18.04.2024

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07.04.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-07 vom 07. April 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied

und Familienfreunde,

der Frühling hat schon reichlich Vorschuß gespendet, von dem bißchen Eis des letzten Winters befreit sind schon längst Teiche und Bäche, Mutter Natur hat Gärten und Anlagen osterbunt gefärbt. Der Osterspaziergang kann also ganz nach "Faust" erfolgen, denn "im Tale blühet Hoffnungsglück" - und das paßt zu unserer Ostpreußischen Familie, denn jeder Suchende erhofft sich etwas Glück, und für manche hat es sich auch erfüllt. Ich kann heute wieder ein paar "Überraschungseier" in das Familiennest legen, wie immer zum Osterfest.

Zuerst möchte ich Herrn Dirk Oelmann zu Worte kommen lassen, für den wir mehrmals nach Angaben über seinen Verwandten Paul Kreft aus Danzig suchten, weil sich aus den Zuschriften zu den ersten Veröffentlichungen brauchbare Spuren ergaben. Vor einem Jahr konnte Herr Oelmann überraschende Erfolge melden, er war über die Fülle von Zuschriften dankbar. Nun ist er erheblich weiter gekommen, denn er hat in einem dänischen Archiv Fotokopien der Reisepässe von Paul und Maria Kreft sowie die Geburtsurkunden ihrer Söhne Werner und Horst gefunden. Jetzt weiß er, daß Paul Kreft, * 1893 in Wertheim (Westpreußen), verstorben als Verfolgter des damaligen Regimes 1944 auf Burg Vaihingen, schon 1926 im Besitz eines Führerscheins für Motorräder war. Vor allem aber kann er nun Maria Kreft als zweite Frau seines Onkels in die Familiengeschichte einordnen. Von der ersten Frau war er wohl geschieden oder sie war verstorben, das konnte er den Unterlagen nicht entnehmen. Aus den Akten ist auch ersichtlich, daß Maria Kreft und ihre Söhne 1941 von den Dänen an die deutsche Polizei übergeben worden waren. Nun versucht Herr Oelmann in Flensburg weitere Unterlagen zu finden und hofft, daß es ihm gelingt, noch mehr Licht in seine deutlich erhellte Familiengeschichte zu bringen. Er schreibt: "Dies soll auch anderen Lesern Ihrer Zeitung Mut machen, weiter zu suchen. Denn es gibt auch nach über 60 Jahren die Möglichkeit, etwas über das Schicksal der Verwandten zu erfahren!" Und diese Ermutigung reiche ich gerne weiter.

Dänemark - von dort kommt ein ganz großes Dankeschön von Sören P. Christiansen, vermittelt von Frau Helga Pundt aus Güstrow, die sich den Ausführungen des Schreibers anschließt, der damals in Dänemark internierte ostpreußische Flüchtlinge suchte. Lassen wir ihn zuerst sprechen: "Sehr geehrte Frau Pundt, noch einmal vielen Dank für Ihre Hilfe, ich bin so glücklich, daß ich schon fünf Namen und Adressen bekommen habe. Schöne Briefe habe ich auch von einigen bekommen. Ich hoffe noch, daß ich Herrn Fritz und seinen Sohn Lothar finden kann ..." Frau Pundt - geborene Schäfer aus Schloßberg (Pillkallen) - reicht diesen Dank an uns weiter: "Wie immer war die Ostpreußische Familie ein voller Erfolg. Herr Christiansen hat jahrelang versucht, etwas zu erreichen - aber vergeblich. Nun ist er überglücklich. Wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre Mithilfe. Ohne die Ostpreußische Familie hätten wir nichts erreicht ..." Und dann schließt sie noch einen ebenso herzlichen Dank an mich an, den ich hiermit erwidere - für diese positive Mitteilung. Nur mit dem "wie immer" bin ich etwas vorsichtiger. Wäre schön, wenn es so wäre, aber sagen wir lieber "wie oft". Auch das ist schon eine erfreuliche Feststellung.

