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03.03.07 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

Urnenbestattung / Wie man die Hamburger SPD-Wahl retten kann, warum alte SEDler nicht verstehen, warum, und was Genosse Klar uns zu sagen hat
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Die Anhänger der guten alten deutschen Küche haben einen Erzfeind, dessen Siegeszug sie mit tiefem Argwohn verfolgen: den Knoblauch. Leider hatte die Knofel-Armada bislang starke Verbündete. Ernährungsfachleute behaupteten, das Zeug sei gesund fürs Herz. Da soll man erstmal gegenzwiebeln in einem Land mit so vielen Übergewichtigen!

Aber die Not hat ein Ende: Endlich sind richtige Wissenschaftler der übelriechenden Attacke quer in die Parade gefahren. Forscher der Uni Stanford in den USA haben ermittelt: Knoblauch ist als herzschonender Cholesterinsenker ein Totalausfall. Alles Legende, was da an phantastischen Geschichten über die "magische Knolle" in Umlauf gebracht wurde. In Versuchsreihen verabreichten die Wissenschaftler der einen Probandengruppe Knoblauch und der anderen ein Placebo. Danach hatten beide praktisch dieselben Werte.

Umsonst haben sich vermeintlich gesundheitsbewußte Hobbyköche jahrelang die Bude verstänkert. Sie hätten genausogut auf weniger penetrante Würzungen zurückgreifen können. Wäre gar nichts passiert.

Wieder mal ist so eine von "Expertenseite" angekurbelte Mode aufgelaufen auf den Grund der spröden Wahrheit. "Ja, Knoblauch ist zwar gesund, macht aber einsam", hatten die Knofelgegner bislang hilflos ins Feld führen müssen, um wenigstens den Gestank anprangern zu können. Das können sie sich nun sparen, die Einsamkeit blieb ohne Lohn.

Was eine Tragödie ist, denn wie sehr übler Geruch in die Isolation drängt, davon können die Hamburger SPD-Parteiführer derzeit viel erzählen. Mit denen will derzeit keiner unter den Linden am Jungfernstieg gesehen werden. Es stinkt bestialisch nach Betrug, Chaos und himmelschreiender Stümperei.

Die Kandidatenkür für die Rathauswahlen in einem Jahr hat sich zur Urnenbestattung der ganzen Partei ausgewachsen. Bei den Alstersozis geht's zu wie in der Dritten Welt. Hätte man die Nachricht von der verschwundenen Wahlurne ohne Nennung von Ort, Namen und näheren Umständen unters Volk gebracht, hätte die Mehrheit der Deutschen gewiß angenommen, die Meldung sei aus Mogadischu oder so einer Gegend zu uns gelangt - aber doch nicht aus Hamburg!

Erst wollte die Hamburger SPD-Spitze die Mitgliederbefragung ja wiederholen, ist davon aber schnell abgekommen. Wahrscheinlich hat sie erkannt, daß sie einen ordnungsgemäßen Ablauf des zweiten Anlaufs angesichts der bürgerkriegsähnlichen Zustände in ihrem Landesverband nicht garantieren kann.

Allerdings böte die Hansestadt da eine Möglichkeit. Man könnte die Abstimmung in den Freihafen verlegen. Der liegt jenseits der deutschen Zollgrenzen und ist damit gewissermaßen Ausland. Ergo könnte dort die Bundeswehr für einen friedlichen Abstimmungsverlauf sorgen. Soviel verfahrener als in Kinshasa kann die Lage in der Elb-SPD ja auch wieder nicht sein, und dort unten hat es ja ganz gut geklappt. Die Uniformierten würden überdies bereitstehen, falls es zu Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten roten Clans kommen sollte.

Den Rest übernehmen wie üblich die Wahlbeobachter der Uno aus 34 Staaten, die zum Zwecke der weltweiten Ausbreitung der Demokratie den Sozialdemokraten auch gleich die Sache mit der Urne und dem Auszählen der Stimmen und so weiter erklären könnten.

Die Reaktionen auf das hamburgische SPD-Debakel fallen ganz unterschiedlich aus. Die regierenden Christdemokraten halten sich die Hand vor den prustenden Mund, damit ihr schallendes Gelächter nicht aus dem Rathaus über alle Plätze der Hansestadt dröhnt. Die Bundes-SPD schickt ihren Generalsekretär an die Elbe, damit er den Alsterknalltüten die Ohren langzieht, und altgediente SED-Genossen verstehen gar nicht, was das Getue eigentlich soll: Wahlen, Gottchen ja, Wahlen hatten wir früher, als im Gegensatz zu heute nicht "alles" schlecht war, auch. Nur geht man als echter Genosse doch nicht so ein Risiko ein! Bei sozialistischen Wahlen wäre der Hamburger Urnentausch gar nicht weiter aufgefallen, denn hier lassen sich die verantwortungsvollen Funktionäre ihr demokratisches Wahlergebnis vom Volk ohnehin nicht durcheinanderbringen.

