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21.04.07 / Spanien mahnt Polen an / Rotspanien-Kämpfer von Kaczynski-Regierung diskriminiert?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-07 vom 21. April 2007

Spanien mahnt Polen an
Rotspanien-Kämpfer von Kaczynski-Regierung diskriminiert?
von Joachim G. Görlich

Von ihren guten Kontakten zur sozialistischen Regierung in Spanien haben die polnischen Rotspanien-Kämpfer Gebrauch gemacht. Der Grund: Die polnische Kazcinsky-Regierung hat die Renten aller Funktionäre des ehemaligen Sicherheitsapparats, in dem viele frühere Rotspanien-Kämpfer tätig waren, von 4000 Zloty (1000 Euro) auf ein Durchschnittsminimum von 600 Zloty (150 Euro) reduziert und damit an das durchschnittliche Rentenniveau in Polen angepaßt. Das konnten und wollten die heute über 80jährigen ehemaligen Rotspanien-Kämpfer beziehungsweise ihre Witwen nicht hinnehmen und beschwerten sich in Spanien. Der sozialistisch dominierte spanische Senat gab dann auch gleich sein Mißfallen Richtung Warschau kund, denn er sehe die Veteranen der rotpolnischen Brigaden des Spanischen Bürgerkrieges aufgrund ihrer Vergangenheit diskriminiert.

Dem hält die bürgerliche Tageszeitung "Rzeczpospolita" unter der Überschrift: "Die Soldaten Stalins" die Stellungnahme des Historikers Pawel Machcewicz entgegen. Der Autor des Buches "Die Geschichte Spaniens", betont, daß die Rotspanien-Kämpfer froh sein sollten, überhaupt eine Rente vom polnischen Staat zu erhalten, denn schließlich waren sie als Mitglied der "Internationalen Brigaden", unter deren Fahne sie am Spanischen Bürgerkrieg teilnahmen, "von Anfang an bis zum Ende eine Schöpfung ... Stalins".

Die Polen, die ihr angehörten, waren Mitglieder kommunistischer Parteien oder deren Sympathisanten. Sie kamen aus Polen und auch aus den Reihen polnischer Emigranten in Frankreich. Nur ein Teil sei sich nicht darüber bewußt gewesen, daß "sie im Interesse Stalins kämpften und unter der Kontrolle vom Komintern und des sowjetischen Geheimdienstes NKWD standen".

Die Brigaden spielten öfter eine entscheidende Rolle: An der Front und in der Auseinandersetzung mit den rivalisierenden Anarchisten.

In den roten Brigaden waren sowjetische militärische Dienstgrade und deren Kennzeichnung vorgeschrieben. Das Offizierscorps war sowjetisch, oder auch sowjetisch mit polnischer Herkunft, wie der spätere polnische Vizeverteidigungsminister General Karol Walter-Swierczewski, der 1947 angeblich im Kampf mit ukrainischen Freiheitskämpfern in den polnischen Bieszczadygebieten fiel.

Nach dem Spanischen Bürgerkrieg wurden viele "Rotpolnische" in Frankreich interniert. Andere wiederum schlugen sich in die UdSSR durch, traten der kommunistischen "Polnischen Arbeiterpartei" und den rotpolnischen Partisaneneinheiten "Volksgarde" bei. Die "Dabrowski-Leute", so genannt nach dem General, der während der Napoleon-Ära die polnischen Legionen in Italien befehligte, und nach dem die polnische Nationalhymne bezeichnet wird ("Marsch, Marsch Dabrowski, von Italiens Erde gen Polen"), waren laut Machcewicz gemeinsam mit den sowjetischen Fallschirmjägern die ersten Bolschewiken, die über Polen im Zweiten Weltkrieg abgesprungen waren.

Sie bildeten später den Kern des ersten polnisch-kommunistischen Geheimdienstes, sowohl im Ministerium für Staatssicherheit als auch in der Volksarmee. Dank ihrer Auslandserfahrungen knüpften sie bald im Westen das erste kommunistisch-polnische Spionagenetz. Erstes Ziel war die Vernichtung polnischer Emigrantenzentren im Westen, auch in der alten Bundesrepublik.

Wie das im Kommunismus so üblich war, wurden nicht wenige von der "Revolution gefressen", will heißen als "Westler" vom eigenen Apparat eliminiert, doch später wieder rehabilitiert, so daß sie bis zum Rentenalter an den Schalthebeln des Sicherheitsapparates wie des unlängst aufgelösten "Militärischen Informationsdienstes" (WSI) saßen.


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