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31.03.07 / Der rote Terror / China zur Mao-Zeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-07 vom 31. März 2007

Der rote Terror
China zur Mao-Zeit

Zwischen 1959 und 1961 kam es in China aufgrund der Mißwirtschaft Maos und seiner Genossen zur größten von Menschen verursachten Hungersnot. Der "rote Kaiser", wie Mao auch häufig bezeichnet wurde, führte im Namen seiner "proletarischen Kulturrevolution" Hunderttausende von Menschen in den sicheren Tod.

Mingxiang Chen erzählt die Lebensgeschichte von Yushan, der in dieses politische System hineingeboren wurde und lernen mußte, darin zu überleben.

Zum Ende seiner Schulzeit in Shanghai kehrt der Junge Yushan, bevor er sein Studium aufnimmt, noch einmal in das Dorf seiner Eltern heim, um diese nach so langer Zeit zu besuchen.

"Zwei Tage lang war Yushan im Dorf bei den Eltern gewesen, um sich von ihnen zu verabschieden. Ihm war dabei seltsam zumute: Er erkannte das Dorf nicht wieder. Der Bambushain war verschwunden, es waren keine Hühner, keine Enten zu sehen, die früher jede Bauernfamilie züchtete. Yushan fragte die Mutter: ,Warum das alles?' Die Mutter antwortete, das seien alles kapitalistische Keime gewesen. Man dürfe nur Korn anbauen und müsse sich auf den Getreideanbau konzentrieren."

Mit Verwirrung nimmt Yushan die Veränderungen im Land wahr, welche offensichtlich nicht immer positive Auswirkungen haben. Als kritischer Beobachter versagt er sich jedoch Zweifel am System Maos zu äußern, worauf schwerste Strafen verhängt sind.

"Auf dem Eßtisch der Mensa tauchte ,Kunstfleisch' auf, bestehend aus Wildgemüse und Baumblättern. Die Hochschulverwaltung appellierte an die Studierenden, Wildgemüse wie Kohlportulak und Pappelblätter für die Mensa zu sammeln ... Mit der Zeit wurden viele Studentinnen und Studenten krank. Sie litten an Wassersucht und versäumten die Vorlesungen."

Wie viele seiner Kommilitonen weiß Yushan ebensowenig, auf welches Ziel er wirklich hinstudiert und für welche Arbeit die chinesische Regierung ihn zum Ende seines Studiums einteilen wird.

Als fleißiger, vorbildlicher Student, stets in dem Glauben, daß am Ende doch noch alles wie geplant funktionieren und die Wirtschaft sich erholen wird, schafft Yushan es letzten Endes zum Radiosender Radio Peking.

Doch als er von seiner Frau Shu erfährt, was Mao im Namen der "Gleichheit" proklamiert, keimen in ihm wieder Zweifel auf. "Auf einer Versammlung an der Hochschule wurden Weisungen des Vorsitzenden Mao zum Bildungswesen bekanntgegeben ... Sie waren in einem Satz zusammenzufassen, der da lautete: Studieren könne nichts bringen. Je mehr man studiere, um so dümmer werde man! ... Shu meinte: ,Ich vermute, die Zeit ist nicht mehr fern, da wir alle aufs Land gehen müssen.'"

Vergleicht man den Lebenslauf des Autors des Buches "Bittergurke" Mingxiang Chen mit dem der Hauptfigur Yushan, so stößt man auf entscheidende Parallelen. Auch der Autor absolvierte 1958 in Shanghai das Abitur und begann nach seinem Studium ein Volontariat bei Radio Peking.

Das Wissen dieses Hintergrundes und der Tatsache, daß Mingxiangum um politisches Asyl in der Bundesrepublik Deutschland bat, als er als Korrespondent des Radiosenders in Bonn eingesetzt wurde, um Negativpropaganda über den Kapitalismus zu machen, läßt den Leser dieses Buch und die Geschichte, die es erzählt, mit ganz anderen Augen betrachten. A. Ney

Mingxiang Chen: "Bittergurke", Kolb Verlag, Mannheim 2006, Paperback 268 Seiten, 15,80 Euro, Best.-Nr. 6113


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