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14.04.07 / Das gab es schon mal / Es gibt kein Normklima - Regelmäßige Erderwärmung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-07 vom 14. April 2007

Das gab es schon mal
Es gibt kein Normklima - Regelmäßige Erderwärmung
von Lienhard Schmidt

Schon der Anfang Februar in Paris vorgestellte erste Teil des Berichtes, den der Klimarat der Vereinten Nationen verfaßt hat, trat eine Lawine von Hiobsbotschaften los. Einzelne Passagen des Berichtes wurden von den Massenmedien in sensationeller Aufmachung zu Voraussagen hochstilisiert, die eine Weltuntergangsstimmung in weiten Teilen der verängstigten Menschheit produzierten. Eine zunächst die Aussagen des Klimarates wohl etwas voreilig als der Weisheit letzten Schluß betrachtende hohe Politik geht davon aus, daß der Klimawandel in hohem Maße auf Verhaltensweisen der Erdbewohner zurückzuführen wäre, insbesondere auf die seit etwa 150 Jahren immer stärker Platz greifende Industrialisierung. Daraus folgern die politischen Entscheidungsträger, daß kurz- und mittelfristig drastische Maßnahmen zu ergreifen wären, um den als Hauptursache für die Erderwärmung georteten C02-Ausstoß zu reduzieren.

Sowohl was die prognostizierte Erderwärmung angeht als auch hinsichtlich der Zeiträume, in denen diese Entwicklungen stattfinden, weichen die Hochrechnungen der Experten nicht unerheblich voneinander ab. Da die Hochrechnungen meist auf Messungen beruhen, die in der heute möglichen Präzision nur relativ kurze Zeiträume erfassen, liegt hier, was einzelne Klimaräte in Interviews auch zugeben, ein Unsicherheitsfaktor in den Prognosen.

Einige Monate vor der Präsentation des UN-Klimaberichtes schrieb Christopher Monckton of Brenchley für den "Sunday Telegraph" Kommentare zur Debatte über die globale Erwärmung. Er zitiert Professor Richard Lindzen vom Massachusetts Institute of Technology, einen führenden Klimawissenschaftler, der vehement der Meinung widerspricht, daß zusätzliches Kohlendioxid in der Luft den umfassenden Effekt haben werde, den die Vereinten Nationen prognostizieren. Lindzen hatte kurz zuvor in England einen hochdotierten Preis für seine Courage im Kampf gegen konventionelles Denken erhalten. Monckton weist auf Untersuchungen (Vostok-Eiskernbohrungen in der Antarktis) hin, welche Temperaturen und C02-Konzentration über die letzten 400000 Jahre erfassen. Hieraus ging hervor, daß während jeder der letzten vier zwischeneiszeitlichen Perioden die Erde wärmer war als in der gegenwärtigen Warmperiode. Im Klimabericht der UN von 1996 war die letzte Warmperiode zwischen 950 und 1450 nach Christi Geburt noch unumstritten. Diese mittelalterliche Warmperiode war bis zu drei Grad wärmer als die augenblickliche. Seit 1000 n. Chr. gibt es Aufzeichnungen über Schiffe, die Teile der Arktis besegelten, welche heute mit dauerhaftem Packeis bedeckt sind. Der dänische König Erik der Rote hatte Grönland "Grünland" genannt, da zu seiner Zeit Südwest-Grönland tatsächlich grün war, und um dänische Bürger zum Ansiedeln zu ermuntern.

Im UN-Klimabericht 2001 war eigenartigerweise die mittelalterliche Warmperiode nicht mehr abgebildet. Das House of Lords Economic Affairs Committee wies auf die Fehlerhaftigkeit des UN-Berichtes hin, was ebenso wie fundierte Proteste eines US-Senats-Reports gegen die UN-Haltung zum Klimawandel ohne Wirkung blieb. Monckton betont, daß alle Klimaforscher akzeptieren, daß es heute mehr Treibhausgase als in den letzten Jahrhunderten gibt, und daß die Welt sich etwas erwärmen wird. Keine Einigkeit herrscht aber darüber, wieviel Erwärmung es geben wird und welches Ausmaß der Kohlendioxid-Einfluß auf die Temperatur hat.

