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03.03.07 / Familien alleingelassen / Streit um Krippenplätze geht an den Sorgen der Eltern vorbei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

Familien alleingelassen
Streit um Krippenplätze geht an den Sorgen der Eltern vorbei
von Klaus D. Voss

Eltern, die in unserem Land Kinder großziehen, werden sich von den Wichtigtuereien nicht täuschen lassen. Das Wettrennen der Parteien um die Schlagzeilen täuscht - die Familie steht keineswegs dort, wo sie hingehört: im Mittelpunkt der deutschen Politik. In Deutschland herrscht Stillstand in der Reformpolitik - nur deshalb konnte der Plan, die Zahl der Krippenplätze für Kleinkinder zu erhöhen, zum Generalthema der Innenpolitik aufrücken. Daraus eine Grundsatzfrage zu machen, verstehe noch wer will - die Geburtenrate wird im Keller bleiben.

Die Eltern haben recht, wenn sie sich vom Staat, von Bund und Ländern, im Stich gelassen fühlen. Eine Politik, die Familien wirklich unterstützen will, darf ihren Eifer nicht auf Krippenplätze oder Umschichtungen beim Kindergeld beschränken. Als wäre es damit getan; die Probleme, die Familien in Deutschland haben, fangen nach dem Krippenalter erst an.

Wehe, wenn die Kinder schulreif werden. Zwar gibt es immer noch einige tadellose Schulen, aber die meisten Gebäude sind heruntergekommen, der Unterrichtsausfall ist nicht akzeptabel, und die Lernmittel stammen zum Teil noch aus der Zeit, als die DDR noch auf den Landkarten stand. Kinderalltag in Deutschland.

Wenn nicht - wie jetzt in Flächenländern wie Brandenburg - Klassen oder Schulen ganz geschlossen werden und man die Kinder zu Bildungs-Nomaden macht. Wer seine Unterrichtszeit im Schulbus auf dem Weg in die Nachbarstadt verbringen muß, darf sich über seinen Platz im letzten Pisa-Drittel nicht wundern. Die Bücherei, die trotz Geldmangels wenigstens noch ein paar Stunden in der Wochen offenbleibt, ist ein kleiner Lichtblick, mehr nicht. Das ist Bildungsförderung in Deutschland.

Wenn der Staat droht - aktuelles Beispiel ist Berlin - die Schwimmbäder nicht mehr aufzumachen, die Turnhallen verkommen läßt und die Sportvereine nur noch ein paar Euro für die Jugendarbeit erhalten - dann merken Kinder und Eltern sehr schnell, was sie der öffentlichen Hand wert sind, zum Beispiel bei der Fitneß-Förderung.

Ein leidvolles Thema ist, wie der Staat mitwirkt, den Familien ein Umfeld zu schaffen, in dem die Kinder wenigstens halbwegs beschützt aufwachsen können. Die Realität sieht bedrückend aus - und die Dealer an der Ecke müssen noch nicht einmal besonders die Polizei fürchten.

Es gibt alarmierende Hinweise auf eine wachsende Gewaltbereitschaft unter den Jugendlichen, doch Lehrer und Erzieher bleiben mit ihren Sorgen allein. In der Tat, wie an der Berliner Rütli-Schule, müssen Lehrer erst damit drohen, den ganzen Laden dichtzumachen, um wenigstens einmal gehört zu werden - kein gutes Zeugnis für die Verantwortlichen in Deutschland.

Schließlich beherrscht Jahr um Jahr Eltern die Not, ihre Kinder in eine Berufsausbildung zu bringen, die den Talenten des Nachwuchses gerecht wird und die ihm eine Perspektive für das Leben aufzeigt. Auch hier hält der Staat nicht Wort und bleibt mit seiner Hilfestellung weit zurück. Wer stärkt schon das Vertrauen der Familien in die Zukunft?


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