So richtig klappen tut diese Art von Demokratie allerdings nur noch in Ländern wie Kuba oder Nord-Korea. Aber es keimt Hoffnung! Kampfgefährte Christian Klar schwärmte in seinem Grußwort zur Berliner "Rosa-Luxemburg-Konferenz" am 13. Januar über die "Inspiration, die seit einiger Zeit von verschiedenen Ländern Lateinamerikas ausgeht".

Angeführt von Venezuelas Präsident Hugo Chávez sind die Genossen dort unten gerade dabei, die gesellschaftlichen Voraussetzungen zu schaffen für eine bessere Welt. Das ist eine besondere erzieherische Herausforderung! Um die Erziehung der Venezolaner zu beschleunigen, sorgt Chávez dafür, daß seine Bürger an Eigentum und Verdienst nur noch das haben, was sie vom Staat haben. Zu diesem Zwecke wird nach und nach die Wirtschaft verstaatlicht und somit der Zugriff aufs Volk erleichtert.

So bringt man die Querköpfe, die nichts einsehen wollen, viel problemloser zur Räson. Das hat zwar nicht den selben Reiz wie die früheren Feldzüge gegen die "Bourgeoisie". Aber die Methoden "Kopf ab" (Lenin) oder "abknallen" (Klar) haben nunmal an öffentlicher Akzeptanz eingebüßt.

Indes: Den Widerborstigen die wirtschaftliche Existenzgrundlage zu entziehen, die sie sowieso nur dazu mißbrauchen, um ihr falsches Denken zu verbreiten, erzeugt zwar vergleichsweise wenig Aufhebens, kann aber auch zu Komplikationen führen. Denn natürlich würden die Handlanger des Kapitalismus laut aufheulen, wenn beispielsweise Hugo Chávez alle Uneinsichtigen über Nacht aus den Betrieben jagen ließe. Auf Kuba haben die Genossen daher eine viel elegantere Lösung gefunden: Es gibt nur noch Einjahresverträge, die dann einfach nicht verlängert werden, wenn einer politische Dummheiten gemacht hat. Es lohnt sich gewiß, beim nächsten Gespräch mit erklärten Castro-Verklärern das Thema "Zeitarbeitsfirmen" und "Ausbeutung" anzuschneiden. Aber nicht gleich verraten, worauf Sie hinauswollen, sonst geht die Pointe flöten!

Verlesen hat das Grußwort des Genossen Klar der PDS-Politiker Heinrich Fink. Der evangelische Theologe war einst Rektor der Berliner Humboldt-Uni, bis Vorwürfe laut wurden, daß er neben seiner Standleitung zum lieben Gott auch einen verdächtig kurzen Draht zur Staatssicherheit unterhalten haben soll.

Heute ist Fink Vorsitzender der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" und verkündete als solcher auf der "Rosa-Luxemburg-Konferenz", daß sich "29 ehemalige KZ-Häftlinge und Widerstandskämpfer" beim Bundespräsidenten für die Freilassung von Christian Klar verwendet hätten.

Wofür die sich alles hergeben! Gern wüßten wir natürlich nicht nur, wogegen diese speziellen Widerstandskämpfer Widerstand geleistet haben, sondern auch wofür. Doch das zu fragen, verbietet uns die historische Pietät, und außerdem wissen wir auch ohne die erwartete Antwort, wie man "Stalin" schreibt.

Fink sprach bei seiner Einleitung zu Klars Grußwort brüderlich von dem "Christian", der "euch alle grüßt" und hielt sein Mitleid mit dem armen Gefangenen nicht zurück.

Freund Klar revanchierte sich mit Zeilen gegen das "imperiale Bündnis" der "chauvinistischen Retter" und beschwor die "Niederlage der Pläne des Kapitals". Da staunen wir doch, daß er sich trotz seines Abscheus bereitgefunden hat, mit Horst Köhler persönlich zu sprechen. Vermutlich möchte Klar dem "Chauvinisten" Gelegenheit geben, zu bereuen und sich bei dem revolutionären Kämpfer für die lange Haft zu entschuldigen. Nobel.


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