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24.03.07 / Einer von uns nullt / Vor 40 Jahren kam die "Kinder Schokolade" auf den Markt und fand schnell viele Freunde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-07 vom 24. März 2007

Einer von uns nullt
Vor 40 Jahren kam die "Kinder Schokolade" auf den Markt und fand schnell viele Freunde
von Manuel Ruoff

Einer von uns geburtenstarken Jahrgängen aus der Zeit, als das Motto "Wohlstand für alle" hieß und unsere Republik ihre (zumindest wirtschaftlich) besten Jahre in und um die Kanzlerschaft Ludwig Erhards erlebte, "nullt". Auch die "Kinder Schokolade", die uns seit frühesten Kindertagen in den Regalen der Einkaufsläden und Supermärkte begleitet, wird nun 40. Sie war uns in der Kindheit eine willkommene Aufmerksamkeit und Belohnung, und auch der freundlich lächelnde Junge auf der Verpackung war einer von uns. Blütenweißes Hemd und Schleife, so wurden auch viele von uns ausstaffiert, wenn es zur Familienfeier oder ins Weihnachtsmärchen ging. Dann kamen wir in die Schule und die Folgen der 68er Revolution an den Hochschulen kamen mit Zeitverzögerung auch dort unten in den allgemeinbildenden Anstalten an. Die Zeiten wurden lockerer. Die Beatles wurden auch für die Frisuren von uns Jungen stilbildend. Der Schokoladen-Junge vollzog die Entwick-lung nach. Ab 1976 lachte er uns von der Schokoladenpackung in einem offenen karierten Hemd und mit einem Haarschopf, der die Ohren bedeckt, an. Doch auch die Beatles-Frisur war nur eine Mode. Seit 1993 sind beim "Kinder Schokoladen"-Jungen die Ohrläppchen und seit 2001 die ganzen Ohren wieder frei, wie 1967. Und da rede noch einmal einer von menschlichem Fortschritt. Obwohl in der Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders geboren, sind unsere geburtenstarken Jahrgänge doch irgendwo "gelackmeiert". Wo immer wir auch hinkommen, immer gibt es ein Gedrängel - erst in der Schule, dann auf dem Ausbildungsmarkt oder den Universitäten. Erschwerend kommt hinzu, daß nach uns der "Pillenknick" kommt. Darunter mußten wir schon als Schüler leiden. Forderungen von uns und unseren mitleidigen Eltern nach mehr Lehrern wurden mit der Begründung abgebügelt, daß Lehrer ja unkündbare Beamte seien und man die nach uns nicht mehr brauche und nicht nur für uns anstellen könne. Wie in der Schule, so im Ruhestand. Schon in unserer Schulzeit hieß es, daß der "Rentenkollaps" komme, wenn wir das Rentenalter erreichen würden. Und wenn wir später wirklich Rente bekommen, müssen wir ab 2040 diese voll versteuern, obwohl nur ein Teil unserer Rentenbeiträge steuerfrei gewesen sein wird. Trotz dieser bescheidenen Rahmenbedingungen haben einige von uns Karriere gemacht und sich sogar gegen den Trend vermehrt. Dazu gehört auch die "Kinder Schokolade". Stolz präsentiert sie ihr "Vater", der Süßwarenhersteller Ferrero, als die beliebteste Sorte unter den 100-Gramm-Tafeln. Rund 90 Millionen Tafeln werden in der Bundesrepublik Deutschland pro Jahr genossen, das ist mehr als eine pro Bundesbürger. Damit gehören die Deutschen neben den Italienern, Luxemburgern und Slowenen zu den größten Fans der süßen Versuchung. Den größten Pro-Kopf-Verbrauch haben allerdings die Malteser. Neben den genannten naschen noch 30 europäische und sechs außereuropäische Nationen die Süßigkeit. Zur "Kinder Schokolade" kamen im Laufe der vier Jahrzehnte als weitere Familienmitglieder "Kinder Überraschung" "Kinder Freude", "Kinder Riegel", "Kinder country", "Kinder Schoko-Bons", "Kinder Happy Hippo Cacao", "Kinder bueno", "Kinder pinguí", "Kinder Maxi King", "Kinder Choco fresh". Zehn Ableger - wer von uns kann da schon mithalten? Statistisch gesehen hat ein 40jähriger bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren noch ungefähr die gleiche Zeit zu leben. Man kann der "Kinder Schokolade" nur wünschen, daß es sie noch gibt, wenn wir Altersgenossen aus Fleisch und Blut schon längst den Weg alles Irdischen gegangen sind.

 

Wer ist der Schönste im ganzen Land?

Mehr als 30 Jahre lang war der 1963 geborene Münchner Günter Euringer, der sich nach eigenen Angaben "noch nie etwas aus Schokolade gemacht" hat, der Junge auf der Packung. Mit der Begründung, den Auftritt modernisieren und international einheitlich gestalten zu wollen, wurde sein Gesicht 2005 durch ein neues "mit zeitgemäßem Outfit und Kurzhaarfrisur" (Ferrero) ersetzt. Die Protestaktion "www.weg-mit-kevin.de" spricht statt dessen von einem "neuen Grinsgesicht". Aus Anlaß des 40. Geburtstages sollen nun ab diesem Oktober einige Wochen lang auf einer Geburtstags-Edition weder das "neue Grinsgesicht" "mit zeitgemäßem Outfit und Kurzhaarfrisur" noch Günter Euringer, sondern zehn ganz andere Gesichter zu sehen sein.

Die dazugehörigen zehn Kinder sollen nach Ostern in einem deutschlandweiten Internet-Casting ermittelt werden. Die Teilnahmebedingungen sind ab dem 10. April auf der Seite www.dein-gesicht-auf-kinderschokolade.de einzusehen. mr


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