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10.03.07 / Käthe Kollwitz und die Kinder

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-07 vom 10. März 2007

Käthe Kollwitz und die Kinder

Die Kreissparkasse Köln gründete 1985 das Käthe-Kollwitz-Museum, das die umfangreichste Kollwitz-Sammlung beherbergt. Neben der Dauerausstellung veranstaltet die engagierte Museumsdirektorin Hannelore Fischer immer wieder auch monografische und thematische Sonderausstellungen, seit 1998 die "Einblicke" betitelte Ausstellungsreihe, und gibt damit einem breiten Publikum Einsicht in das Œuvre der ostpreußischen Künstlerin. Einige Ausstellungstitel: "Aspekte der Selbstbefreiung", "Der Holzschnitt", "Das Bild des Menschen", stets mit Exponaten der Künstlerin aus dem Museumsbesitz.

Die gegenwärtige Ausstellung heißt "... mit liebevollen Blicken" und ist den Kindern im Werk der Kollwitz gewidmet. In der die Ausstellung begleitenden Broschüre (Hg. Hannelore Fischer, 56 Seiten mit 87 Abbildungen, 7,50 Euro) betont Alexandra von dem Knesebeck: "Die Kinderdarstellungen von Käthe Kollwitz sind noch nie Gegenstand einer Einzelausstellung gewesen, obwohl - oder vielleicht weil - bis in die 50er Jahre mehrere Bücher zu dem Thema Mutter und Kind bei Käthe Kollwitz erschienen sind, die alle, in einem pathetischen und rührselig-sentimentalen Ton geschrieben, wenig Erhellendes zum Werk beitragen. Während später vereinzelt versucht wurde, die Betrachtung dieser Arbeiten auf der Grundlage von Tagebuchäußerungen der Künstlerin zu versachlichen, sind in den letzten Jahrzehnten eher psychologisierende Artikel über sie erschienen, die sowohl eine genaue historische beziehunsgweise vorgeschichtliche als auch eine wirklich fundierte kunsthistorische Einordnung vermissen lassen, die erst in Ansätzen für einzelne Bereiche im Werk von Käthe Kollwitz geleistet worden ist."

Die Kölner Ausstellung wurde in vier Themenbereiche gegliedert: Käthe Kollwitz und der Naturalismus im Frühwerk / Arbeiten aus dem Umkreis des Simplizissimus / Der Erste Weltkrieg und die Hungerjahre in Europa / Kinderglück im Spätwerk der Künstlerin.

Wer diesem biografischen beziehungsweise kunsthistorischen Weg in der Ausstellung nicht folgen möchte, wähle sich aus den 80 Exponaten einige Zeichnungen und Grafiken aus, um sie gesondert zu betrachten und sich mit deren künstlerischen Gestaltung und Thematik auseinanderzusetzen.

Wie die ostpreußische Künstlerin ihre Erlebnisse, Freuden, Not und Elend, ja ihr Leben mit Bleistift, Kreide, Kohle und in Grafiken meisterhaft übersetzt hat, wird jeden Ausstellungsbesucher begeistern. Besonders in den Jahren des Krieges und der Inflation erlebte sie Armut, Arbeitslosigkeit, Verzweiflung ihrer Mitmenschen, als Ehefrau des Arztes Dr. Karl Kollwitz blickte sie auf kranke Kinder, und der Tod ihres Sohnes im Krieg steigerte ihren Pazifismus noch intensiver. Aber als Mutter und Großmutter erlebte sie auch glückliche Zeiten. Von allen diesen Höhen und Tiefen zeugen die Exponate in der dem Kind gewidmeten Ausstellung. Günther Ott

Die Ausstellung im Käthe-Kollwitz-Museum, Neumarkt 18-24, 50667 Köln, ist täglich dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 3 / 1,50 Euro, bis 15. April.

Foto: Käthe Kollwitz: Hans Kollwitz mit Kerze (1895)


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