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10.03.07 / Integration ist keine Einbahnstraße / Hessens Landesbeauftragter Friedrich zu Gast beim Hessischen Landeskriminalamt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-07 vom 10. März 2007

Integration ist keine Einbahnstraße
Hessens Landesbeauftragter Friedrich zu Gast beim Hessischen Landeskriminalamt

Der Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Rudolf Friedrich, hat sich beim Hessischen Landeskriminalamt über die Beteiligung von Spätaussiedlern an der allgemeinen Kriminalitätslage in Hessen informiert. An dem Gespräch nahmen der Präsident des Landeskriminalamtes Peter Raisch, Dr. Claudia Koch-Arzberger von der Kriminalistisch-Kriminologischen Forschungsstelle und Abteilungsleiter Stefan Müller teil. Der Landesbeauftragte wurde vom Referatsleiter im Hessischen Sozialministerium, Udo Röther, und seinem Büroleiter Georg Unkelbach begleitet.

Präsident Raisch begrüßte die Teilnehmer des Gespräches und gab einen Bericht zur aktuellen Lage der Spätaussiedlerdelinquenz in Hessen aus Sicht des Hessischen Landeskriminalamtes. Danach weist Hessen für das Jahr 2005 eine Beteiligung von Spätaussiedlern in Höhe von 13857 Delikten an den gesamten aufgeklärten Fällen von 240892 auf, welches einer Quote von 5,8 Prozent entspricht. Zusammenfassend könne derzeit grundsätzlich statistisch von keiner überdurchschnittlichen Beteiligung von Aussiedlern am allgemeinen Kriminalitätsgeschehen ausgegangen werden. Erhebungen im Bereich der Mehrfach-/Intensivtäter zeigten jedoch in bestimmten Regionen Hessens eine überproportionale Beteilung insbesondere junger Menschen dieser Bevölkerungsgruppe. Eine aktuelle Statistik des Fallaufkommens geklärter Fälle durch Aussiedler im Jahr 2005 zeige eine besondere Belastung im Vogelsbergkreis, im Schwalm-Eder-Kreis und im Kreis Waldeck-Frankenberg. Hier bedürfe es einer zielgruppenorientierten Kriminalprävention zur Verhinderung von Straftaten. Er stehe für eine Erörterung der Thematik gerne auch weiterhin zur Verfügung und überreichte dem Landesbeauftragten eine VHS-Kassette des Filmprojekts "Mondlandung" mit Begleitheft und Umsetzungsempfehlungen des Programms Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Landesbeauftragter Friedrich bedankte sich für das Zustandekommen des Meinungsaustausches und die überlassene VHS-Kassette. Als Landesbeauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler sei es seine Aufgabe, Informationsarbeit über Spätaussiedler zu betreiben und die Akzeptanz in der einheimischen Bevölkerung gegenüber Spätaussiedlern zu erhöhen. Er stelle bei vielen Begegnungen mit Spätaussiedlern immer wieder fest, daß eine negative Berichterstattung in der Presse die Eingliederung erheblich erschwere. Friedrich ging auf die Untersuchung des LKA Hamburg "Lagebild Spätaussiedler" ein. Danach war die Beteiligung von Spätaussiedlern am Kriminalitätsgeschehen unter dem Durchschnitt der deutschen Bevölkerung und weit unter dem Durchschnitt der sonstigen Zuwanderungsgruppen. "Dies sind wichtige Informationen, die dazu dienen, das Negativbild der Rußlanddeutschen in der Öffentlichkeit zu revidieren", so der Landesbeauftragte. Er bot weiter an, Kontakte mit der Deutschen Jugend aus Rußland und der Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland herzustellen, um besser an die jugendlichen Spätaussiedler heranzukommen. Nach seiner Auffassung sollte bei den vertrauensbildenden Maßnahmen in Erwägung gezogen werden, Spätaussiedler in den Freiwilligen Polizeidienst aufzunehmen.

Der im Hessischen Sozialministerium für die Spätaussiedler zuständige Referatsleiter Udo Röther berichtete über die am 1. Januar 2002 in Kraft getretene "Verordnung über die Aufnahme und vorläufige Unterbringung von Spätaussiedlern". Die Verteilung auf die Gebietskörperschaften nach Quoten habe sich bewährt und Ungleichheiten bei der Verteilung beseitigt. Er wies auf die Schaffung beruflicher und sozialer Perspektiven durch Förderung zielgruppenorientierter Projekte und Bildungsmaßnahmen durch das Hessische Sozialministerium hin. Als Beispiele nannte er die Integrationsmaßnahmen und die Sprachförderangebote im Bereich Kindergärten.

Präsident Peter Raisch und Landesbeauftragter Rudolf Friedrich verständigten sich zum Schluß des Gespräches darauf, eine gemeinsame Veranstaltung zu diesem Thema in Nordhessen durchzuführen. Außerdem sollte darüber nachgedacht werden, in Nordhessen ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zu initiieren. EB

Foto: Meinungsaustausch im Hessischen Landeskriminalamt: Dr. Claudia Koch-Arzberger, Georg Unkelbach, Landesbeauftragter Rudolf Friedrich, LKA-Präsident Peter Raisch, Stefan Müller und Udo Röther (von links)


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