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21.04.07 / Iran und Rußland spielen auf Zeit / Die Bildung eines Gaskartells ähnlich der OPEC ist sehr wahrscheinlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-07 vom 21. April 2007

Iran und Rußland spielen auf Zeit
Die Bildung eines Gaskartells ähnlich der OPEC ist sehr wahrscheinlich
von M. Rosenthal-Kappi

Offiziell handelte es sich bei dem Treffen des "Forums der Gas exportierenden Länder" (GECF) in Doha, der Hauptstadt Katars, um eine Zusammenkunft, bei der über eine bessere Koordinierung der Zusammenarbeit der Gasförderstaaten beraten werden sollte. Ziel sei die Bildung eines stabilen und transparenten Marktes sowie die Förderung des Dialogs zwischen Produzenten und Abnehmern.

Ein weiteres Thema war das Vorhaben, einen Gas-Börsenhandel für Flüssiggas zu entwickeln. Hierfür soll in den kommenden Jahren der Marktanteil von Flüssiggas von derzeit 25 Prozent auf 55 gesteigert werden. Gas könnte so frei an der Börse gehandelt werden, der Gasmarkt würde ähnlich global wie der Ölmarkt ausgerichtet werden.

Befürchtungen, vor allem amerikanischen, daß das Treffen des "Forums der Gas exportierenden Länder" der Bildung eines Gaskartells nach dem Vorbild der OPEC und in der Folge einer Preisabsprache mit zukünftig drastisch erhöhten Gaspreisen dienen sollte, begegneten die versammelten Vertreter der Gasförderstaaten mit Dementis. Dennoch sickerte durch, daß einige Staaten die Gründung einer Art Gas-OPEC begrüßen würden oder zumindest in Betracht ziehen. Für ein Gaskartell sprachen sich lateinamerikanische Länder wie Argentinien, Bolivien und Venezuela aus. Während Irans geistlicher Führer Ayatollah Ali Khamenei zuvor bei einem Treffen mit dem russischen Verteidigungsminister Igor Iwanow die Bildung eines Gaskartells ausdrücklich angeregt hatte, warnte Energieminister Hossein Kasempur Ardebili auf dem Treffen von Doha vor einem OPEC-Pendant. Dagegen sprach sich auch der russische Energieminister Viktor Christenko aus, der schon vorher erklärt hatte, Rußland werde in Doha keinerlei Verträge unterzeichnen.

Dies bedeutet jedoch keineswegs das "Aus" für ein Gaskartell. Folgt man der Einschätzung der Nachrichtenagentur "Rosbalt" in St. Petersburg, laufen hinter den Kulissen die Verteilungskämpfe schon auf Hochtouren. Der Iran und Rußland unterstützen die Idee des Gasbündnisses, sie benötigen lediglich Zeit, um ihre Einflußsphären bereits im Vorfeld ausbauen zu können. Dabei spielt nicht einmal der Gaspreis die Hauptrolle, sondern die geographische Neuaufteilung der Weltgaskarte unter den Lieferstaaten des "blauen Brennstoffs".

Heute gelangt Gas auf zwei Arten zum Verbraucher, entweder als Erdgas durch die Pipeline oder als Flüssiggas in Tanks. Um ein koordiniertes Liefersystem aller Gasexporteure zu schaffen, bedarf es neuer Technologien, des Baus neuer Pipelines sowie neuer Förderanlagen für Flüssiggas. Das würde Jahre dauern.

Zur Zeit hält Rußland eine der gewinnbringendsten Positionen auf dem Gasmarkt, zum einen wegen seiner Ressourcen, zum anderen wegen des geographischen Standortvorteils mit kurzen Wegen zu den Abnehmern in Europa, Japan und Korea. Diesen Vorteil gilt es zu verteidigen. Rußland baut bereits neue Gasleitungen nach Japan, weitere nach Korea sind in Planung.

In Konkurrenz zum russischen Erdgas stehen die Flüssiggasexporte Katars, Algeriens und Irans. Die größten Abnehmer von Flüssiggas sind neben Japan die USA.

Sollten die Verhandlungen der gasexportierenden Staaten bald zu einem Konsens führen, könnte die Entscheidung über das Gaskartell noch in diesem Jahr fallen.

Für die Gasexporteure hätte der Zusammenschluß den Vorteil, daß sie sich Lieferwege und Unterhaltskosten teilen könnten, und nicht mehr so immense Anstrengungen vonnöten wären, um untereinander zu konkurrieren. Das Nachsehen haben erfahrungsgemäß die Konsumenten, die mit höheren Preisen und der Abhängigkeit von einem Monopol rechnen müssen.

Es ist nicht auszuschließen, daß die Verteilung von Energie nicht mehr bedarfsgerecht funktioniert, sondern vermehrt als politisches Instrument mißbraucht wird. Rußland hat schon einmal im Fall Ukraine vorgeführt, wie so etwas aussieht, und bereits angekündigt, wegen bestehender Gasschulden in Höhe von 600 Millionen Dollar Druck auf die Ukraine ausüben zu wollen, wenn die derzeitige Regierungskrise nicht im Sinne Moskaus gelöst wird.

Foto: Bald neue Freunde? Der russische Energieminister Christenko (4.v.l.) bei Verhandlungen in Doha.


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