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17.03.07 / Der Bundeskanzler aus Hamburg / Helmut Schmidt erwarb als Krisenmanager bei der Flutkatastrophe 1962 das Image des Machers

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-07 vom 17. März 2007

Der Bundeskanzler aus Hamburg
Helmut Schmidt erwarb als Krisenmanager bei der Flutkatastrophe 1962 das Image des Machers
von Manuel Ruoff

Hamburgs bundesweit bekanntester Politiker ist Helmut Schmidt. Der Ehrenbürger seiner Heimatstadt kam am 23. Dezember 1918 in der Freien und Hansestadt zur Welt. Nach dem Abitur 1937 sowie anschließendem Arbeits- und Wehrdienst wurde er 1939 zum Kriegsdienst eingezogen. Anfänglich war der Luftwaffenangehörige in Bremen bei der Flakartillerie stationiert. Nach einem kurzen Zwischenspiel an der Ostfront 1941/1942 arbeitete er im Reichsluftfahrtministerium in Berlin und in Bernau als Referent für Ausbildungsvorschriften der leichten Flakartillerie, bevor er ab Dezember 1944 als Batteriechef an der Westfront eingesetzt wurde. Im April 1945 geriet er in der Lüneburger Heide in Kriegsgefangenschaft, doch war er schon am 31. August 1945 wieder auf freiem Fuß.

An der Universität Hamburg nahm er ein Volkswirtschaftsstudium auf. Bereits unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft war Schmidt der SPD beigetreten, in deren Studentenorganisation er schnell Karriere machte. Bis 1947 brachte er es bis zum Vorsitzenden des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) in den Westzonen. Nach dem Examen 1949 konnte er in der von seinem Parteifreund Karl Schiller geleiteten Behörde für Wirtschaft und Verkehr anfangen, wo er zum Schluß das Amt für Verkehr leitete.

1953 wurde er Berufspolitiker, denn in jenem Jahr wechselte er als Abgeordneter des Wahlkreises Hamburg-Bergedorf in den Bundestag, dem er mit einer Unterbrechung bis 1987 angehörte. 1961 wechselte er für vier Jahre in den hamburgischen Senat, wo er als Senator der Polizeibehörde vorstand. In dieser Funktion erlangte er über Hamburgs Grenzen hinaus den Ruf eines Machers, als er sich an die Spitze des Krisenmanagements bei der Sturmflutkatastrophe von 1962 setzte. Ohne Rücksicht auf Kompetenzen setzte er alles ein, dessen er habhaft werden konnte. Alliierte Besatzungssoldaten kamen dabei ebenso zum Einsatz wie die Bundeswehr, die laut Grundgesetz gar nicht im Innern hätte eingesetzt werden dürfen. Das alles klappte, weil gesunder Menschenverstand über Verfassung, Gesetze und Vorschriften gestellt wurde. Schmidt und Hamburg kamen dabei seine Affinität zum Militär zugute. Als Bundestagsabgeordneter war der Major d. R. mit Verteidigungsfragen befaßt gewesen und kannte die meisten Kommandierenden daher persönlich. So konnte er sie davon überzeugen, trotz fehlender Rechts- und Vorschriftenlage schnell und unbürokratisch Hilfe zu leisten.

Nach seiner Rückkehr in den Bundestag wurde Schmidt erst stellvertretender Vorsitzender und 1967 Vorsitzender seiner Fraktion. Nachdem seine Partei 1969 aus der Opposition in die Regierung gewechselt hatte, wurde er erst Verteidigungs- und nach dem Rücktritt Karl Schillers 1972 Finanzminister. Nach dem Amtsverzicht Willy Brandts wegen der Guillaume-Affäre wurde Schmidt 1974 Bundeskanzler. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Sturz durch ein konstruktives Mißtrauensvotum der CDU/CSU und FDP im Jahre 1982. Helmut Schmidt zog sich aus der aktiven Politik in die Rolle des Beobachters und Kommentators zurück und wurde 1983 Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit".


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