Auch der britische Konservative Nigel Lawson findet die Klimadebatte überhitzt. Im März 2007 erschien ein Interview mit Lord Lawson, der Schatzkanzler in der Regierung von Margaret Thatcher war. Er weist auf Warnungen von Wissenschaftlern in den 70er Jahren vor einem neuen Eiszeitalter hin. Jetzt herrscht Angst vor einem Klimawandel in Gestalt der Erderwärmung. Er sieht durchaus auch gute Arbeit im Klimarat der UN (IPCC), aber die Zusammenfassung der Berichte läßt alle Zweifel und Vorbehalte weg, die im Haupttext enthalten sind. Die Zusammenfassung sei aber das einzige, was Politiker und Journalisten lesen. Im übrigen hätten einige hochangesehene Wissenschaftler beschlossen, daß sie nichts mehr mit dem Bericht zu tun haben wollten. Man habe sie ausgegrenzt. Die Art und Weise, wie dieser UN-Bericht zustande gekommen ist, sei, so Lord Lawson, fehlerhaft. Am 14. März 2007 schrieb Matthias Horx in der "Welt" unter dem Titel: "Epidemien der Angst - warum ich nicht an die Klimakatastrophe glaube". Er erinnert daran, daß im dritten vorchristlichen Jahrtausend, nach der kleinen Zwischeneiszeit, die Temperaturen in den Alpen zwei Grad Celsius über den heutigen lagen, weshalb neolithische Wanderer, wie der Ötzi, die Berge durchqueren konnten. Nach 850 vor Christus sanken die Temperaturen stark ab, die Pässe wurden unüberwindbar. Um Christi Geburt wurde es wieder wärmer, in der Blütezeit des Römischen Reiches existierte eine dauerhafte Garnisonsverbindung über das Schnidejoch nach Norditalien. Im Hochmittelalter war es in Zentraleuropa so warm, daß man in Klöstern und Kirchen nur selten fror. In England wurde in großem Maßstab Wein angebaut. Dann kippte das Klima, wie so oft in der Erdgeschichte. In der "kleinen Eiszeit" zwischen 1550 und 1750 fror Europa erbärmlich, fielen ganze Ernten aus. In all den Zyklen kamen und gingen die Gletscher, mal langsam, mal abrupt - nur daß damals keine dramatischen Fernsehbilder, kommentiert von düsteren Meteorologen, in die Wohnzimmer flimmerten. Was für das Klima bestimmter Erdteile gilt, ist im langfristigen planetarischen Maßstab noch dramatischer. Mindestens viermal in der Urgeschichte kam es zu ausgedehnten Wärmeperioden. Vor 400000 Jahren dauerte die Phase 30000 Jahre. In den letzten 35 Millionen Jahren taute die Antarktis mehrmals auf und eiste wieder zu. Horx folgert: Die bittere Wahrheit ist: Es gab nie ein Normklima. Als Systemanalytiker ist Horx zu der Überzeugung gelangt, daß sich das Klima nicht wirklich voraussagen lasse. Die Erdachse unterliege Unwuchten, die Aktivitäten der Sonne selbst könnten massive klimatische Auswirkungen haben. Auch Magnetfelder oder kosmische Strahlungen erzeugten Klimaeffekte.

Einen besonders lesenswerten Beitrag bot Josef H. Reichholf, Zoologe aus München, in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 16. Februar an. Er warnt vor Alleingängen Europas in Sachen Klimaschutz, der keine Sonderaufgabe des "Westens", sondern ein Gesamtproblem der Menschheit sei. Auch wäre Kohlendioxid keineswegs der einzige Faktor, der zur Verstärkung der Erderwärmung beiträgt. Der Methanausstoß von 180 Millionen heiliger Kühe in Indien spielt hier ebenso wie die großen Rinder- und Ziegenherden Afrikas eine Rolle. In Brasilien werden Jahr für Jahr Tausende Quadratkilometer Tropenwald für Sojafelder (Biomasse) und Weiden niedergebrannt. (In Südostasien geschieht ähnliches, um Palmöl für den Bioenergiebedarf bundesdeutscher Kommunen zu gewinnen.) Das die tropischen "Regenwälder" eine wichtige Rolle für einen Ausgleich von C02-Überschüssen spielen, gerät hier schon in Konflikt mit anderen umweltschützenden Bestrebungen. Dieser Tage erscheint ein Buch von Professor Reichholf, "Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends", das vermutlich viele weitere aufschlußreiche Informationen zum Klimawandel anbietet.

Foto: Die Welt in Angst versetzt: "Greenpeace" sieht Sylt als erstes Opfer der Erderwärmung.


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