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10.03.07 / Fast so teuer wie eine zweite Miete / Kinderkrippenplätze können Doppelverdiener eine Menge kosten - und trotzdem zahlt der Staat drauf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-07 vom 10. März 2007

Fast so teuer wie eine zweite Miete
Kinderkrippenplätze können Doppelverdiener eine Menge kosten - und trotzdem zahlt der Staat drauf
von Klaus Apfelbaum

Jetzt hat die Dauer-Diskussion um zusätzliche Krippenplätze wieder Bodenkontakt bekommen - die Große Koalition hat sich erst einmal darauf verständigt, zusammen mit den Ländern zu rechnen: Wie viele Kleinkinder müssen betreut werden, und vor allem: Was kostet es? Ist das schon das Aus für die forsche Leyen-Idee?

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte 750000 Krippenplätze vorwiegend in den neuen Bundesländern eingefordert, und mit dem Streit darüber Gott (vertreten durch Bischöfe) und die Welt bewegt. Den Finanzministern und Kämmerern war aber nur die Luft weggeblieben: Krippenplätze sind sehr kostspielig. Jetzt könnten von der Leyen und die Parteien beweisen, wieviel Unterstützung sie Familien mit Kindern wirklich geben wollen. Denn so sieht es derzeit aus: In München etwa müssen für jeden neu einzurichtenden Krippenplatz 37000 Euro investiert werden; die Betriebskosten betragen im Jahr rund 15500 Euro, so die Angaben der Stadt für das Jahr 2006. Umgelegt werden auf die Eltern kann aber nur ein kleiner Teil der Aufwendungen, die Kostendeckung in vielen Städte liegt zwischen zwölf und 16 Prozent.

Selbst bei diesem Kostenanteil müssen die Eltern heftig schlucken. Die Initiative "Eltern im Netz" hat in einer bundesweiten Übersicht für ihren Internetauftritt Elternbeiträge je Kind in der Ganztagsbetreuung zwischen 117 und 610 Euro ausgemacht. In den neuen Bundesländern sind die Höchstsätze mit rund 140 Euro wie in Blankenberg (Sachsen-Anhalt) noch moderat, im südlichen Schleswig-Holstein werden um die 250 Euro verlangt. München fordert bis zu 421 Euro, Berlin je nach Einrichtung 225 bis 510 Euro.

In allen Städten und Gemeinden sind die Elternbeiträge nach sozialen Gesichtspunkten gestaffelt, sogar eine Befreiung von den Gebühren ist möglich. Nur: Die Freigrenzen sind bei Familieneinkommen von 55000 bis 60000 schnell ausgereizt - schon zwei Normalverdiener müssen die ganze Belastung für ihr Krippenkind allein tragen.

Außerdem sind Krippen und Kindergärten - ähnlich wie Pflegeeinrichtungen - Orte der permanenten Kostenexplosion: Im Gegensatz zu Wirtschaftsunternehmen wirken sich bei Einrichtungen der öffentlichen Hand Betriebsreformen kaum auf die Kosten aus. Und es wird noch aufwendiger, den die meisten Krippen und Kindergärten haben sich mit ihren Betreuungszeiten noch nicht auf den Wandel in der Arbeitswelt eingestellt. Die meisten Gruppen schließen immer am Nachmittag, als gäbe es die neuen Ladenöffnungszeiten und damit Arbeitzeiten im Einzelhandel bis tief in die Nacht nicht.

In "teuren" Städten wie München wird inzwischen ein ganz anderer Trend beobachtet - dort nehmen Besserverdiener ihre Kinder aus den Krippen und Kitas und geben sie zu Tagesmüttern; das rechnet sich und geht flexibler. Aber die Gemeinde verliert einen Vollzahler nach dem anderen.


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