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10.02.07 / Der Foto-Knigge / Fotografieren im Urlaub bedarf auch Einfühlungsvermögens

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-07 vom 10. Februar 2007

Der Foto-Knigge
Fotografieren im Urlaub bedarf auch Einfühlungsvermögens

Wer in fremde Länder reist, hat in der Regel auch eine Kamera und jede Menge Filme im Gepäck. Doch sollte man nicht einfach drauflos knipsen. In vielen Ländern ist es zum Beispiel verboten, militärische Einrichtungen oder auch Kraftwerke, See- und Flughäfen zu fotografieren. Informationen dazu erhält man beim Auswärtigen Amt. Der Aufforderung von Uniformierten, das Fotografieren einzustellen, muß in solchen Fällen sofort Folge geleistet werden. Aber auch auf den Rat der Einheimischen sollte man hören.

Doch es gibt noch andere sensible Bereiche. Kirchen, Moscheen oder Tempel sind besonders eindrucksvolle Bauwerke mit schön gestalteten Innenräumen. In Kirchen darf in der Regel fotografiert werden. Es gibt aber auch Fotografierverbote, um jahrhundertealte Fresken zu bewahren: Die Helligkeit der Blitzlichter schädigt die Farben, bringt sie zum Verblassen.

Auch in anderen Kulturkreisen darf man in religiösen Einrichtungen die Kamera zücken - allerdings nicht in allen: "Es ist wichtig, sich vorher zu informieren. In islamischen Ländern darf man zum Beispiel manche Moscheen fotografieren, andere nicht. Das erfährt man aber nur vor Ort", sagt Klaus Betz vom Studienkreis für Tourismus und Entwicklung in Ammerland am Starnberger See. Fragen, sich informieren, das sind die wichtigsten Instrumente, um als fotografierender Urlauber nicht unangenehm aufzufallen.

Reiseexperte Betz hat ein Beispiel parat: "Wer in einem Land mit hinduistischem Glauben eine Gruppe weiß gekleideter Menschen fotografiert, hat eine Beerdigung vor sich." Und davon würde man schließlich bei uns auch kein Foto machen.

Menschen zu fotografieren verlangt viel Fingerspitzengefühl. Wie würde man sich selbst fühlen, wenn man ungefragt abgelichtet wird? Das sollte man sich immer fragen, bevor man abdrückt, ist der Rat von Betz. Wer sich in das Gegenüber hineinversetzt, vermeidet Fettnäpfchen und Ärger. "Viele Menschen haben nichts gegen ein Foto, sie wollen nur gefragt werden. Und das geht auch wortlos mit Hilfe von Gesten, wenn man die Sprache nicht kann", betont Betz. Manchmal kann es auch passieren, daß man aufgefordert wird, ein Foto zu machen. Wer dann verspricht, einen Abzug zu schicken, sollte dieses auch unbedingt einhalten.

Besonders Kinder lieben Digitalkameras, weil sie sich auf dem Display gleich sehen können.

Vor allem in ärmeren Ländern stecken Urlauber den fotografierten Kleinen manchmal Geld zu. Das sollte man aber auf keinen Fall tun, warnt Betz: "Damit setzt man die falschen Zeichen. Fremde bedeuten dann für die Kinder Geld und sie fangen an, direkt danach zu verlangen."

Manchmal führe das dazu, daß sie mit dem Posieren für Fotos mehr verdienen als ihre arbeitenden Eltern. Und dadurch den Respekt vor ihnen und der Arbeit verlieren. Und noch schlimmer sei, daß manche Eltern die Kinder nicht mehr zur Schule schicken, weil sie mit den Fotos Geld für die Familie verdienen sollen. Wer den Kindern helfen will, sollte besser eine Organisation unterstützen, die sich für die Belange der Kinder einsetzt und zum Beispiel Schulen baut. ddp


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