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03.03.07 / Künstler und erfolgreicher Unternehmer / Aschaffenburg zeigt an mehreren Orten gleichzeitig Werke von Lucas Cranach d.Ä.

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

Künstler und erfolgreicher Unternehmer
Aschaffenburg zeigt an mehreren Orten gleichzeitig Werke von Lucas Cranach d.Ä.
von Silke Osman

Picasso sagte einmal in einem Interview, daß er Lucas Cranach d. Ä. für den größten deutschen Künstler halte. Nur ein Jahr jünger als Albrecht Dürer war Cranach, der andere große Künstler der Renaissance, der Maler, Graphiker und Unternehmer, geboren 1472 im fränkischen Kronach und ausgebildet in Wien. - Eine kleine Brauerei in seiner Vaterstadt hat es sich nicht nehmen lassen, ein Bier nach dem großen Meister zu benennen. Viele Ausstellungen widmeten sich in der Vergangenheit diesem großen Künstler, Museen von Rang rühmen sich, seine Werke zu besitzen.

Es war eine spannungsreiche Zeit, in der Cranach lebte. Kaiser und Kirche stritten um die Macht, Martin Luther legte sich mit der Kirche an. Cranachs größter Auftraggeber war der katholische Kardinal, Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Kurfürst und Reichserzkanzler Albrecht von Brandenburg, der mächtigste Kirchenfürst des Abendlandes. Eine prachtvolle Ausstellung in Halle würdigte vor wenigen Monaten den widersprüchlichen Mäzen (siehe Folge 43 / 06). Er ließ Cranach die neue Stiftskirche in Halle ausgestalten, der dort den größten Gemäldezyklus der deutschen Kunstgeschichte fertigte. 1541 mußte Albrecht vor der Reformation aus Halle fliehen. Dabei nahm er viele der Kunstwerke aus der Stiftskirche zu Halle mit ins "Exil" nach Aschaffenburg, wo sie sich heute noch befinden. Von den Altären allerdings sind nur noch Fragmente erhalten. Eine Ausnahme bildet der Magdalenen-Altar, der über 200 Jahre an verschiedenen Stellen verstreut war und nun erstmals wieder zusammengeführt werden konnte. Nach umfangreicher Restaurierung erstrahlt er als einer der größten Altäre des Stifts zu Halle in neuem Glanz.

Eine Ausstellung in Aschaffenburg zeigt an mehreren Orten gleichzeitig das Werk des Renaissancekünstlers: "Cranach im Exil - Aschaffenburg um 1540: Zuflucht - Schatzkammer - Residenz". Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die noch erhaltenen Altäre und Altartafeln in der Kunsthalle Jesuitenkirche mit dem Magdalenen-Altar als Prunkstück. Der Besucher kann durch die Inszenierung der Kunstwerke aus der Cranach-Werkstatt einen Eindruck von der Prachtentfaltung der Stiftskirche zu Halle in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhalten.

"Gleichzeitig wird in den Räumen der Staatsgalerie im Schloß Johannisburg der historische Hintergrund beleuchtet", so die Veranstalter. "Dort werden der ,katholische' und der ,protestantische' Cranach einander gegenüber gestellt. Ergänzt wird dieses Thema durch frühe Bibelübersetzungen, die Lutherbriefe an Albrecht und polemische Schriften der Reformatoren und ihrer Gegner, welche die gewaltige Wirkung des damals neuen Mediums der Druckkunst beleuchten: der erste Medienkrieg der Geschichte. Zugleich wird Cranach als erfolgreicher Unternehmer präsentiert."

Cranach besaß zum Beispiel eine Apotheke, wurde 1537 Bürgermeister der Stadt Wittenberg, betrieb eine Malerwerkstatt mit Lehrlingen und Gesellen. Einer dieser Schüler, Heinrich Königswieser, wurde später Hofmaler Herzog Albrechts in Königsberg. Auch betrieb Cranach eine Buchdruckerei und einen Verlag. So bestellte Herzog Albrecht 1526 "neue gute, leswürdige Bücher" für seine Bibliothek und 200 Postillen zur Verteilung an die Pfarrer der noch jungen Landeskirche - eine Wagenladung von immerhin zwölf Zentnern Gewicht. Auch orderte Albrecht Bilder aus der Cranach-Werkstatt für Königsberg, darunter das Motiv "Herkules kämpft mit Antaeus", das Cranach mehrfach ausführte. 1512 und 1528 hatte Cranach Albrecht porträtiert, einmal als Hochmeister, dann als weltlichen Herrscher. Im Aschaffenburger Stift St. Peter und Alexander (Stiftsmuseum und Stiftsbasilika) stehen die Person des anderen Albrecht, des Kirchenfürsten, und seine Beziehung zu Aschaffenburg im Mittelpunkt. In der Stiftskirche befindet sich das prachtvolle Grabmal, das Albrecht für sich in Halle hat fertigen lassen und das er mit nach Aschaffenburg brachte. "An keinem anderen Ort haben sich so viele Zeugnisse zum Leben Albrechts erhalten wie in Aschaffenburg", betonen die Veranstalter der Ausstellung. "Dazu zählen unter anderem das Hallesche Heiltum und der umfassend restaurierte Margarethenschrein. Erstmals wird als Ergebnis jüngster Forschungen im Stiftsmuseum eine Rekonstruktion des Heilig-Grabs mit dem einzig noch erhaltenen Bauteil und Matthias Grünewalds ,Beweinung Christi' zu sehen sein." Mit dieser Ausstellung hebt Aschaffenburg seinen gewaltigen Kunstschatz, der bisher eher im Verborgenen glänzte.

Die Ausstellung "Cranach im Exil - Aschaffenburg um 1540: Zuflucht - Schatzkammer - Residenz" an den Ausstellungsorten Schloß Johannisburg, Kunsthalle Jesuitenkirche sowie Stift St. Peter und Alexander ist dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 8 / 5 Euro, bis 3. Juni.

Foto: Lucas Cranach d. Ä. : Mitteltafel des Magdalenenaltars (Detail Christus in der Vorhölle); im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen


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