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10.03.07 / Gottes weibliche Seite / Evangelische Kirche im Rheinland schreckt im Auftrag der Gleichstellung vor nichts zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-07 vom 10. März 2007

Gottes weibliche Seite
Evangelische Kirche im Rheinland schreckt im Auftrag der Gleichstellung vor nichts zurück
von Wolfgang Reith

Zur Reduzierung der "Dominanz männlicher Sprachformen" hat die Evangelische Kirche im Rheinland jetzt eine Handreichung veröffentlicht, die zu einem "gerechten Sprachgebrauch im Gottesdienst" ermuntern soll. So wird in dem Faltblatt zum Beispiel erläutert: "Gottesdienstgemeinden setzen sich aus unterschiedlichen Menschen zusammen. Ein gerechter oder inklusiver Sprachgebrauch bemüht sich um Gerechtigkeit im Blick auf Frauen und Männer, Mädchen und Jungen, Menschen mit Behinderungen, Personen unterschiedlicher Hautfarbe, gesellschaftlicher Minderheiten." Aus diesen Gründen sei es empfehlenswert, "Gott durch nicht bloß männliche Pronomina wiederzugeben". Vorgeschlagen wird statt dessen, die weibliche und die männliche Form abwechselnd zu verwenden ("Gott / sie" beziehungsweise "Gott / er") oder aber einer geschlechtsneutralen Anrede den Vorzug zu geben ("Gott, du Geist des Lebens"). Die feminine liturgische Formel könnte dann etwa wie folgt lauten: "Im Namen der heiligen und heilenden Geistkraft, die uns alle verbindet. Sie sei mit uns."

Begründet wird dies alles damit, daß die Bibel neben der vorherrschenden Vater-Anrede auch eine weibliche Bildsprache kenne: "Gott als gebärende Frau, als stillende Mutter, als Geburtshelferin, als Haushälterin, als Bäckerin, als Henne oder als Weisheit." Das biblische Bilderverbot, so wird argumentiert, erfordere unabdingbar eine "geschlechtsübergreifende Metaphorik", also eine Verbildlichung in Worten.

Den Höhepunkt dieser skurrilen Auslegung der Heiligen Schrift stellt schließlich ein exemplarisches Fürbittengebet für homosexuelle Paare mit Kindern dar, in dem der "inklusive" Sprachgebrauch verdeutlicht werden soll: "Wir bitten dich, Gott, um Unterstützung für Schwule, Lesben, die sich für Kinder entschlossen haben, daß sie in deiner Liebe und Gerechtigkeit groß werden und wir uns an ihrem Gedeihen freuen können." Eine große rheinische Tageszeitung, die sich der christlichen Tradition des Abendlandes verpflichtet fühlt, schrieb dazu in einem Kommentar, daß inzwischen "der Eifer, Bibel und Liturgie politisch korrekt durchzukorrigieren", sehr viel gewichtiger zu sein scheine "als sprachliche und exegetische Skrupel."

Mit Sicherheit wird der zum Teil blasphemisch anmutende Inhalt der Handreichung, hat sie denn erst einmal die einzelnen Gemeinden in vollem Umfang erreicht, nicht nur zu einer äußerst kontroversen Diskussion führen, sondern auch die Kirchenaustritte wieder anschwellen lassen. In den letzten Jahren hat man immer wieder deren hohe Zahl beklagt - und sich darüber gewundert. Erst kürzlich räumte in diesem Zusammenhang der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Huber, dazu ein, daß mancher vielleicht auch deshalb der Kirche den Rücken gekehrt hätte, weil diese in der Vergangenheit zu häufig politisiert habe, statt das Wort Gottes zu verkündigen. Was er nicht deutlich machte: Der politisierende Missionsgedanke war auch ein Produkt von Pfarrern, die sich zu den Alt-68ern zählten und die seinerzeit Theologie studiert hatten, um die Gesellschaft zu verändern. Das Resultat sehen wir heute! Deshalb war es auch nur folgerichtig, daß im Laufe der Zeit viele bibeltreue evangelische Christen die Amtskirchen verließen (und immer noch verlassen), weil sie sich durch selbige nicht mehr repräsentiert fühlen.

In der Bibel heißt es in der Apostelgeschichte (Kapitel 2, Verse 1-13) über die Ausgießung des heiligen Geistes: "... und sie wurden alle voll des heiligen Geistes und fingen an, zu predigen mit anderen Zungen ... Sie entsetzten sich aber alle und wurden irre und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Die andern aber hatten's ihren Spott und sprachen: Sie sind voll des süßen Weins." Vielleicht liegt hier eine Erklärung für den in diesem Fall unheiligen Geist, der über die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland kam, als sie den Text ihres Faltblatts formulierte - entweder sie waren irre oder voll des süßen Weins -, und man ist daher geneigt, auch mit den oben zitierten Worten der Bibel zu fragen: "Was will das werden?"


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