18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.03.07 / Er gab vielen Menschen Trost und Hoffnung / Vor 400 Jahren wurde Paul Gerhardt, einer der größten deutschen Barockdichter, geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-07 vom 10. März 2007

Er gab vielen Menschen Trost und Hoffnung
Vor 400 Jahren wurde Paul Gerhardt, einer der größten deutschen Barockdichter, geboren

Landauf, landab wird dieser Tage eines Mannes gedacht, der mit seinen Liedern die evangelischen Christen bereits seit Jahrhunderten rührt und aufbaut. Mit Festgottesdiensten und Veranstaltungen ehrt man den Liederdichter Paul Gerhardt. Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann erinnert sich: "Etliche Lieder von Paul Gerhardt habe ich selbst als Kind sozusagen beim Kochen gelernt. Beispielsweise ,Du meine Seele singe', seine Aufnahme von Psalm 146, schmetterte meine Großmutter gerne, oder auch ,Lobet den Herren, alle die ihn ehren'. Später habe ich zum Einschlafen meinen Kindern oft ,Nun ruhen alle Wälder' vorgesungen." In der Berliner Nikolaikirche, dem Ort seines langjährigen Wirkens, zeigt die Stiftung Stadtmuseum Berlin vom 11. März bis

1. Juli eine Ausstellung unter dem Titel "unverzagt. Paul Gerhardt - ein Berliner Dichter und Bekenner" (dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 12 bis 20 Uhr) und zeigt damit nicht zuletzt auch ein Stück Berliner Zeitgeschichte. Ein weiter Raum ist der Rezeption seiner Lieder bis heute gewidmet. Ein Höhepunkt wird am 11. März ein vom ZDF übertragener Gottesdienst in der Berliner Marienkirche sein. Mehr als 120 Lieder schrieb Gerhardt, Lieder, die heute fast zu Volksliedern geworden sind. Wer die Texte nachlesen möchte, der wird an dem Buch "Geh aus mein Herz" (Hrsg. Reinhard Mawick, Faber & Faber Verlag, 275 Seiten, geb., 35 Euro) seine Freude haben. Hier finden sich sämtliche deutschen Lieder des Barockdichters. os

Mehr Informationen unter www.paul-gerhardt-jahr.de

Der evangelische Pfarrer und Dichter vieler Kirchenlieder Paul Gerhardt wurde vor 400 Jahren am 12. März 1607 in Gräfenhainichen im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt geboren. In evangelischen Gesangbüchern ist Gerhardt bis heute der meistvertretene Liederdichter. Optimismus, Gottesfurcht und Friedenssehnsucht waren die besonderen Merkmale seiner Werke, die stark unter dem Eindruck der Katastrophe des 30jährigen Krieges standen. 1619 starb sein Vater, 1621 die Mutter. 1637 verließ er nach einem erfolgreichen Abschluß die Fürstenschule von Grimma und ging zum Studium nach Wittenberg, wo schon Martin Luther gelehrt hatte. Im gleichen Jahr verwüstete die schwedische Soldateska seine Heimatstadt. Einer seiner Brüder starb.

Nach dem Studium wirkte Gerhardt in Brandenburg. Zunächst fand er 1643 eine Anstellung als Hauslehrer in Berlin, dann wirkte er ab 1651 als Probst in Mittenwalde. Dort unterstanden ihm elf Pfarreien zur Aufsicht. 1657 konnte er in der kur-brandenburgischen Haupt- und Residenzstadt Berlin die Stelle des Pfarrers der Nikolaikirche antreten. Nicht nur zwischen katholischen und evangelischen Christen gab es damals große theologische und emotionale Gegensätze, sondern zwischen lutherischen und reformierten Predigern gab es auch Zwist. Viele Pfarrer vertieften durch ihre Predigten die Abneigungen. Schließlich wurde das ganze Treiben dem Großen Kurfürsten, der selbst reformierter Christ war, zu viel. Er erließ 1664 ein Edikt, in dem die lutherischen und reformierten Prediger verpflichtet wurden, nicht gegeneinander zu polemisieren.

Paul Gerhardt weigerte sich aus Gewissensgründen (er war im Zweifel, ob der Souverän berechtigt war, eine solche Unterschrift verlangen zu können), die geforderte Erklärung abzugeben. Daraufhin wurde er des Amtes enthoben. Zwar setzte die Gemeinde sich für Gerhardt ein und auch der Große Kurfürst war bereit, ihn wieder in Berlin predigen zu lassen, aber Gerhardt verließ Brandenburg und fand in Lübben im Spreewald, das damals zu Sachsen-Meiningen gehörte, eine neue Anstellung als Pfarrer.

Der bedeutende evangelische Liederdichter Paul Gerhardt starb in seinem 70. Lebensjahr am 27. Mai 1676 in seiner Lübbener Pfarrwohnung und wurde im Chorraum nahe dem Altar seiner letzten Wirkungsstätte beigesetzt. Klaus Gröbig


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren