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17.03.07 / Kampf gegen den Krebs / Ein Junge versucht mit Hilfe der Phantasie seiner Krankheit zu entfliehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-07 vom 17. März 2007

Kampf gegen den Krebs
Ein Junge versucht mit Hilfe der Phantasie seiner Krankheit zu entfliehen

Eigentlich ist Donald Delpe ein ganz normaler 14jähriger Junge. Aber auch nur eigentlich. Was ihn von seinen gleichaltrigen Kumpels Raff und Michael unterscheidet, ist daß Donald schwerkrank ist. Donald leidet an Krebs und versucht verzweifelt, sein Leben zwischen hormongesteuertem Teenagerdasein und Chemotherapie auf die Reihe zu bekommen.

Ihm zur Seite steht sein selbsterfundener Comic-Held "MiracleMan", der unverwundbar jeder Gefahr, jedem Virus trotzt und so stets als Sieger aus den Kämpfen mit seinem finsteren Rivalen "Gummifinger" hervorgeht.

Beseelt von dem Wunsch, nicht als Jungfrau zu sterben, beinhalten Donalds Comiczeichnungen neben den Beschreibungen von MiracleMans Super-Immunsystem jedoch auch viele pornographische Zeichnungen, die seine Eltern gelegentlich in Verwirrung stürzen.

Nicht so den Psychologen Dr. Adrian, der von den simplen Lebensweisheiten seines jungen Patienten sowie von dessen trockenem Sarkasmus beeindruckt ist. Er entwickelt eine Sympathie für den Jungen, die ihn dazu bringt, in dessen schwerster Phase für Donald da zu sein, ihn zu unterstützen und ihm einen seiner größten Wünsche zu erfüllen.

"Donald wird sterben, wenn er keinen Lebensmut schöpft ... Der Junge braucht Freude in den Adern, nicht nur Zytotoxine, Antimetabolite, Alkylantinen, und mit Sicherheit nicht das Gift enttäuschter Hoffnung." Und irgendwie läßt ihn der Junge nicht mehr los. In dem, was er jetzt versucht, steckt mehr als nur ein wenig Donald, und das ist gut. Er hat genug von seiner eigenen erfolglosen Art, das Leben anzugehen, und die Art, wie der Junge es angeht, scheint ihm geradezu genial ... Wenn er dem Jungen hilft, hilft er sich selbst. Auch das ist gut. Gute Taten sind nie uneigennützig. Wenn wir die Hand ausstrecken, um zu helfen, hält dann nicht die andere Hand einen Spiegel?

In drei Akte unterteilt, präsentiert Anthony McCarten dem Leser diesen Roman. Jede Person wird bei ihrem ersten Erscheinen vom Autor kurz beschrieben, so daß sich der Leser in die Personen und Handlung gut hineinversetzen kann. Fast wie in einem richtigen Film sieht der Leser vor seinem inneren Augen den krebskranken Donald mit den Stöpseln seines iPod in den Ohren, die Mütze über seinem kahlen Schädel tief in die Stirn gezogen, die Hände in den Taschen, an sich vorbeigehen.

Und wie könnte es anders sein, verändert der Krebs auch nicht nur Donalds Leben, sondern fordert auch alle Kraft von seinen Eltern Renata und Jim.

"Renata hat die Arme fest um den eigenen Körper geschlungen, ... ihr Atem kommt kurz und stoßweise, als wate sie, bis zur Hälfte im Wasser, durch einen eiskalten Fluß. Dr. Sipetka: ,Wir geben nicht auf. Aber es ist ein bösartiges Karzinom. Leider.' Jim versucht zweimal zu sprechen. Beim dritten Anlauf kommt er über das Wie hinaus. Jim: ,Wie lange hätte er noch, wenn wir nichts tun?' Dr. Sipetka: ,Sechs Monate - aber ich finde, wir sollten die medizinische Lösung verfolgen. Morgen möchte ich ihm Knochenmark entnehmen. Knochenmark ist das Zentrum des Immunsystems. Später können wir es ihm wieder einpflanzen - wenn es ihm wirklich schlecht geht. Dann braucht er es.'"

Ein traurig schöner Roman, der tief berührt und den Leser mal zum Lachen und mal zum Weinen bringt. A. Ney

Anthony McCarten: "Superhero", Diogenes, Zürich 2007, geb., 303 Seiten, 19,90 Euro, Best.-Nr. 6093


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