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07.04.07 / Zerbrechlich / Vom Eierfärben und Bemalen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-07 vom 07. April 2007

Zerbrechlich
Vom Eierfärben und Bemalen
von Silke Osman

Seht, wie ihre Augen strahlen, / wenn sie lernen Eier malen! / Jedes Häslein nimmt gewandt / einen Pinsel in die Hand, / färbt die Eier, weiß und rund, / mit den schönsten Farben bunt. / Wer's nicht kann, der darf auf Erden / nie ein Osterhase werden." Ich muß gestehen, ein Osterhase wäre ich nie geworden, denn so geschickt wie der hoppelnde Nachwuchs in Fritz Koch-Gothas reizendem Bilderbuch "Die Häschenschule" aus dem Jahr 1924 habe ich mich nie angestellt.

Stets gab's Tränen, wenn zu Ostern in der Schule Eier bemalt werden mußten. Die Farben verschmierten, die Schale der ausgeblasenen Eier war zu dünn, um den energisch zupackenden Kinderhänden gewachsen zu sein. Und so prachtvolle Exemplare wie das hier abgebildete Ei von Silvia Eggimann aus dem Schweizer Kanton Bern gelingen nur geübten Künstlerhänden.

Das Färben der gekochten Eier zu Hause war weniger problematisch. Da wurden fertige Farblösungen aus der Drogerie in leere Konservendosen gefüllt und die Eier für ein paar Minuten hineingelegt. Manchmal nahm man auch einfach nur Zwiebelschalen, welche die Eier je nach Länge der Einwirkzeit hellgelb bis dunkelbraun färbten. Hatten die Eier den gewünschten Ton erreicht, nahm man sie heraus, ließ sie trocknen und rieb sie später mit einer Speckschwarte ab, damit sie schön glänzten. Anschließend stellte man die Eier in ein Bett aus strahlend weißem Speisesalz, das man zuvor in eine österlich bunte Schüssel gefüllt hatte. Beim Essen der Eier mußte man aufpassen, daß die Schale nicht ganz zerbrach, denn nach dem Verspeisen wurden sie kopfüber wieder in das Salz gesteckt. So konnte man sich noch einige Tage nach Ostern an ihnen erfreuen.

Geschickte und künstlerisch begabte Menschen verzieren die Ostereier mit den schönsten Motiven und in den ausgefeiltesten Techniken, vom Kratzen aus Wachsschichten bis zum Bespannen mit Spitze, von Blumen- bis zu biblischen Motiven. Die so entstandenen zerbrechlichen Kunstwerke kosten dann auch ein paar Euro und mehr. Freude aber bereiten sie allemal.


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