18.04.2024

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03.03.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

Weichenstellung - die kann manchmal auch unvermutet erfolgen. Renate Wiesner erzählte mir kürzlich am Telefon von einem Erlebnis, das ihr weiteres Leben bestimmt hat. Und den Auslöser dazu gab unser Ostpreußenblatt vor nunmehr sieben Jahren. Damals suchte Frau Wiesner eine Begleitung für eine Reise durch Ostpreußen und das Baltikum. Auf die entsprechende Anzeige meldete sich ein Herr, der zwar nicht aus dem Osten stammte, aber immerhin eine Urgroßmutter ostpreußischer Herkunft vorweisen konnte und auch schon das Land bereist hatte, darunter Sensburg, die Heimatstadt ihrer Mutter. Es klappte mit der Reise - so gut, daß dieser Herr heute der Ehemann von Frau Wiesner ist. Ich hoffe, daß das Paar noch viele gemeinsame Reisen in unser Bernsteinland unternimmt. Unter einigen alten Ansichtskarten und anderen Erinnerungen an die Heimat, die mir Frau Wiesner zusandte, befindet sich auch die Abbildung einer Illustration aus einem sehr alten Buch, die eine geflügelte Knabenfigur, einen Cupido, zeigt. Sie stammt von dem Elbinger Künstler Bruno Rister. "Vielleicht könnte man damit einem Verwandten dieses Künstlers eine Freude machen", meint Frau Wiesner. Wer Interesse hat wende sich bitte an Renate Wiesner, Lindenstraße 5 in 16798 Fürstenberg / Havel, Telefon / Fax (03 30 87) 5 38 18.)

Frau Hildegard Roloff, unsere treue Leserin aus Rostock, hat die drei Jahrgänge 2004 bis 2006 unserer Zeitung abzugeben. Sie müßten in Rostock abgeholt werden, was vielleicht im Rahmen einer Urlaubsreise an die mecklenburgische Küste geschehen kann, es ist nicht eilig. Dann macht Frau Roloff noch ein Tauschangebot. Sie besitzt das Buch "Der Kreis Sensburg" von Karl Templin. Sie mag das 550 Seiten starke, reich bebilderte Buch sehr, denn es behandelt ausführlich die Geschichte des Kreises Sensburg von 1818 bis 1918. Nun stammt Frau Roloff aber aus Neidenburg und möchte deshalb dieses Buch gegen eines über diesen Kreis tauschen, es müßte aber ein "uraltes" sein, wie sie schreibt - nun ja, sagen wir: aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Das ist ihr Wunsch, aber ich zweifele, ob er sich so erfüllen läßt. Vielleicht kann jemand das gewünschte Buch ohne Tausch abgeben, und Frau Roloff macht mit dem Sensburger Buch einem anderen Interessenten eine Freude. Wollen mal sehen, was aus dieser "Maschkoppie" herauskommt. Ihnen, liebe Frau Roloff, noch persönlich meinen herzlichen Dank für Ihre warmherzigen Zeilen, aber den hohen Titel, den Sie mir symbolisch verleihen, möchte ich doch nicht annehmen. Mein liebster bleibt doch "Mutter der Ostpreußischen Familie". (Hildegard Roloff, Südring 71 b in 18059 Rostock, Telefon 03 81 / 2 00 06 89.)

Und so werde ich auch von meinem Königsberger Landsmann Gerhard Thal angesprochen, der mir so liebe Wünsche sendet, daß mir ganz warm ums Herz wurde. Ich freue mich sehr, daß Ihnen meine Beiträge so viel bedeuten, sie sollen ja auch ein Stückchen Heimat sein, und die ist für Sie nicht nur ein Wort, wie Sie schreiben. Aber nun zu Ihren Suchwünschen, die sich auf Königsberg und besonders auf Juditten beziehen. Gerhard Thal, * 1931, sucht Landsleute, die wie er im Jungenalter in Juditten, etwa in der Juditter Allee 130-136 gelebt haben. Ihre Namen: Volkmann, Scharfenort, Gutzeit und Günter Hanneck, der 1946 / 47 mit Gerhard Thal auf dem Conny Park am Juditter Bahnhof als Kutscher arbeitete. Mit den anderen Gesuchten war er einige Male nach Litauen zum Betteln gefahren, auf Zugdächern und Puffern sitzend bis Kaunas. Einmal wurden sie auch von einem sowjetischen Offizier geschnappt und verhört, kamen aber glimpflich davon. Aber in erster Linie sucht Herr Thal nach Verwandten, Nachfahren seines Großvaters Gustav Siebert, Viehhändler in Königsberg, Beydritter Weg 5-7. Gerhards Cousin Günter, der Beydritter Weg Nr. 9 wohnte, blieb ebenfalls bis 1948 in Königsberg, wurde dann mit seinen Eltern nach Thüringen ausgewiesen, kam dort zur Volkspolizei. Also, da hoffe ich doch stark, daß mindestens dieser Vetter sich meldet, aber vielleicht lesen auch die ehemaligen "Lorbasse" aus Juditten diesen Suchwunsch und wenden sich an den alten Freund Gerhard Thal, Stifterweg 38 in 89075 Ulm, Telefon (07 31) 9 50 83 30.

