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17.03.07 / Ein Geschenk für die Königin / Das Sterbezimmer Luises von Preußen ist wieder im Originalzustand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-07 vom 17. März 2007

Ein Geschenk für die Königin
Das Sterbezimmer Luises von Preußen ist wieder im Originalzustand
von Rebecca Bellano

Es ist ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk, und auch wenn die Beschenkte es selbst nicht mehr in Empfang nehmen kann, so würde es sie mit Sicherheit freuen, daß sich 197 Jahre nach ihrem Tod Menschen zusammenfinden, um ihren Ehrentag auf diese Weise zu feiern: Die Luisen-Gedenkstätte Hohenzieritz weihte am 10. März 2007, den 231. Geburtstag der Königin Luise von Preußen, das wiedererstandene Sterbezimmer der Monarchin ein.

Höhepunkt der Veranstaltung war die Präsentation des zweiten Gipsabgusses einer von Christian Daniel Rauch als zweite Fassung geschaffene Grabstatue der Königin Luise mit Liegestatt. Der neue Abguß wurde durch die Firma Preik in Waren an der Müritz aus Polymergips gefertigt. Möglich war dies nur dank Dr. Dietrich Dehnen aus Duisburg, der hierfür 25000 Euro zur Verfügung gestellt hatte.

Aus Anlaß der Neukonzeption ist auch der Empfangsraum im Schloß Hohenzieritz neugestaltet worden. Auch stellte der Historische Verein Paretz zwei Original-Pastelle des Hofmalers Lauer, die Königin Luise und ihren Mann Friedrich Wilhelm III. als Brautleute zeigen, als Leihgabe zur Verfügung.

Das Sterbezimmer wurde drei Jahre nach dem Tod der Königin, die im Alter von 34 Jahren an einer Lungenkrankheit und Polypen am Herzen verstarb, von ihrem Vater, dem Herzog Carl von Mecklenburg-Strelitz, eingerichtet. Zusammen mit den beiden Vorzimmern wurde der Ort ihres Todeskampfes von dem Hofbildhauer Christian P. Wolff zu einer Gedenkstätte gemacht. Diese war für jedermann geöffnet und an jedem 10. März, ihrem Geburtstag, sowie am 19. Juli, ihrem Todestag, wurde in einer Feierstunde ein Kranz für die über ihren Tod hinaus verehrte Königin Preußens niedergelegt.

Die heutige Gestaltung entspricht der Einrichtung des Sterbezimmers vom Ende des 19. Jahrhunderts.

So wurde erst 1880 der Fußboden aus Mettlacher Steinzeug der Firma Villeroy & Boch, der, genau wie die Illusionsmalerei an Wand und Decke, verschiedene Schinkelmotive zeigt, verlegt.

Der Gipsabdruck der von Christian Daniel Rauch 1815 geschaffenen Grabstatue, deren Original sich im Mausoleum in Berlin-Charlottenburg befindet, kam erst 1892 nach Hohenzieritz.

Mit dem Ende des Krieges verschwanden die Dinge aus dem Sterbezimmer und der Schloßverein Hohenzieritz konnte erst im Jahr 2000, nach 55 Jahren anderweitiger Nutzung der Räumlichkeiten, die Zimmer wieder übernehmen. Allerdings waren sie damals vollkommen leer, von der alten Einrichtung war nichts mehr vorhanden.

Seitdem war es Ziel des Vereins, das historische Sterbezimmer wieder in seinen historischen Zustand zurückzuversetzen und in den beiden Vorzimmern das Leben der Königin und ihrer Familie darzustellen samt der damit verbundenen persönlichen Leistungen und des historischen Umfeldes.

Dank Spenden konnten als erstes die Wand- und Deckenmalerei neu geschaffen werden. Auch gelang es, die Bleigasfenster und die Gittertüren vor dem Sterbezimmer nach altem Muster einzubauen.

Der Sockel des Gipsabdruckes des Sarkophags der Königin wurde als Geschenk des Preußischen Collegiums Bad Bevensen in den folgenden Jahren nacherstellt.

Jetzt, sieben Jahre nach Übergabe der Räumlichkeiten, ist auch die Liegestatt mit dem Antlitz Luises wieder am Sterbeort.

Der Luisen-Biograph Johannes Thiele beschreibt in "Luise - Königin von Preußen" die letzten Stunden der unvergeßlichen Monarchin:

"Wieder ringt sie nach Luft. Der König geht zur Tür, ruft um Hilfe, und Heim stürzt herbei. Auch ihm sagt sie: ,Der König ist so gut, aber keine neue Szene, sonst sterbe ich.' Der Arzt versucht sie zu beruhigen. Sie wendet sich Friedrich Wilhelm zu: ,Fürchte dich nicht, ich sterbe nicht.' Sie ergreift seine linke Hand.

Alle nur erdenklich krampflösenden und andere lindernden Mittel werden gegeben - umsonst. So kommt die neunte Stunde, die Todesstunde. Ein erneuter Krampfanfall. Angstschweiß steht auf ihrer Stirn. Noch einmal werden einige Mittel probiert - vergebens. ,Luft! ... Luft!' stöhnt Luise wieder. Hieronymi rät ihr, die Arme auszubreiten und höher zu legen. ,Das kann ich nicht!' Der Arzt hilft ihr, die Arme etwas weiter abzuhalten. ,Das bringt mir den Tod.' Und bald darauf: ,Ich sterbe von oben herunter.' Nur einen Augenblick hält der Arzt die Arme oben. Dann läßt er sie wieder sinken. ,Ach, mir hilft nichts mehr als der Tod.'

Der König sitzt am Rand des Bettes. Er nimmt ihre kühle rechte Hand, versucht sie zu wärmen. Auf der anderen Seite kniet Friederike, sie hält die linke Hand der Sterbenden. Caroline von Berg steht am Kopfkissen, den Kopf ihrer Freundin stützend. Die drei Ärzte - Heim, Hieronymi und Görcke - sind vollkommen ratlos, wissen keine Hilfe mehr. ,Ach Herr Jesus, verlaß mich nicht.'

Wenige Minuten vor neun Uhr vormittags der letzte Krampf. Luise biegt den Kopf zurück, blickt zur Decke, öffnet weit ihre großen blauen Augen und stöhnt: ,Herr Jesus, o Jesus, mach es kurz!'

Noch einmal atmet Luise hörbar auf. Dann sinkt sie zurück, stirbt mit einem letzten Seufzer. Es ist fünf Minuten vor neun Uhr, am Morgen des Mittwoch, 19. Juli 1810, als das Herz Preußens aufhört zu schlagen."

Foto: Eine Ehrerweisung an die Königin: Zwei Steinmetze tragen den Luisen-Sarkophag ins Sterbezimmer auf Schloß Hohenzieritz.


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