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07.04.07 / Von der Welt überhört / Simbabwe: Robert Mugabe unterdrückt sein eigenes Volk, und Afrika schaut schweigend zu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-07 vom 07. April 2007

Von der Welt überhört
Simbabwe: Robert Mugabe unterdrückt sein eigenes Volk, und Afrika schaut schweigend zu
von Hans Heckel

Das Regime des simbabwischen Despoten Robert Mugabe entwickelt sich nach dem schaurigen Schema einer sozialistischen Diktatur schlechthin: Erst eliminierte der seit 1980 regierende, nunmehr 83jährige Präsident die "Bourgeoisie", die überwiegend weiße Elite des alten Rhodesien. Tausende Farmer wurden enteignet und brutal verjagt. Da hier nun fast nichts mehr zu holen ist, wendet sich Mugabes Beutezug seit Jahren in immer beängstigenderer Heftigkeit gegen die schwarze Masse des Volkes, sein skrupelloser Unterdrückungsapparat walzt jede Opposition nieder.

Mittlerweile ist Simbabwe von einem der reichsten Länder Afrikas, das reichlich Nahrungsmittelüberschüsse erwirtschaftete, zur Hungerhölle verkommen. Die vormals weißen Farmen sind verwaist, ihre schwarzen Arbeiter ohne Lohn und Brot. 80 Prozent der Simbabwer sind arbeitslos, eine Inflation von 1600 Prozent frißt den übrigen das sauer verdiente Geld weg. Drei von 14 Millionen sind bereits geflohen, rund eine Million, so schätzen Hilfsorganisationen, sind verhungert oder Krankheiten erlegen, vor allem der grassierenden Aids-Seuche.

Der bekennende Marxist Mugabe, einst ein Idol der westeuropäischen und deutschen Linken, verfällt derweil zunehmend seinem gefährlichen Machtwahn und einer nerohaften Paranoia. Die Bilder des blutenden, von Hämatomen übersäten simbabwischen Oppositionsführers Morgan Tsvangirai gingen um die Welt. Er war unlängst von Regierungsschergen während einer Kundgebung krankenhausreif geschlagen worden.

Was viele in der Region besonders irritiert, ist das Schweigen der Nachbarländer über die besorgniserregende Entwicklung in Simbabwe. Das vergleichsweise reiche und mächtige Südafrika, Hauptziel der Flüchtlinge, schickt jede Woche einen Zug voll verzweifelter simbabwischer Flüchtlinge zurück über die Grenze. Etliche Abgeschobene wagen nach einem Bericht der Windhuker "Allgemeinen Zeitung" (AZ) lieber den lebensgefährlichen Sprung aus dem fahrenden Zug, als in das Reich Mugabes zurückzukehren.

Südafrikas Präsident Thabo Mbeki vermeidet jede offene Kritik an Mugabe, auch die übrigen Regierungen der Region üben sich in einer faulen "schwarzen Solidarität" mit dem Regime in Harare, dem ehemaligen Salisbury. Botswana, zwischen Namibia und Simbabwe gelegen, baut laut "AZ" gar einen Elektrozaun an der Grenze, um Flüchtlinge fernzuhalten.

Einzig Levy Mwanawasa, Präsident des nördlichen Nachbarn Sambia, früher Nord-Rhodesien, ging das Mugabe-Regime scharf an und verglich Simbabwe mit der "Titanic". Anderseits verteidigte auch Mwanawasa die Massenenteignung weißer Farmer, mit welcher der Mugabe-Terror seinen Anfang nahm. Die zweifelhafte "schwarze Solidarität" geht so weit, daß sogar der südafrikanische Bischof Desmond Tutu es sich nicht verkneifen mochte, seinen Abscheu gegenüber den Vorgängen in Simbabwe damit zu begründen, daß dort "unsere schwarzen Brüder" die Opfer seien. Tutu wird seit den Zeiten der Anti-Apartheit-Bewegung von vielen wie ein Heiliger gehandelt, der die "Versöhnung zwischen den Rassen" verkörpere wie kein anderer. Im krassen Gegensatz dazu steht, daß ihm die weißen Opfer Mugabes kaum der Erwähnung wert zu sein scheinen.

Mit verhaltener Spannung blickten die Menschen in den Ländern von Angola bis Südafrika auf das Gipfeltreffen der "Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft" (SADC) in der tansanischen Metropole Daressalam vergangene Woche. Die Staats- und Regierungschefs der afrikanischen Staaten vom Kongo südwärts mögen ihre beschämende Stille überwinden und Mugabe zur Rede stellen, vor allem auf ihn einwirken, daß er sich im kommenden Jahr für fünf oder sechs Jahre im Amt bestätigen läßt - so die allgemeine Hoffnung. Sie wurde bitter enttäuscht.

Was hinter den Kulissen in Daressalam besprochen wurde, kann nur vermutet werden. Öffentlich jedoch erklärten sich die afrikanischen Regierungen mit Mugabe "solidarisch", statt ihn anzuprangern, und forderten die EU und die USA auf, ihre Sanktionen gegen Simbabwe aufzuheben. Dabei spendet allein die EU noch immer 86 Millionen Euro jährlich für Hilfsprojekte in dem geschundenen Land.

Da sich die entsetzliche Lage der Menschen in Simbabwe Monat für Monat weiter zuspitzt, Mugabe sich indes um so verbissener an die Macht klammert, rückt eine blutige Eskalation immer näher. Die falsche Solidarität der Nachbarn mit dem Regime trägt dabei eine erhebliche Mitschuld. Zudem nimmt der Traum afrikanischer Idealisten, daß ihr Kontinent seine Geschicke dereinst selbst regeln möge, ohne auf europäische oder amerikanische Einmischung angewiesen zu sein, weiter schweren Schaden.

Foto: Ohne Unterstützung: In Südafrika lebende Simbabwer demonstrieren für die Opposition in Harare.


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