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03.03.07 / In die Abgründe der Seele / Der Drehbuchautor Herbert Reinecker ist tot

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

In die Abgründe der Seele
Der Drehbuchautor Herbert Reinecker ist tot

Erst nach seiner Beerdigung teilte die Ehefrau des berühmten Drehbuchautoren Herbert Reinecker den Tod ihres Mannes mit. Er sei ruhig entschlafen, sagte diese über das Ableben ihres 92jährigen Gatten.

Dem Erfinder von Fernsehkommissaren wie "Derrick" und "Der Kommissar" war es schon seit geraumer Zeit nicht mehr möglich, sich seiner Passion zu widmen. Aufgrund eines Augenleidens konnte er zum Schluß kaum noch sehen, so daß er seine geliebte Schreibmaschine gegen ein Diktiergerät tauschen mußte.

Die Filmbranche reagierte eher negativ auf Reineckers Wunsch, im kleinen Kreise beigesetzt zu werden.

"Ich habe ihn besonders geschätzt und ein so herzliches Verhältnis zu ihm gehabt, und nun kann ich ihm nicht einmal die letzte Ehre erweisen", bedauerte der Schauspieler Elmar Wepper, der als Ermittler in "Derrick" viele Jahre des Schaffens von Herbert Reinecker miterlebt hat.

"Da hat einer also tatsächlich Fernsehen geschrieben, ein Millionenpublikum aufs Allerbeste unterhalten und - bleibendes Verdienst - diesem Publikum im Spiel vermittelt, was eine demokratische Gesellschaft ausmacht und auszeichnet", deutet ZDF-Fernsehspielchef Janke die Leistung des Verstorbenen. So war der Autor besonders bekannt dafür, daß er in den ausgefeilten Dialogen seiner Figuren eine Tiefe erreichte, die auch die Abgründe der menschlichen Seele offenlegte.

Doch Herbert Reinecker hat keineswegs nur 285 "Derrick"-und 100 "Der Kommissar"-Folgen verfaßt.

Neben seiner Tätigkeit als Autor von Kriminaldrehbüchern schrieb er auch für die Serie "Jakob und Adele" mit Carl Heinz Schroth und Brigitte Horney, sowie Folgen für das noch heute bei Fernsehzuschauern beliebte "Traumschiff".

Ausgezeichnet wurde Herbert Reinecker unter anderem mit dem Bambi und der Goldenen Kamera. Für das Drehbuch zu "Canaris" erhielt er 1999 den Deutschen Filmpreis.

Zudem hat der 1914 in Hagen Geborene auch Bücher veröffentlicht. Seine beiden letzten Werke sind "Sagt mir, wohin ich gehe" und "Der Jesus von Stallupönen". Der "Jesus von Stallupönen" wurde von den Fluchtbeschreibungen von Herbert Reineckers ostpreußischen Tante inspiriert. Schon als Kind hat der Autor viel Zeit bei dieser Tante auf ihrem Bauernhof verbracht, und so erhielt Reinecker, obwohl Westdeutscher, Eindrücke vom alten Ostdeutschland, die ihn in seinem Schaffen beeinflußten.


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