20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
03.03.07 / Erstmals mit einem Hilfstransport nach Masuren / Alfred Prczygoddas Ostpreußenfahrt an der Seite des Kreisvertreters von Lötzen wurde zu einem unvergeßlichen Erlebnis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

Erstmals mit einem Hilfstransport nach Masuren
Alfred Prczygoddas Ostpreußenfahrt an der Seite des Kreisvertreters von Lötzen wurde zu einem unvergeßlichen Erlebnis

Alles fing damit an, daß bei Alfred Prczygodda das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war ein Freund aus Neumünster. Dieser wollte wissen, ob Prczygodda für eine Woche als Begleiter mit Lötzens Kreisvertreter Erhard Kawlath nach Masuren mitfahren würde. Prczygodda hatte im Juni bei einem Ausstellungsbesuch Kawlath beiläufig versichert, daß er selbstverständlich helfen würde, wenn es an einem Begleiter mangeln sollte. Für ihn war es deshalb keine Frage: Er sagte spontan zu.

Am Vortag der Abfahrt Richtung Ostpreußen begann die Masuren-Fahrt für Prczygodda damit, daß er bei den Kawlaths übernachtete, damit sie am nächsten Morgen pünktlich abfahren konnten. Wenige Minuten vor 5 Uhr ging es los. Das Wetter spielte mit, und ehe sie sich versahen, waren sie gegen 8.30 Uhr in Pomellen. Nach weiterer einstündiger Fahrt machten sie eine kurze Pause. Nun wurde das Tagesziel "Novotel Allenstein" angesteuert. Da alles reibungslos verlief, war danach keine weitere Unterbrechung mehr nötig. Gegen 16.30 Uhr waren sie im "Novotel Allenstein". Das gemeinsame Abendessen hatten sie sich redlich verdient.

Am folgenden Morgen ging es weiter, zunächst nach Rhein. Dort ist aus dem ehemaligen Gefängnis ein sehr schönes Hotel entstanden. Die beiden stießen dort an der Nebenrezeption auf eine sehr nette junge Hotelangestellte, die sich über eine halbe Stunde Zeit nahm, um ihnen umfassend das Hotel zu zeigen.

Bei der Verteilung der mitgebrachten Sach- und Geldspenden kam es zu sehr intensiven Begegnungen mit den überwiegend deutschstämmigen Menschen. So viel Gastfreundschaft, so viel menschliche Wärme, solch eine einfache freundliche Art, miteinander umzugehen, hatte Prczygodda lange, sehr lange nicht mehr erlebt. Nachdem sie in Rhein und Umgebung die ersten Sachen verteilt hatten, ging es direkt ins Hotel Wodnik in Lötzen, wo sie für die vier folgenden Tage Quartier bezogen. Nach einem vorbereiteten Plan verteilten sie hier weitere Hilfsgüter an das Krankenhaus sowie Behinderte und andere Bedürftige. Beide waren sich einig: Das ist richtig Arbeit, aber Arbeit, die Freude macht.

Der große Tag ihrer Reise begann damit, daß sie um 9 Uhr einen Empfang bei der menschlich sehr angenehmen wiedergewählten Oberbürgermeisterin hatten. Mit deren Stellvertreter und der Vorsitzenden der deutschen Volksgruppe wurden dann Themen wie Schüleraustausch, der weitere Stadtausbau und Infrastrukturmaßnahmen durchgesprochen. Der Umgang miteinander war freundlich. Abschließend wurden Aufmerksamkeiten ausgetauscht. Unmittelbar folgend ging es zu einer Feier der Begegnungsstätte. Der Raum war sehr liebevoll geschmückt. Die meisten Festgäste waren schon anwesend. Die beiden Gäste aus der Bundesrepublik Deutschland wurden herzlich begrüßt. Als erstes sang ein Chor. Anschließend sprach der protestantische Pfarrer, natürlich auf polnisch. Die Dolmetscherin machte ihre Sache aber so gut, daß die beiden nicht merkten, daß sie in der Republik Polen waren. Erhard Kawlath gab in seiner Funktion als Kreisvorsitzender der Kreisgemeinschaft einen kurzen Bericht über die Zukunftserwartung im Zusammenhang mit der zu erwartenden Überalterung der Mitglieder.

Nun begannen Essen und Trinken. Hähnchen mit Gemüse folgte Kaffee mit Mohnstollen. Für Prczygodda war es etwas völlig Neues, daß man zwei Mahlzeiten in so dichter Folge zu sich nimmt. Und dann das Nötigen: "Jungchen nun nimm man noch, du hast ja fast gar nichts gegessen." (Das Jungchen ist 71 Jahre alt.) Es schloß sich ein gemeinsames Singen an. Gegen 14 Uhr verließen viele Gäste die Feier, um noch ihren Bus zu bekommen. Prczygodda und Kawlath blieben bis 17.30 Uhr.

Im Gegensatz zu dem auf diesem Gebiet erfahreneren Kawlath war für Prczygodda der Besuch ein Erlebnis neuer Art, und entsprechend intensiv erlebte er die Stunden vor dem Aufbruch: "Bis zu dieser Zeit habe ich in der Erinnerung nur gegessen und getrunken. Und nicht nur Kaffee. Wo kamen nur all die Flaschen her. In der ganzen Zeit habe ich von vielen der dortigen Menschen viel über ihre Lebensgeschichten, über das Überleben in Polen gehört, viel Freundlichkeit erfahren. Kurz, ich fühlte mich dazugehörig."

Bevor die beiden sich verabschiedeten, dankte Prczygodda allen, daß sie ihn als eigentlich für sie Unbekannten so herzlich aufgenommen hatten. Doch auch Kawlath war in seinen abschließenden Worten sehr bewegt.

Am eigentlich letzten Tag lernte Prczygodda die Heimat von Kawlath, genauer: dessen Geburtshaus, kennen. Natürlich auch die Menschen, die jetzt in dem Haus leben. Sie luden die beiden zum Mittagessen ein, nach polnischer Art. Die beiden haben an dem Tag nichts anderes mehr gegessen. Nach der Abfahrt von dort begann die eigentliche Heimreise, die ohne besondere Vorkommnisse verlief. Man übernachtete wieder im "Novotel Allenstein". Am nächsten Tag ging es Richtung Stettin weiter. Dort fanden sie wegen Dunkelheit und Baustellen das richtige Hotel nicht, und fuhren deshalb weiter bis Prenzlau, wo sie ein letztes Mal in einem sehr angenehmen kleinen Hotel übernachteten, um am nächsten Morgen um 11 Uhr wieder in Einfeld bei den Kawlaths zu landen. Nach seiner Rückkehr nach seinen Gefühlen befragt antwortete Prczygodda: "Abschließend sage ich noch, mir war, als sei ich aus Weihnacht zurückgekehrt, obwohl das Wetter während der Tage frühlingshaft war. Nicht auszudenken, wenn in Masuren noch Schnee gelegen hätte." A. P.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren