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24.03.07 / "Ein Witz ohne Pointe" / Heimatpolitische Arbeitstagung im Zeichen des Schlosses

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-07 vom 24. März 2007

"Ein Witz ohne Pointe"
Heimatpolitische Arbeitstagung im Zeichen des Schlosses
von Ute Eichler

Seit über 15 Jahren setzt dieser Mann all seine Kraft, seine Zeit für die Verwirklichung einer Idee ein, für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Wilhelm v. Boddien war einer der Hauptredner auf der 49. Heimatpolitischen Arbeitstagung der Kreisgemeinschaft Angerburg. Seine Frage: "Warum sollte das Berliner Schloß wieder aufgebaut werden?" beantwortete er sehr überzeugend: "Die Schönheit der Stadt kehrt zurück!"

Mit Hilfe von historischen Aufnahmen, von Aufnahmen der heute vorhandenen Situation und von Zukunftsbildern, die per Computersimulation erstellt worden sind und die er mittels moderner Technik vorführte, gelang Wilhelm v. Boddien nicht nur verbal, sondern auch optisch der überzeugende Beweis: Das Schloß war der Hauptbestandteil eines baulichen Ensembles. An dieser Stelle hat die Stadt Berlin "Phantomschmerzen".

Den interessierten Zuhörer konnte der Referent nicht nur vermitteln, daß das Schloß wieder aufgebaut werden sollte, sondern auch wie - mit höchstem Qualitätsanspruch.

In einem historischen Exkurs eilte er von der Gründungsgeschichte Berlins über die Entstehungs- und Baugeschichte des Schlosses hin zur Barbarei der Sprengung 1950. Die Regierung der DDR wünschte einen Aufmarschplatz, geeignet, daß 700000 Menschen in fünf Stunden an einer Tribüne vorbeimarschieren. Später, unter Honecker, wurde der "Palast der Republik" gebaut, auch "Erichs Lampenladen" genannt.

1991 konnte der Förderverein Berliner Schloß e. V. die Umsetzung der Idee beginnen, die Ausmaße des Schlosses und seine Wirkung im städtischen Raum durch ein mit bemalten Planen behängtes Gerüst zu demonstrieren. 1993, ein Jahr bevor Christo den Reichstag verpackte, stand das Gerüst und wurde durch die in Frankreich per Hand bemalte fünf Meter breiten Planenbahnen zur perfekten Attrappe. Neun Millionen Mark kostete dieses selbstfinanzierte Experiment. Es gelang, ein Netzwerk zu knüpfen. Von Boddien scheut nicht deutliche Worte: "Treppen werden immer von oben gefegt." Das Schloß bezeichnet er als "Kernbau Berlins". Er stellte auch fest: "Mäßige Stadtrandarchitektur hat sich in das Zentrum der Stadt gefressen.", und er zitierte Richard Schröder mit "Die Linden ohne Schloß sind wie ein Witz ohne Pointe."

In das Schloß, die neue Mitte Berlins, soll das "Humboldt-Forum" einziehen. Das mag für manche Zuhörer neu sein: "In Berlin-Dahlem dämmert eine große Museumslandschaft vor sich hin und wird nicht mehr besucht." Im Humboldt-Forum könnten Wechselausstellungen zu den Themen Tropen, Seidenstraße, Paläste Afrikas ... gezeigt, könnte ein interaktives Museum eingerichtet werden, das Andersartigkeit und Verwandtschaft fremder Kulturen deutlich macht, unter dem Motto: "Erst erfreuen, dann belehren!"

Das Machtzentrum Berlins hat sich zum Reichtagsgebäude verlagert, das Kulturzentrum der Stadt könnte auf dem Schloßplatz angesiedelt werden, in Nachbarschaft zur Museumsinsel. Für den Wiederaufbau fehlen 80 Millionen Euro. "Wenn nur 200000 Bürger - von 80 Millionen - jeder 400 Euro geben würde, dann wäre es zu schaffen", so Wilhelm v. Boddien. Sein Traum ist die Eröffnung des leeren Gebäudes am 3. Oktober 2015. "Dann wäre Berlin nicht mehr die Mätresse der Nation, sonder wieder eine geachtete Hauptstadt."


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