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03.03.07 / In Workuta gelandet / Ostpreuße erinnert sich an die Besatzungszeit und Strafgefangenenlager

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

In Workuta gelandet
Ostpreuße erinnert sich an die Besatzungszeit und Strafgefangenenlager

Der Zweite Weltkrieg, die Flucht vor den Siegermächten und die Zeit in russischer Kriegsgefangenschaft sind die Themen, über die Heinz Oppermann in seinem Erlebnisbericht "Schicksalsjahre" erzählt.

"Aus dem Memelland waren die meisten Bewohner vor der anrückenden Roten Armee nach Deutschland geflüchtet. Die leerstehenden Bauernhöfe wurden weitgehend von sogenannten litauischen Neusiedlern besetzt. Die in unserer Heimat während der Sommermonate erst spät hereinbrechende Dunkelheit begünstigte mein Suchen nach einem sicheren Unterschlupf. Doch die Soldaten gaben ihre Jagd nach mir nicht sogleich auf. Noch einige Stunden lang hörte ich sie lärmen und schießen - manchmal in meiner unmittelbaren Nähe. Diese gefahrvollen Stunden versetzen mich wieder in die rauhe Wirklichkeit. Vorbei waren die Träume von Geborgenheit in der Heimat und Sicherheit auf deutschem Boden, der nun von Fremden beherrscht und verwaltet wurde."

Wie durch ein Wunder gelangte Heinz Oppermann an eine von der russischen Miliz ausgestellte Aufenthaltsgenehmigung eines deutschen Kriegsversehrten und kam dank Fleiß und Mühe an eine gutbezahlte Stelle als Kassenleiter und wurde letztendlich sogar auf einen noch höheren Posten befördert.

"Genosse Kuhrau, Sie arbeiten nun schon ein Jahr im hiesigen Forstbetrieb, und wir sind mit ihrer Arbeit als Kassenleiter sehr zufrieden. Deshalb fällt es uns nicht schwer, Ihnen eine höhere Position anzubieten. Ich bedankte mich höflich für seine lobenden Worte und war gespannt, was er mir nunmehr eröffnen würde. ,Der Förster von Ramutten, mein Freund', fuhr der Oberförster fort, hat die Absicht nach Polen auszuwandern ... Somit möchte ich Ihnen die frei gewordene Försterstelle ab sofort anbieten."

Als ein russischer Offizier des Geheimdienstes Heinz Oppermanns wahre Identität herausfindet, enden die unbeschwerten Tage als Förster schlagartig. Zunächst wird er als Untersuchungshäftling ins Gefängnis von Heydekrug gesperrt, ehe die Gefangenen im Februar 1948 abtransportiert und in einem Gefängnis in Vilnius (Wilna) "zwischengelagert" werden.

"Als unser Transport endete und unsere trostlosen Kolonnen den Zug verließen, bot sich uns ein für die Jahreszeit ungewohnter Anblick, der uns erschauern ließ. Eine Winterlandschaft breitete sich vor uns aus mit Schnee und Eis und erheblichen Minusgraden. Wir waren in dem gefürchteten Gebiet von Workuta angekommen."

Karges Essen und harte körperliche Arbeit brachten die Gefangenen an die Grenzen ihrer körperlichen Leistungs- und Leidensfähigkeit.

Der verzweifelte Streik der Gefangenen um Freilassung in die Heimat aufgrund des längst beendeten Krieges endete in einem sogenannten Streiklager, ehe im November 1955 endlich die langersehnte Entlassung erfolgte.

Interessant und voll persönlicher Erlebnisse schildert Heinz Oppermann die entbehrungsreiche harte Zeit, die er in Gefangenschaft durchleben mußte. A. Ney

Heinz Oppermann: "Schicksalsjahre - Erlebnisbericht aus einer gnadenlosen Zeit", Köhler, Oldenburg 2006, 188 Seiten, 15,50 Euro, Best.-Nr. 6082


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