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24.03.07 / Sind Bibliothekare auch Zensoren?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-07 vom 24. März 2007

Sind Bibliothekare auch Zensoren?

Wenn die Auswahl und Verfügbarkeit nicht von politischen, moralischen und religiösen Anschauungen getragen werden soll - ist es dann richtig, in öffentlichen Bibliotheken links- und rechtsextreme Literatur anzuschaffen?" Mit dieser und ähnlichen Fragen befassen sich am Rande der Leipziger Buchmesse rund 3000 Bibliothekare aus dem In- und Ausland. Auch fragen sie, ob es notwendig sei, im Interesse der Meinungsfreiheit Publikationen mit erotischen Fotografien auszulegen. Oder ob es angebracht sei, Bücher aufzustellen, die die Sichtweise von nicht verbotenen religiösen Gruppen und Sekten wie zum Beispiel Scientology wiedergeben. Inwieweit sind Bibliothekare auch Zensoren, steht also als Motto über fast allen Veranstaltungen des Kongresses für Information und Bibliothek.

Auch wird auf die unterschiedlichsten Ländergewohnheiten eingegangen. "Während beispielsweise der britische Autor David Irving im letzten Jahr in Österreich wegen Leugnung des Holocaust zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, wäre er in den USA oder Großbritannien straffrei ausgegangen. Während amerikanische Kollegen es als Zensur ansehen, wenn deutsche Bibliotheken ,Mein Kampf' nicht für jedermann zugänglich aufstellen, wundern wir uns vielleicht darüber, warum Harry Potter solche hohe Wogen der Entrüstung in den USA schlagen konnte - wegen Verherrlichung von Magie!", so Barbara Schleihagen, Mitglied des IFLA-Ausschusses, der sich für den freien Zugang zu Informationen einsetzt.

Musterland in Sachen vorbildlicher Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung ist Dänemark, das in diesem Jahr in Leipzig seine Bibliothekenstrategie vorstellt. Seit 1920 gibt es in Deutschlands nördlichem Nachbarland ein Gesetz, das den Bibliotheken eine zentrale Rolle in Kultur und Bildung zuschreibt und festlegt, daß jede Kommune eine öffentliche Bibliothek unterhalten muß. Und während in Deutschland immer mehr Bibliotheken aus Geldmangel schließen oder ihre Öffnungszeiten einschränken, werden sie in Dänemark als kleines Heiligtum der Informationsfreiheit angesehen. So nutzen zwei Drittel der Dänen das Angebot ihrer Kommune, aus deutscher Sicht ein unglaublich hoher Anteil. Noch unglaublicher ist es, daß Zahlen belegen, daß ethnische Minderheiten im Land den Bibliothekenservice sogar häufiger nutzen als Dänen. Bel


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