Margrit Siese erinnert sich an ihre dänische Zeit hinter Stacheldraht. Die "Marjell aus Kobulten" - so habe ich sie einmal genannt, in dem Buch "Die Weihnachtsfamilie" nachzulesen - hat ein Lied bewahrt, das damals die ostpreußische Schauspielerin Marion Lindt auf einem Bunten Abend im Lager Oksböl vortrug. Die in ganz Ostpreußen bekannte und beliebte "Hanne Schneidereit" vom Reichssender Königsberg war vom Durchgangslager Kolding, wo sie die Ausreise beantragt hatte, nach Oksböl zurückgeschickt worden. Sie verfaßte daraufhin diesen Song: "Wenn du eine Reise tust / mußt die

richt'ge wählen /daß es dir nicht geht wie mir / ich kann was erzählen! / Oksböl raus und Kolding rein / meinen Schein den dreht er / ,Was nach Deutschland?' spricht der Herr / ,20 Jahre später!'" Nun, es wurden nicht 20 Jahre, denn schon drei Jahre später besuchte mich Marion Lindt in meinem damaligen Zufluchtsort Dahlenburg. Ich finde es aber großartig, wie eine internierte Ostpreußin diese für sie enttäuschende Situation verarbeitet hat. Haben wir noch Platz für die zweite Strophe? Hier ist sie: "Komm ich dann nach 20 Jahr / wieder in die Heimat / ist mein liebes Emilchen / lange schon verheiratet. / Doch er nimmt mich in den Arm / dieser kleine Schäker / sagt: ,Versuch es noch einmal / 20 Jahre später!'" Vielen Dank, liebe Frau Siese, ich glaube, Sie haben damit allen ehemaligen Schicksalsgefährten eine kleine Freude bereitet!

Familienforschung - diesmal beschäftigt sich Frau Regina Posorski aus Stendal mit dem Thema. Sie ist eine geborene Klauschies und sucht Verwandte, die aus Ostpreußen stammen. Frau Posorski wohnt in Stendal, wohin ihr Großvater Friedrich Karl Klauschies bereits 1890 verzog. Er stammte aus Gertlauken, und da setzen ihre Nachforschungen ein. Urgroßvater Samuel Klauschies, * 17. September 1840, heiratete am 21. August 1863 in Gertlauken die aus diesem Ort stammende Wirtstochter Wilhelmine Naujok, * 7. April 1837. Aus dieser Ehe gingen mehrere Kinder hervor, von denen drei namentlich bekannt sind: Friedrich Ferdinand * 31. Januar 1864, Marie * 1866 und Friedrich Karl * 1. September 1868, die alle Ende des 19. Jahrhunderts in den Raum Stendal / Berlin gingen. Frau Posorski ist sich aber sicher, daß ihre Urgroßeltern nicht nur drei Kinder hatten und glaubt, daß diese in Ostpreußen geblieben sind. Sie stützt ihre Vermutung auf die Tatsache, daß 1945 zwei junge Männer bei ihrem Großvater in Stendal waren, die aus Ostpreußen kamen und ihren Großvater mit "Onkel" ansprachen. Sie wollten weiter in das Rheinland und erwähnten, daß sich Angehörige auf der "Gustloff" befänden. Es ist also anzunehmen, daß diese Männer Neffen von Friedrich K. Klauschies waren. Nachweisbar ist auch ein Ferdinand Klauschies, verheiratet mit Wilhelmine Brasseit aus Gertlauken. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Bruder des Urgroßvaters Samuel, der vielleicht der Patenonkel von dessen ältestem Sohn Friedrich Ferdinand sein könnte, wie der Name vermuten läßt. Vielleicht sind diese Brüder (?) Klauschies erst durch die Heirat nach Gertlauken gekommen. Der Name Klauschies ist auch in Grünhayn, Gr. Steindorf, Insterburg und Königsberg nachweisbar. Frau Posorski hofft nun, daß sich Nachkommen aus dieser Linie Klauschies melden, die vielleicht noch Dokumente oder persönliche Erinnerungen an die Heimat ihrer Vorfahren und die Familie besitzen. Ich freue mich jedenfalls darüber, daß die Enkelin des ausgewanderten Großvaters sich so für Ostpreußen interessiert und eine eifrige Leserin unserer Zeitung ist. (Regina Posorski, Nordwall 11 D in 39576 Stendal, Telefon 0 39 31 / 21 43 37.)

Wer kennt die Legende von der Heiligen Edita? Sie soll angeblich aus Ostpreußen stammen, aber sie ist mir nicht bekannt, sie stand auch nicht in unsern Schulbüchern. Frau Schaefer-Schmidt möchte es gerne wissen, denn sie heißt mit Vornamen - natürlich: Edita, und da ihre Familie aus Wittenberg bei Königsberg kommt und ihre Mutter auch diesen Vornamen trug, möchte Frau Schaefer-Schmidt wissen, ob diese Legende aus Altpreußen stammt. Zweifellos ist es eine Variante der Legende von der Heiligen Elisabeth von Thüringen, denn auch bei der mildtätigen Adelsfrau Edita verwandeln sich durch ihre Notlüge die für die Armen bestimmten Brote in ihrer Schürze zu Steinen. Frau Schaefer-Schmidt, die nach der Vertreibung im Hohenlohischen aufwuchs, fand jedenfalls keine andere Edita unter ihren Mitschülerinnen. Ich erinnere mich allerdings an eine Klassenkameradin in Königsberg, die zwar Edith hieß, sich aber bewußt "Edita" nannte, was wir Ruths, Elsbeths und Irmgards als Spinnerei abtaten. Aber vielleicht hatte sie auch die Sage von der Heiligen Edita beeinflußt? Es könnte sein, daß die Legende mit schlesischen Siedlern in das Ermland gekommen ist. Ich bin sicher: Wir werden es bald wissen. (Edita J. Schaefer-Schmidt, Mühltalstraße 146 in 69121 Heidelburg, E-Mail: dr.j.schaefer@arcor.de.)

Eure Ruth Geede


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