19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.04.07 / Über sieben Brücken mußt du geh'n

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-07 vom 14. April 2007

Über sieben Brücken mußt du geh'n

Sankt Petersburg, in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts: Der junge, aber schon überaus erfolgreiche Schweizer Mathematikprofessor Leonhard Euler bespricht mit seinem ostpreußischen Kollegen Christian Goldbach das Neueste aus der Welt der Zahlen. Beiläufig fragt er, wie er demnächst auf der Durchreise nach Berlin ohne Umwege die Sehenswürdigkeiten in Goldbachs Vaterstadt erreichen kann. Die Antwort des Königsbergers (250 Jahre vor Karat und Peter Maffay): "Über sieben Brücken mußt du geh'n!"

Dies war die Geburtsstunde des Königsberger Brückenproblems. Damals überquerten sieben Brücken den Pregel, und Euler suchte einen Rundweg, auf dem er jede dieser sieben Brücken nur einmal überschritt und schließlich zum Ausgangspunkt zurückgelangte. Einen solchen Weg fand er nicht, wohl aber den mathematischen Beweis, daß es diesen Weg gar nicht geben kann. Die Lösung, die er 1736 veröffentlichte ("Ad geometriam situs pertinentis"), begründete die heute noch aktuelle Graphentheorie und spielt unter anderem bei komplizierten Zinseszinsberechnungen eine wichtige Rolle.

Der geistige Vater des Königsberger Brückenproblems, Leonhard Euler, wurde vor 300 Jahren, am 15. April 1707, in Basel geboren. Als 20jährigen berief ihn der russische Zar an die Sankt Petersburger Akademie der Wissenschaften, mit 23 war Euler bereits Professor.

Die Preußische Akademie der Wissenschaften holte ihn 1741 nach Berlin, wo er 25 Jahre lang wirkte. Hier begründete Euler seinen Ruf als einer der bedeutendsten Mathematiker der gesamten Wissenschaftsgeschichte. Mit der Eulerschen Zahl (e=2,71828...) kreierte er die "Mutter aller Logarithmen"; insgesamt sind von ihm nahezu 900 wissenschaftliche Publikationen übermittelt.

Dennoch verliefen seine preußischen Jahre nicht ungetrübt. Er ließ sich in unsachliche Diskussionen um Randthemen verwickeln, wurde zum Gegenstand einer ätzenden Spottschrift Voltaires und fiel schließlich bei Friedrich dem Großen, der ihn anfangs gefördert hatte, in Ungnade. Hinzu kamen Probleme mit einem Augenleiden, das sich ab 1740 verschlimmerte und um 1770 zur völligen Erblindung führte. 1766 kehrte er an die Sankt Petersburger Akademie zurück, wo er bis zu seinem Tode am 18. September 1783 unermüdlich arbeitete.

Mit Christian Goldbach (1690-1764), der ihn einst zur Formulierung und Lösung des Brückenproblems animiert hatte, blieb Euler jahrzehntelang freundschaftlich verbunden. So war es wohl auch kein Zufall, daß der große Königsberger Mathematiker ausgerechnet in einem Brief an seinen Schweizer Kollegen 1742 seine legendäre Goldbach'sche Vermutung formulierte. Im Gegensatz zu Eulers Brückenproblem aber ist Goldbachs Primzahlenvermutung bis heute weder bewiesen noch widerlegt. Hans-Jürgen Mahlitz


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren