20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
07.04.07 / Wenn man nur Mitlaute schreibt / Über die Tücken des arabischen Schriftsystems

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-07 vom 07. April 2007

Wenn man nur Mitlaute schreibt
Über die Tücken des arabischen Schriftsystems

Vorislamisches Arabisch ist nur bruchstückhaft dokumentiert. Der Koran wurde in einer vom aramäisch-syrischen Alphabet abgeleiteten Schrift aufgezeichnet, die wie alle Alphabete, auch das unsere, vom phönikischen abstammt. Wie bei den Phönikern wurden nur Konsonanten geschrieben, und obendrein waren einige Zeichen mehrdeutig. Schrift war also eher eine Gedächtnisstütze, und das erklärt, warum in diesen Kulturkreisen Rezitieren, Auswendiglernen und Interpretieren durch Autoritäten eine so überragende Rolle spielt.

Die Mehrdeutigkeit wurde erst hundert Jahre später beseitigt, nämlich durch ein bis drei Pünktchen über oder unter manchen Zeichen. Erst weitere 200 Jahre danach wurden im Koran Zusatzzeichen zur phonetischen Lesung eingefügt. Wer die Regeln kennt, kann (theoretisch) den Koran vorlesen, ohne ihn zu verstehen. Nicht vokalisierte Texte hingegen kann man nur lesen, wenn man sie versteht, also nur mit Vokabel- und Grammatikkenntnissen. Da all diese Unterscheidungszeichen erst viel später beigefügt wurden, könnten heutige Lesart und Deutung des Koran von der Urversion abweichen. Darüber gibt es (westliche) Untersuchungen.

Eine Konsonantenschrift ist für nichtsemitische Sprachen denkbar ungeeignet - weshalb Atatürk für Türkisch die Lateinschrift einführte. Bei semitischen Sprachen sieht die Sache anders aus, ja es war gerade die semitische Wortstruktur, welche den Phönikern die Abstraktion zu einer reinen Buchstabenschrift erleichterte. Denn ein Wortstamm besteht aus (meist) drei Wurzelkonsonanten, die in allen Ableitungen gleich bleiben. Wörterbücher sind daher nach Wurzelkonsonanten geordnet, unter denen sich dann die gesamte Wortfamilie findet. Will man ein Wort nachschlagen, muß man zuerst die Wurzelkonsonanten erkennen, also ausscheiden, was vor, nach oder zwischen diesen ist.

Die arabische Schrift ist eine Kursivschrift - Druck- und Schreibschrift sind (theoretisch) gleich. Jeder der 28 Buchstaben hat aber mehrere Formen - je nachdem ob er alleine oder am Anfang, im Inneren oder am Ende eines Wortes steht. Manche Zeichen werden selbst innerhalb des Wortes nicht mit dem folgenden verbunden, während manche Wörter über Wortgrenzen hinweg verbunden werden. Manche Vorwörter werden mit dem Artikel sowie mit manchen Fürwörtern verbunden - und phonetisch verschmolzen. Der Artikel "al-" wird immer mit dem nächsten Wort verbunden, und das "l" wird in der Hälfte aller Fälle an den darauffolgenden Konsonanten "assimiliert" - "al-nahar" (der Tag) wird "annahar" gesprochen.

Arabisch hat nur die Vokale "a", "i" und "u" sowie die Zwielaute "ai" und "au". Das "a" steht zwischen "a" und "e", und generell ist der Lautwert von Vokalen stark von den umgebenden Konsonanten - und von lokalen Gewohnheiten - beeinflußt. Daher hören wir "Muhammad" oder "Mohammed", "Muslim" oder "Moslem", "al-" oder "el-".

Für den Europäer liegen die größten Schwierigkeiten aber in den Konsonanten, denn manches, was wir nur als Sprech-Varianten wahrnehmen, ist im Arabischen bedeutungsunterscheidend: "kalb" heißt Hund, während "qalb" - "q" klingt wie die Tiroler Version von "k" - Herz bedeutet. Noch haariger wird es mit den Varianten von "d", "t", "th" und "s". Arabische Schüler wiederum haben Probleme damit, daß manche Konsonanten umgangssprachlich gleich ausgesprochen werden, aber in der Schrift sehr wohl unterschieden werden müssen - wie etwa im Deutschen "f", "v" und "w". RGK

Hausschuleltern fordern Akzeptanz

Der UN-Sonderberichterstatter Vernor Munoz aus Puerto Rico hat nach dem Besuch deutscher Schulen scharfe Kritik am Schulsystem geübt. Es gebe keine Chancengleichheit für Kinder von Zuwanderern, für sozial benachteiligte Schüler und Behinderte. Munoz sprach sich zugleich für einen häuslichen Unterricht aus. Der Vorsitzende der Elterninitiative "Schulunterricht zu Hause" (SchuzH), Rechtsanwalt Armin Eckermann, nahm in einer Erklärung Munoz gegen Kritik von Politikern in Schutz. Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Jürgen Zöller, hatte sich gegen den häuslichen Unterricht gewandt, weil dadurch das Entstehen von Parallelgesellschaften gefördert werde. Eckermann wies die Kritik zurück: "Von einer gesellschaftlichen Gefährdung durch Hausschulen auszugehen, ist eine absurde Unterstellung."

Erstmals haben die Befürworter des Hausunterrichts Unterstützung von einem deutschen Pädagogikprofessor erhalten: Der Bonner Erziehungswissenschaftler Prof. Volker Ladenthin sprach sich gegenüber der Zeitung "Die Welt" für eine Legalisierung des Hausunterrichts aus. Schon heute gebe es faktisch Hausunterricht, wenn nachmittags etwa jeder dritte Schüler Nachhilfeinstitute besuche. Die Schulpflicht sei ursprünglich eingeführt worden, "weil die bildungsfernen Schichten ihre Kinder zu Hause behielten und sie zum Kartoffelausbuddeln und Getreideernten gebrauchten". Heute hingegen beklagten engagierte Eltern, daß ihre Kinder in der Schule zu wenig oder das Falsche lernten. Ladenthin: "Der Staat muß quasi nicht mehr die Kinder vor den Eltern schützen, sondern er muß die Eltern unterstützen."

Es sei ein Skandal, wenn ambitionierte Eltern kriminalisiert würden. idea


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren