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21.04.07 / Pferde und Schweizer / Geschichten aus Numeiten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-07 vom 21. April 2007

Pferde und Schweizer
Geschichten aus Numeiten

In "Numeiter Geschichten" berichtet Susanne Hagen von "Erinnerungen an ihre Großeltern, an ihr Numeiten und an die Menschen, die mit ihnen dort lebten".

"Numeiten liegt in Ostpreußen, genauer im Kreis Angerburg, noch genauer im Kirchspiel Possessern, und ganz genau an der Straße von Ogonken nach Haarschen. Dort findet man es: Es ist das Gut Numeiten am Schwenzait-See."

Detailgetreu und mit Hilfe zahlreicher Schwarzweiß-Abbildungen beschreibt Susanne Hagen ab der Zerstörung des Gutes ihrer Familie 1914 im Ersten Weltkrieg und dem kräftezehrendem Wiederaufbau, der im Jahr 1915 begann.

"Das Zerstörungswerk war folgendermaßen vor sich gegangen: Am 2. September zerschlugen die Russen alles, Porzellan und Gläser warfen sie durch Fenster. Am

3. September holten sie sich aus Haarszen Spiritus, zündeten zuerst die Insthäuser und Ställe an und legten dann Feuer an den Gutshof. Nicht ein Gebäude blieb verschont. Sie verrichteten ihr Zerstörungswerk so gründlich, daß sie sogar die Tür und Torpfeiler sprengten ... Erneut waren die Russen eingefallen, bevor sie in der Winterschlacht in Masuren, die bis zum 22. Februar 1915 dauerte, endgültig aus dem Land geworfen wurden ... Herr Leutnant Hagen hatte Bestellungsurlaub genommen, und mit frohem Mut ging es ans Werk, aus den Trümmern sich wieder eine neue Heimat zu gründen."

Viele Erinnerungen teilt Susanne Hagen mit dem Leser. So zum Beispiel die von der Schweizer Familie Burri, die durch ihren Gesang beim Melken eine ganz bestimmte Atmosphäre hervorrief. Oder die Erinnerung an den mutigen Dackel Purzel oder das unbändige Rennpferd "Kinderfreund".

Mit viel Liebe zum Detail berichtet die Autorin über das Leben auf dem Gut, die alljährliche Zeremonie des Weihnachtsfestes und das in Numeiten wichtigste Ereignis, den "Remontemarkt".

"Wo viele Pferde stehen, wird auch geritten. So war es denn auch auf Numeiten, wo von sechs Kindern fünf diesen schönen Sport mehr oder weniger intensiv pflegten. Numeiten lag eingebettet in eine wunderschöne Moränenlandschaft mit Wald, Acker, Weiden und Wiesen, umrahmt von Seen - ideal für einen Geländeritt ... Der Fuchswallach von Tronje war vor Freude besonders übermütig. Aber mit der Last des Reiters war die Freude nur halb so groß. Also Kopf zwischen die Beine und der junge Reitersmann flog von der Decke auf den Weg. Das Ergebnis war erstaunlich. Tronje flog mit einem eleganten Salto von seinem Pferd und stand mit beiden Beinen fest auf dem Weg, mit dem Zügel in der Hand, gewissermaßen Auge in Auge mit dem Wallach ... Die Reiterschar hatte noch lange zu erzählen und zu lachen."

Zahlreiche kleine Anekdoten und lustige Geschichtchen weiß Susanne Hagen aus ihrer Jugend zu berichten, wobei die Schwarz-weiß-Abbildungen mit den freundlich in die Kamera lächelnden Gutsbewohnern die von der Autorin beschriebene Idylle und Zufriedenheit, die trotz der harten Arbeit auf Gut Numeiten herrschte, unterstreichen. A. Ney

Susanne Hagen: "Numeiter Geschichten", Frieling-Verlag, Berlin 2006, 158 Seiten, 9,90 Euro, Best.-Nr. 6043


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