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24.03.07 / Künstler blicken auf Europa / Eine Ausstellung in Brüssel zeigt herausragende Werke deutscher Malerei des 19. Jahrhunderts

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-07 vom 24. März 2007

Künstler blicken auf Europa
Eine Ausstellung in Brüssel zeigt herausragende Werke deutscher Malerei des 19. Jahrhunderts

Seit dem 1. Januar hat die Bundesrepublik Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft inne. Begleitend hierzu präsentiert sich Deutschland mit namhaften Kulturinstitutionen über den gesamten Zeitraum der Ratspräsidentschaft im Palais des Beaux Arts (BOZAR) in Brüssel. So gibt es unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel eine in dieser Form bisher einzigartige Kooperation der drei großen staatlichen Sammlungen Deutschlands: Die Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München widmen sich mit einer gemeinsamen Ausstellung unter dem Titel "Blicke auf Europa - Europa und die deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts" den verschiedenen Facetten deutscher Kunst im 19. Jahrhundert. Die Ausstellung wird ergänzt um bedeutende Leihgaben weiterer deutscher Häuser. Insgesamt 28 Museen und Sammlungen sind an dieser Ausstellung beteiligt, die durch die Kulturstiftung des Bundes maßgeblich gefördert wird.

Über 150 Spitzenwerke deutscher Künstler von Caspar David Friedrich bis Adolph Menzel sind in der Ausstellung vereinigt. Das Schaffen dieser Künstler ist untrennbar verbunden mit den künstlerischen, geistigen und gesellschaftlichen Strömungen in den Nationen, Ländern und Regionen Europas, mannigfaltig die Einflüsse und Wechselwirkungen nicht nur der Zeit des 19. Jahrhunderts selbst, sondern ebenso auch vorangegangener geschichtlicher Epochen. Schließlich inspirierte das Erleben der Vielfalt europäischer Landschaften die deutschen Künstler zu Meisterwerken. Die Künste - nicht nur die bildenden - waren seit jeher europäisch, lange bevor auf politischer Ebene in ähnlicher Tiefe und Intensität eine Gemeinsamkeit, eine Gemeinschaft möglich wurde. Die Entwicklung Europas hin zur heutigen Europäischen Union basiert wesentlich auf diesen gemeinsamen kulturellen Traditionen.

Genau dies will die Ausstellung zeigen: Kein Abbild deutscher Geschichte also, sondern eine in der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts sich ausdrückende europäische Kunst.

Wie sahen die Deutschen Europa, was sahen sie, was nahmen sie nicht wahr? Erstmalig werden diese Fragen in einer umfassenden Ausstellung thematisiert. Zugleich werden die Bedeutungsvielfalt und künstlerische Meisterschaft der deutschen Malerei im 19. Jahrhundert dargestellt.

Mit "Blicke auf Europa" werden - ganz im Geiste der Europäischen Union - Verbindungslinien zwischen Nationen, Ländern und Regionen nachvollzogen. Eine kulturgeschichtliche Ausstellung und eine Schau großer Kunst gleichermaßen. Die Ausstellung spiegelt den gesamteuropäischen Kontext in zwölf Kapiteln. Sie beginnt mit der Wiege der europäischen Kultur: Griechenland, dessen antike Stätten und Mythen von Künstlern wie Karl Friedrich Schinkel und Peter von Hess idealisiert wurden. Weiter geht es nach Italien, dem Reiseziel, das viele deutsche Künstler magisch anzog, etwa Joseph Anton Koch, Friedrich Overbeck und Carl Blechen.

Die Wahrnehmung Italiens war wie die keines anderen europäischen Landes durch die Vergangenheit, durch die Geschichte und die Kunst früherer Epochen geprägt. Andere Künstler wie Philipp Otto Runge, Johan Christian Dahl und Caspar David

Friedrich erhielten ihre Inspiration durch die Kopenhagener Akademie. Die Ausstellung zeigt auch die Beziehung zur alpinen Bergwelt Österreichs und der Schweiz. Friedrich und Ludwig Richter setzten diese malerisch in überwältigende Landschaften um.

Über Böhmen, Rußland, Polen, das Baltikum und Spanien geht die europäische Reise weiter nach England. Künstler wie Johann Joseph Friedrich Langenhöffel und Franz Xaver Winterhalter ließen sich auf eine Reise ein, auf der sie den Beginn des gesellschaftlichen Wandels entdeckten und einen ersten Blick auf zukünftige Entwicklungen warfen.

Die belgische Historienmalerei prägte viele Künstler nachhaltig. Holland wird von Max Liebermann in faszinierenden Genre-szenen zum Inbegriff einer sozialen Utopie stilisiert. Maler wie Carl Spitzweg und Wilhelm Leibl fanden in der Freilichtmalerei Frankreichs ihre Vorbilder.

Der Rundgang endet in Berlin mit Adolph Menzel, dem europäischsten Künstler seiner Zeit. Kein anderer hat die Welt so wahrhaftig beobachtet und dargestellt, wie er - in Berlin, Sachsen, Bayern, Paris und weiteren Orten Europas.

Gemälde von höchstem Rang nehmen den Besucher mit auf die Reise und laden ihn ein, Europa mit neuem Blick zu sehen. Die Ausstellung entfaltet mithin vor ihren Besuchern ein meisterhaftes Panorama und setzt die künstlerischen und kulturellen Facetten Europas auf das Schönste ins Bild. pm

Die Ausstellung "Blicke auf Europa" ist im Palais des Beaux Arts, 23 Rue Ravenstein, B - 1000 Brüssel, dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr zu sehen, Eintritt 9 Euro, bis 20. Mai.


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