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03.03.07 / Der Reiz der Großen / Deutsche Studenten favorisieren weltweit agierende Unternehmen als Arbeitgeber

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

Der Reiz der Großen
Deutsche Studenten favorisieren weltweit agierende Unternehmen als Arbeitgeber
von Ansgar Lange

Den deutschen akademischen Nachwuchs zieht es vor allem zu den Großen. "Boston Consulting Group" (BCG), "McKinsey", "Porsche", "BMW" und "Lufthansa" sind die bevorzugten Arbeitgeber junger deutscher Ökonomen, so das Ergebnis einer Exklusivstudie des "Manager-Magazins".

Für die Studie wurden rund 2600 Hochschulabsolventen durch das Beratungsunternehmen "Universum/Access" befragt. Frauen beginnen ihre Karriere am liebsten bei "BMW", so eine Sonderauswertung. Berufseinsteiger mit den besten Noten und Qualifikationen bevorzugten große Unternehmensberatungen wie die "BCG" und "McKinsey".

Besonders gut qualifizierte Personen haben nach dem Studium keine Probleme, einen angemessenen Job zu finden, stellt die Exklusivstudie fest. Inzwischen könnten sich viele Einsteiger sogar aussuchen, wo sie arbeiten möchten, da die Arbeitgeber wieder um die besten Köpfe konkurrierten. Doch auch die Anforderungen an die Bewerber seien weiter gestiegen.

Die Durchschnittsgehälter der Berufsstarter bewegen sich mit Summen zwischen 36000 Euro und 41000 Euro auf dem Niveau der Vorjahre, so die Studie. Besonders gut qualifizierte Einsteiger könnten aber deutlich höhere Einkommen erzielen. Bis zu 100000 Euro könne beispielsweise ein junger Jurist in einer Großkanzlei verdienen.

"Es ist nachvollziehbar, daß Top-Leute ihren beruflichen Einstieg bei international agierenden Konzernen planen", sagte Michael Müller, Wirtschaftssenator im "Bundesverband mittelständische Wirtschaft" (BVMW).

"Der Reiz der großen Namen ist sehr verlockend. Die mittelständischen Unternehmen müssen sich daher mehr anstrengen, um an die besten Bewerber zu kommen. Selbstverständlich sind ,McKinsey', ,Porsche' oder ,Lufthansa' jedem bekannt. Doch in mancher Nische oder in der vermeintlichen Provinz gibt es den einen oder anderen Mittelständler, der in seinem Segment zur Weltspitze gehört. Die Mittelständler müssen den Kampf um die besten Köpfe offensiver als bisher angehen und darauf aufmerksam machen, daß sie vielleicht bei der Höhe des Gehalts nicht mithalten können, dafür aber bei der Gestaltungsfreiheit und Eigenverantwortlichkeit. Zudem wird das Geschäft der Mittelständler immer internationaler und damit interessanter." Nicht nachvollziehbar sei die geringe Bereitschaft zur Selbständigkeit bei Hochschulabsolventen in Deutschland.

"Hier versagt das Universitätssystem, wie ein Vergleich mit unseren Nachbarländern oder mit den USA klar belegt. Gute Forscher und Lehrer müssen auch unternehmerisch denken. Es dürfte schwer fallen, einen naturwissenschaftlichen Nobelpreisträger zu finden, der nicht auch unternehmerisch engagiert ist. Die gemächlichen Prinzipien der öffentlich-rechtlichen Hochschulbürokratie passen nicht mehr zu einer unternehmerischen Wissensgesellschaft. Prosperierende Länder und Regionen sind zunehmend auf die rasche Einführung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Wirtschaft angewiesen und benötigen dafür Unternehmerpersönlichkeiten", resümiert IT-Dienstleister Müller.

In Österreich sieht die Situation anders aus. Etwa ein Drittel der Studierenden plant nach der Studie "Austrian Survey on Collegiate Entrepreneurship 2006" den Berufseinstieg als unselbständig Tätiger in einem kleinen oder mittleren Unternehmen (bis 250 Mitarbeiter).

"Ein Laufbahnbeginn in einem Großunternehmen wird vergleichsweise nur von 15,8 Prozent genannt. In der Forschung wollen 9,3 Prozent tätig werden. Eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst wird nur von 5,9 Prozent angestrebt. Etwa jeder siebente Absolvent strebt bereits direkt nach Studienabschluß die Aufnahme oder Fortführung einer unternehmerischen Tätigkeit an", so Studienautor Prof. Dr. Norbert Kailer, Vorstand des "Instituts für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklung" der Johannes Kepler Universität Linz.

Das Gründungsklima an der eigenen Hochschule werde von 28 Prozent der österreichischen Studierenden als sehr oder ziemlich gut eingeschätzt, 45 Prozent bezeichnen es als eher gut.

Obwohl an sich von einer mehrjährigen Wartezeit zwischen dem Ende des Studiums und dem Beginn einer unternehmerischen Tätigkeit auszugehen sei, zeige die internationale ISCE-Studie bereits einen beachtlich hohen Anteil studierender Unternehmer und Unternehmerinnen 3,2 Prozent von insgesamt 37412 antwortenden Studierenden.

"Absolut gesehen entfällt der größte Anteil von Studierenden mit unternehmerischer Erfahrung auf Österreich mit 35 Prozent, gefolgt von Neuseeland mit 21 Prozent, der Schweiz mit 17 Prozent und Deutschland mit sieben Prozent", so das Fazit von Kailer.


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