Und erfreulich, sehr sogar, ist das, was wir Monsieur Robert Broisseau in Perpignan mitteilen können. Sein Vater war als Kriegsgefangener auf einem Gut bei Ragnit, und er hatte sich an uns gewandt, weil er Näheres über die Gutsfamilie und die dort damals Beschäftigten wissen wollte. Trotz ungenauer Angaben bekamen wir heraus, daß es sich um das Gut Kurschen handeln müßte, das im Besitz der Familie Hahn war. Das erwies sich auch als richtig, denn es meldete sich eine hochbetagte Leserin, Margarete Baum, die konkrete Hinweise auf die Familie geben konnte, weil sie mit der Tochter Elfriede zusammen zur Schule gegangen war und außerdem den von Mr. Broisseau erwähnten Pflegesohn Eric, Flüchtlingskind aus dem Baltikum, gekannt hatte. Elfriede Bartel geborene Hahn hatte zwei Kinder, Frau Baum hatte sich auch bemüht, wenigstens die Tochter zu finden, aber leider vergeblich. Doch nun kommt's: Es meldete sich daraufhin Frau Marianne Regier aus Osnabrück, eine nahe Verwandte der Familie Hahn, die mir mitteilte, daß ihre liebe Tante Elfe schon leider vor einiger Zeit verstorben sei, aber Sohn und Tochter lebten, und sie konnte deren Anschriften in Berlin und Hofgeismar nennen. So können wir nun Monsieur Broisseau genaue Angaben über Familie und Gut übermitteln und er dürfte, wie es sein Wunsch ist, Kontakt zu der Familie Hahn aufnehmen. "Ich wünsche Monsieur Broisseau viele gute Gespräche mit meinen Verwandten", schreibt Frau Regier, von der ich auch herzliche Grüße an Frau Baum überbringen soll. Und ich sage ein ganz großes Dankeschön nach Osnabrück - das war mal wieder ein Volltreffer!

Eine erfreuliche Mitteilung konnte uns auch unser Leser Burghard D. Lubbe machen, dessen Suche nach seinen Großeltern aus Königsberg-Ponarth wir im Oktober vergangenen Jahres brachten. Es gab viel Resonanz, doch nichts Konkretes. Nun, nach fast einem halben Jahr, erhielt er einen Brief von einem ehemaligen Ponarther, der Herrn Lubbes Vermutung bestätigt, daß seine Großeltern beim Russeneinfall umgekommen sind - wie auch immer. Die Schilderung der damaligen furchtbaren Vorgänge konkretisieren die bisherigen Hinweise. Herr Lubbe ist sehr dankbar für diesen Bericht, der zwar verspätet und deshalb unvermutet kam, aber er bestätigt seine Aussage, daß die Ostpreußische Familie einfach "unverzichtbar" ist. Und ich füge hinzu, daß wir immer damit rechnen müssen, daß manche Resonanz mit - oft erheblicher - Verzögerung erfolgt, denn unsere Leserinnen und Leser in aller Welt erhalten nun einmal die Zeitung nicht am Erscheinungstag, sondern sehr viel später. Und wenn sie dann noch von Hand zu Hand gereicht wird, können schon Wochen vergehen. Ein Beispiel ist mal wieder unsere treue Leserin Frieda Lukner aus Orlando, Florida. Sie stammt aus Hindenburg am Großen Friedrichsgraben, und deshalb fühlte sie sich verpflichtet, mich in Bezug auf die Lösung der Frage von Herrn Magdziok nach dem vermeintlichen Geburtsort seines Großvaters zu unterstützen. Inzwischen hat sich aber die Sache geklärt, es handelt sich nicht um das ostpreußische Hindenburg, sondern um die Industriemetropole in Oberschlesien. Aber Frau Lukners Brief enthält soviel Wissenswertes über ihr Heimatdorf, daß ich wieder was hinzugelernt habe. Ein Sondergruß nach Florida!

Doch nun zurück zu Herrn Lubbe, der noch ein zweites Standbein in Ostpreußen hat, und das ist das kleine Dorf Piaten am Pregel, Heimatort seiner Großmutter. Dort verlebte er herrliche Kindertage und ging sogar ein Jahr lang zur Schule. Auf seinen Heimatreisen hat er auch Piaten aufgesucht, besser gesucht, denn es steht nichts mehr von seinem so heiß geliebten Kinderparadies. Irgendwo liegt in Großmutters Garten noch ihr Familienwappen, das der Salzburger Familie Schwertfeger, vergraben in einer Truhe. Herr Lubbe läßt "sein" Piaten" nicht auslöschen, er bewahrt es in seinen Aufzeichnungen in Text und Bild, so in einer farbigen Ortsskizze, und er hat sogar ein langes, launiges Poem verfaßt: "Kennt einer noch das Dorf Piaten?" Mit dieser Titelfrage spricht er auch unsere Leserinnen und Leser aus den Kreisen Insterburg und Wehlau an - Piaten lag nahe der Kreisgrenze im Insterburgischen -, um seine Aufzeichnungen über das 600 Seelen-Dorf zu vervollkommnen. Wer ist noch im Besitz von Fotos von Piaten? Herr Lubbe erhofft sich Aufnahmen von Höfen und Häusern, vom Gut von Damm und von Grigulls Sägemühle, von der Schule, vom Friedhof, vom Gasthof Borschel und vom Kolonialwarengeschäft Wolk. Aber auch Fotos aus der Umgebung, wie von der Badestelle in der Menge oder im Pregel, sind willkommen, vom Tanzplatz und Fischer Gronaus Brunnen - alles, was sich zum Mosaik "Piaten" zusammen puzzeln läßt. Er möchte dieses Stück Heimat nicht nur für seinen 20jährigen, sehr interessierten Neffen bewahren, sondern für alle ehemaligen Bewohner von Piaten und deren Nachkommen. (Burghard D. Lubbe, Dr.-Otto-Meyer-Straße 40 in 86169 Augsburg.)

