wiener Kaffeehausstimmung. Noch älter ist das Weinhaus Uhle in der nahen Schusterstraße. 1751 gegründet, gehörte es zum Kreis der Hoflieferanten. Heute speist man unter Stuck und Kronleuchtern bei gebratenem Doradenfilet auf Tomatenconcassé und Estragonreis.

Einen Überblick über die hübsche Altstadt mit ihren nach altem Muster neu gepflasterten Gassen hat man vom Turm des gotischen Doms. Eine Wendeltreppe mit 220 Steinstufen führt zur Besuchergalerie in 50 Metern Höhe. Der sportliche Aufstieg lohnt. Die Aussicht ist umwerfend. Unweigerlich bleibt der Blick am zentralen Markt hängen.

Auffallendstes Gebäude ist das Alte Rathaus, hinter dessen Fassade im Tudorstil sich vier Fachwerkhäuser verbergen. Die elegante Säulenhalle an der anderen Platzseite war einst Markthalle. Auch sie ist jetzt Café.

Gegenüber glitzert der innerstädtische Pfaffenteich mit seiner modernen Ufertreppe und den baumbestandenen Flanierwegen. Hebt man den Blick, offenbart sich Schwerins traumhafte Lage inmitten von Wald, Wiesen und insgesamt zehn blauen Seen.

Ein Ausblick, der neugierig macht auf Entdeckungen. Etwa auf Schloß Basthorst am Ufer des hauseigenen Glambecksees rund 20 Kilometer östlich von Schwerin.

Auch hier edle Pferde, die den Besucher am Parkeingang begrüßen. Die sich aufbäumenden Rosse, kunstvoll aus dem Stein gemeißelt, sind Kopien von Christian Friedrich Genschows Rossebändigern auf der Schweriner Schloßbrücke. Und deren Vorbilder? Die findet man in den antiken Rossebändigern aus der römischen Kaiserzeit vor Roms Präsidentenpalast auf dem Quirinal. Und diese wiederum sind Kopien griechischer Originale aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.

Hübsch renoviert, ist der rund 200 Jahre alte Adelsbau heute Schloßhotel. In den 47 antik eingerichteten Zimmern übernachten viele Golfer. Es gibt auch einen neuen Golfplatz der Extraklasse.

In Schwerins Außenstelle in Sachen Sport liegt der ebenfalls hervorragend renovierte denkmalgeschützte Gutshof Vorbeck.

Hinter dem klassizistischen Portal verbergen sich elf geräumige Ferienwohnungen vom Allerfeinsten. Ein angrenzender, im Stil durchaus passender, Reitstall erfüllt Pferdeliebhabern alle Wünsche. Ein Kanuverleih erlaubt es, auf der Warnow zum Barniner See zu paddeln oder gar über Rostock bis zur Ostssee in Warnemünde.

Tourist-Information, Am Markt 14, 19055 Schwerin, Telefon (0385) 59 18 39 47, www.schwerin.com

Das Schweriner Schloß erstrahlt von außen in neuem Glanz: Im Innenhof wird aber noch restauriert. Foto: Bel


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