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03.03.07 / Die Ewiggestrigen / Grenzländer schwärmen in der Tschechei von guter, alter Zeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

Die Ewiggestrigen
Grenzländer schwärmen in der Tschechei von guter, alter Zeit
von Wolf Oschlies

Träger der Banner mit dem "Choden-Hund", dem Wappen der mittelalterlichen Grenzwächter Böhmens, Nationalhymne, Hussiten-Choral "Die ihr Gottes Streiter seid ...", Ansprachen an "Genossinnen und Genossen": Was wie surreales Theater anmutete, war letzten September der Auftakt des VII. Nationaltreffens des "Klubs des tschechischen Grenzlands" (KCP) in Brno (Brünn). Alle zwei Jahre wird Heerschau gehalten, in der Zwischenzeit dirigieren ein "Nationalrat" und 14 "Bezirksräte" den KCP. Vor 15 Jahren gegründet, müht der sich ab mit dem Motto "Nur wenn unser Grenzland tschechisch bleibt, bleibt auch unser ganzes Vaterland tschechisch" einen tschechischen Nationalbolschewismus zu schaffen.

Ein hoffnungsloses Unterfangen! Die 7000 Mitglieder sind mehrheitlich Karteileichen, besonders in Nordböhmen ist der Schwund enorm, von den 14 Bezirksräten zeigen nur zwei Reste von Aktivität. Die Vortragsangebote des KCP stoßen auf Desinteresse, besonders in den Schulen werden KCP-Aktivisten "häufig abgewiesen". Die Vereinskasse ist chronisch leer, das Vereinsblättchen "Hranicar" (Grenzer) bringt nichts ein, Sponsoren lassen sich nicht sehen, und "wir Rentner können nicht den Klub vom Haushaltsgeld finanzieren" (wie ein KCP-Aktivist klagte). Großaktionen des KCP - etwa 2005 die "Internationale Stafette Auf den Spuren der Befreier", die über Breslau, Berlin, Dresden und Prag führte - fallen als Kleinstunternehmen aus und "wurden von allen Städten, die wir besuchten, überhaupt nicht wahrgenommen".

Seit einigen Jahren unterhält der KCP eine Website (www.klub-pohranici.cz), auf der der Befreiungsschlag zu verfolgen ist, mit dem der Klub aus seinem Schattendasein treten will. Das Zauberwort heißt "tschechische Nationalinteressen", und darunter wird buchstäblich alles subsumiert, was nur denkbar ist: Man feiert altböhmische Könige und den tschechoslowakischen Staatsgründer Masaryk, rühmt mittelalterliche Reformer wie Jan Hus und kommunistische Diktatoren wie Klement Gottwald - den debilen Alkoholiker, der die demokratische Tschechoslowakei 1948 Stalin komplett auslieferte. Man pflegt die "Gedenkstätten" der Sowjet-Besatzer von 1968 und polemisiert gegen Globalisierung, Israel, USA, Nato und was sonst noch in der Rubrik "Denationalisierung" Platz findet.

Größter Dorn im KCP-Auge sind die Deutschen, denn "mit hoher Intensität geht der Germanisierungsprozeß weiter, der unmittelbar nach dem Jahr 1989 begann". So KCP-Vorsitzender Karel Janda, wobei er besonders den "deutschen Einfluß im tschechischen Grenzgebiet" beklagte. Und da wird es entlarvend: Wie Václav Houzvicka, führender tschechischer Soziologe interethnischer Beziehungen, seit 15 Jahren akribisch erkundet, geht tschechische Reserviertheit gegenüber Deutschland laufend zurück und macht gelassener Nachbarschaft Platz - verstärkt seit 2004, als Tschechien EU-Land wurde. Über zwei Drittel der Grenzlandbewohner unterstützen den pragmatischen Koexistenzkurs der Prager Regierungen. "Die Vergangenheit bleibt, rückt aber immer weiter zurück", resümierte Houzvicka 2006 seine Untersuchungen, "und wenn sie schon thematisiert wird, dann in einer konfliktarmen Form".

Der KCP kann nicht gemeint sein, denn der prolongiert alte Grenzseligkeit, als noch Helden "im Kampf gegen den Klassenfeind" umkamen und an der Grenze "das Vaterland beschützt" wurde.

Nun sucht der KPC Partner, wobei er sich als wahrer "Allesfresser" entpuppt - was immer sich im tschechischen Spektrum rechts oder links außen tummelt, wird umworben. Dabei waren sogar zwei Erfolge zu verzeichnen. Zum einen hat man beste Kontakte zur "Kommunistischen Partei Böhmen und Mährens" (KSCM), der stalinistischsten in ganz Osteuropa, und zum "Verband der kommunistischen Jugend" (KSM), einer Gruppe extremistischer Maulhelden. In dieser Kumpanei fühlt der KCP sich wohl, zudem stehen ihm die Blätter der Linksextremen offen.

Der zweite Erfolg ist "internationaler" Natur, was konkret heißt, daß man "ehemalige Grenzschützer" aus Polen, der Slowakei und vor allem der Ex-DDR brüderlich umarmt. Stargast bei KCP-Treffen war häufig Generaloberst Klaus-Dieter Baumgarten, Ex-Chef der DDR-Grenztruppen und gnadenloser Einpeitscher des Schießbefehls: "Wenn notwendig, dann treffen mit dem ersten Schuß." Gleich und gleich gesellt sich gern.


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