Was die Ostpreußische Familie auszeichnet, sind nicht nur die Erfolge, die beweisen, daß unsere Leserschaft so engagiert mitmacht und tatkräftig hilft, Fragen zu lösen und Wünsche zu erfüllen, sondern auch die kleinen Geschichten, die sich um persönliche Erlebnisse ranken. Da hatten wir in der ersten Folge dieses Jahres die Begegnung zweier Memeler gebracht, die als Kinder in Nachbarfamilien aufwuchsen und sich überraschend auf einer Heimatreise trafen. Gemeinsam gingen sie den Spuren ihrer Kindheit nach und fragten immer wieder: Weißt du noch? Das Haus in der Grabenstraße steht nicht mehr - aber aus der Erinnerung stieg es noch einmal auf. Nicht nur bei Herrn Labeit und Frau Landgraf erweckte dieser gemeinsame Memeler Stadtgang Erinnerungen - auch bei unserm Leser Edwin Falk aus Eutin, der ebenfalls in der Grabenstraße wohnte und der auf mehreren Reisen viele Eindrücke gewonnen und festgehalten hat, die auch Herrn Labeit interessieren dürften. Er hat eine kleine Dokumentation mit Fotos und Zeichnungen zusammengestellt, die er an mich sandte und die ich dann an Herrn Labeit weitergeben sollte, was nun auch geschah. Mit etwas Verspätung, da mich diese Dokumentation auch interessierte. In diesem Fall war ich dankbar, daß Herr Falk den Umweg über mich gewählt hatte, sonst bitte ich immer unsere Leserinnen und Leser, sich bei der Beantwortung direkt an die angegebenen Anschriften zu wenden, denn das erspart mir viel Zeit und Mühe. Und da die aktuellen Fragen Vorrang haben, verzögert sich dann oft die Weiterleitung.

Vor einigen Monaten hatte sich unsere Leserin Renate Block an uns gewandt mit der Bitte, ihr bei der Suche nach ihrer Cousine Marlis Heilmann und einem Mitarbeiter ihres Vaters, der ein Malergeschäft in Neukuhren besaß, zu helfen. Letzterer war ein Pole, der nach dem frühen Soldatentod des zu den Pionieren eingezogenen Malermeisters Heinz Block dessen Geschäft weiterführte. Frau Block meinte in ihrem Schreiben, daß beide Fälle wohl ziemlich aussichtslos seien. Nun erhielt ich von ihr diesen Brief: "Ganz herzlichen Dank, daß Sie meine Fragen so lieb im Ostpreußenblatt gebracht haben. Und nach einiger Zeit meldete sich zwar nicht die Gesuchte, aber eine andere Verwandte. Nun bin ich noch dabei, unsere gemeinsame Urahne einzuordnen. Daß wir von Mutters Seite her Verwandte sind, stimmt schon ... Den Nachnamen des Polen erfuhr ich auch von einer Nenntante. Sie kann sich gut an ihn erinnern und besitzt noch ein Ölbild, das er für sie malte." Na, das ist doch schon was, zumal Frau Block durch unsere LO-Seminare näher zu ihren Wurzeln geführt wurde. Sie weiß nun, daß sie Salzburger Vorfahren hat, wie in ihrer Familie immer behauptet wurde, und will in dieser Richtung weitersuchen: "Ach ja, wenn man nur mehr gefragt hätte, als Oma, Mutti und andere Ältere noch gelebt haben. So habe ich noch weiter zu forschen, und das will ich gerne tun!" Und wir werden ebenso gerne dabei helfen, liebe Frau Block. Wofür ich Ihnen aber besonders danke, ist das kleine Gedicht, das Sie Ihrem Schreiben vorangestellt haben. Es fügt sich so wunderbar in diese Ausgabe ein, und deshalb soll es auch andere Landsleute erfreuen und zugleich ein kleiner Ostergruß sein.

Meiner Heimat Wälder

sangen frühlingstrunkene

und schwermütige Melodien.

Ihnen lauschte innig

meine junge Seele -

trägt sie nun durch das Leben

wie ein heiliges Vermächtnis

Eure

Ruth Geede


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