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03.03.07 / Studie: Gewalt ist Alltag hinter Gittern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

Studie: Gewalt ist Alltag hinter Gittern

Eine Studie des Krimonologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen enthüllt das bisher öffentlich und seitens der Politik kaum wahrgenommene Ausmaß der Gewalt in deutschen Gefängnissen. Vor allem Jugendliche fallen demnach durch besondere Brutalität auf.

Die Studie zur Gewalt rettete Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU), Justizministerin von Nordrhein-Westfalen, wahrscheinlich vor dem Rücktritt. Der Vorfall von Siegburg - dort hatten jugendliche Häftlinge "einen Menschen Sterben sehen wollen" und dies völlig unbemerkt auch ausgeführt - wäre eigentlich Grund genug zu einem solchen Schritt gewesen. Die Ministerin, zur Tatzeit gerade anderthalb Jahre im Amt, wollte sich aber mit dem vorher schon in Auftrag gegebenen Papier ein objektives Bild der Lage machen.

Die beauftragten Kriminologen enthüllen darin: Politiker aller Parteien hatten das Thema Gewalt in Haft lange ausgeblendet. Fazit der Forscher ist, "daß Gewalt im Strafvollzug gewissermaßen alltäglich ist". 638 Gefangenenakten standen zur Auswertung allein für Vorgänge im Jahr 2005 bereit - eine Sammlung des Faustrechts, stellten die Wissenschaftler fest. Tätlichkeiten mit Fäusten und Fußtritten sind bereits Routine. Messer kommen trotz Haftbedingungen noch in sechs Prozent aller Auseinandersetzungen vor. 56 Prozent der Täter sind jünger als 25 Jahre. Neuankömmlinge werden zur Begrüßung und zum Abschied rituell brutal mißhandelt. Viele Täter sind Ausländer, in erster Linie Türken, gefolgt von Häftlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien.

Nur ein Viertel der Gewaltauffälligen, die zumeist einschlägig bekannt für ihr Verhalten sind, sind Deutsche. Am häufigsten schlagen statistisch Diebe und Betrüger zu. Auch der Anteil der Rußlanddeutschen ist mit 17 Prozent deutlich erhöht. Die Gewalt ist orts- und zeitunabhängig, meist spontan. Nur durch beherztes Einschreiten der Justizvollzugskräfte sei in vielen Fällen Schlimmeres verhindert worden. Daß an den Wochenenden vermehrt Gewalt herrsche, konnte die Studie dagegen nicht feststellen. SV


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