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21.04.07 / Die deutschen Länder / Wie Bayern, Thüringen und Co. entstanden und zu Deutschland wurden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-07 vom 21. April 2007

Die deutschen Länder
Wie Bayern, Thüringen und Co. entstanden und zu Deutschland wurden

Warum ist bisher noch niemand darauf gekommen? Da ist seit kurzem ein handliches Buch auf dem Markt, in dem in komprimierter Form nicht nur alles über Deutschland und seine Geschichte zu finden ist, sondern auch über die Länder, aus denen sich Deutschland zusammensetzt. 16 Bundesländer haben wir, und jedes ist aus verschiedenen Territorien entstanden, die alle ihre Geschichte haben: Von Baden-Württemberg bis Thüringen, von Schleswig-Holstein bis Sachsen.

Deutschland ist nie ein Einheitsstaat gewesen. Aus den zahlreichen kleinen germanischen Stämmen ohne Zentralgewalt wurden Großstaaten, bis dann Friesen, Franken, (Nieder-)Sachsen, Thüringer, Alemannen und Bayern zum deutschen Volk zusammenwuchsen. Erst das Königtum überwölbte die zahlreichen Regionalgewalten, ohne daß die Territorien verschwunden wären. Seit etwa 1200 entwickelten sich die Territorien zu modernen Staaten, wobei das Neusiedelland im Nordosten noch zersplittert war, bis Preußen aus dem Ordensstaat entstand, die später Norddeutschland beherrschende Macht.

Ulrich March, ein praxisnaher Historiker, der sich bereits durch seine griffigen Bücher über die Geschichte Deutschlands und über die Geschichte Europas einen Namen gemacht hat, hat jetzt einen eigentlich naheliegenden Gedanken aufgegriffen. Auf nur 296 Seiten, nicht nur mit vielen Schwarzweißfotos aufgelockert, sondern auch durch zehn farbige historische Karten ergänzt, stellt er in klarer Sprache in komprimierter Form dar, wie die Bundesländer entstanden sind, welche historischen Besonderheiten sie aufweisen, welche Funktionen die Gebiete, aus denen die Länder erwachsen sind, hatten und haben. So erfährt der Leser alles Notwendige über unser Land - von den Friesischen Landen über die Republik Dithmarschen, die Hansestädte Hamburg, Lübeck und Bremen, den Ordensstaat Preußen, die Rheinlande und Hessen, die Wiege der Reformation Kursachsen, Franken und Schwaben, die Schweiz mit ihrem Sonderweg sowie das Zentrum des alten Reiches um Regensburg bis hin nach Österreich. Ein hochinteressantes Kapitel befaßt sich mit den umstrittenen Grenzen etwa in Schleswig, in Ost- und Westpreußen, Posen und Schlesien, Elsaß-Lothringen und im Saargebiet. Wir erfahren erstaunt, daß das alte Reich aus 1789 politischen Einheiten bestand, von denen manche so klein und politisch wie wirtschaftlich schwach waren, daß sie nicht einmal ihre Herrscher ernähren konnten.

Daß daraus in der Mitte Europas nicht ein zerrissenes Gebilde wie etwa der Balkan entstand, sondern durch die Staaten bildende Kraft der Deutschen das Reich, ist fast ein Wunder.

Zum Abschluß fragt March, wie es um die Zukunft dieser Vielfalt, die tief im Bewußtsein der Deutschen verankert ist, angesichts der Gleichmacherei der EU-Bürokratie bestellt ist. Wird nicht alles aufgehen im Einheitsbrei Europa? March antwortet eindeutig: "Nein". Die Bundesländer mit ihrer Bedeutung bleiben erhalten; der deutsche Föderalismus hat schon ganz andere Prüfungen überstanden.

Dieses gute Buch gehört wirklich in jedes Bücherregal, denn es gibt nichts Vergleichbares, das knapp und fundiert über Deutschland und seine Länder unterrichtet. H.-J. von Leesen

Ulrich March: "Kleine Geschichte deutscher Länder - Regionen, Staaten, Bundesländer", Ares Verlag, Graz 2006, sw.-Abb., 10 farb. Karten, geb., 296 Seiten, 19,90 Euro, Best.-Nr. 6135


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