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14.04.07 / Brennpunkt Golf / Teheran verändert das Machtgefüge - Sorge bei arabischen Nachbarn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-07 vom 14. April 2007

Brennpunkt Golf
Teheran verändert das Machtgefüge - Sorge bei arabischen Nachbarn
von Klaus D. Voss

Auf diesen Tag hatte sich die Teheraner Führung sorgfältig vorbereitet - und mit einem nahezu feierlichen Akt das politische Koordinatensystem im Nahen Osten verschoben: Jetzt gelten andere Ziele, andere Sorgen, andere Hoffnungen.

Er verkünde stolz, daß der Iran jetzt "zu den Nationen gehöre, die im industriellen Maßstab Kernbrennstoff herstellen können", hatte der Teheraner Staatschef Mahmud Ahmadinedschad erklärt. Das bedeutet in der politischen Praxis zunächst einmal nichts anderes, als daß der Sicherheitsrat der Uno und seine Unterorganisationen wie die Internationale Atomenergieagentur IAEA die Welt am Persischen Golf nicht mehr repräsentieren. Die Nachbarstaaten rund um die Arabische Halbinsel sehen es vermutlich genauso. Das Weltgremium vom Hudson River hat am Golf nichts mehr zu sagen.

Der Iran hat vorgeführt, wie wenig er die Drohungen und Sanktionen der Uno fürchten oder beachten muß. Zuletzt hatten die Revolutionsgarden es sich erlauben können, Waffenträger der Vereinten Nationen gefangenzunehmen - die britischen Seeleute hatten im Uno-Auftrag Embargo-Kontrollen durchgeführt. Erst zwei Wochen später ließ Teheran mit einer generösen Geste die britischen Geiseln frei - die Forschheit, mit der Präsident Ahmadinedschad seine Ziele umsetzt, nötig sogar seinen Gegnern so etwas wie Respekt ab.

Der Iran hat eine politische Druckwelle ausgelöst. Es geht um die Region, in der mehr als 70 Prozent der Weltenergievorräte lagern - jeder Eingriff in die Versorgungssicherheit kommt einem Eingriff in die Weltwirtschaft gleich.

Der Iran ist der erste Staat am Golf, der seine Energiemacht mit militärischer Stärke unterlegen will - und da er bei konventioneller Bewaffnung immer unterlegen sein wird, arbeitet das Land an Atomwaffen. Niemand, der die strategischen Ansätze und die technischen Zusammenhänge einschätzen mag, sollte daran noch einen Zweifel haben. Auch die Bundesregierung geht von diesem Ernstfall aus - Bundeskanzlerin Merkel beklagte unlängst auf der Sicherheitskonferenz in München, Teheran habe "die roten Linien überschritten".

Die Erklärung steckt in der Zahl der Zentrifugen, die der Iran nach seinen Angaben bisher schon aufgestellt hat, um Uran bis zum spaltbaren Kernbrennstoff anzureichern. 3000 Anlagen reichen zwar nach Einschätzung der Fachleute noch nicht aus, um Bombenmaterial herzustellen. Aber es sind deutlich mehr Zentrifugen, als der Iran für die Herstellung von Kernbrennstoff zur friedlichen Nutzung in Kraftwerken bräuchte - das Signal ist verstanden worden.

Besonders akut sind die Befürchtungen im arabischen Umfeld am Persischen Golf. Nicht nur, weil Teheran seit Jahren terroristische Gruppen wie Hamas oder Hisbollah finanziert, mit Waffen beliefert und damit Spannungen in arabische Nachbarländer trägt. Teheran setzt alles daran, die religiösen Grenzen zwischen Schiiten und Sunniten zu vertiefen. Schon deshalb wird niemand am Golf im Iran einen Verbündeten sehen wollen.

Nach den Gesetzen der Machtpolitik müßten die arabischen Nachbarstaaten sich an starke Hegemonialmächte anlehnen - oder selbst an atomarer Bewaffnung arbeiten. Beide Entwicklungen - Wettrüsten oder Weltenspaltung - wäre das letzte, was den Weltfrieden fördern könnte.


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