© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-07 vom 21. April 2007

Absonderlich
Eine Reisebeschreibung der anderen Art

Lilo hat es nicht ganz einfach. Erstens hat die Westdeutsche überhaupt keine Lust, ihren Lebenspartner Reinhard auf seiner Reise nach Polen und Litauen auf der Suche nach dem alten Ostpreußen zu begleiten, und dann ist der Mann auch noch von Beruf Lehrer, und zwar einer von der Sorte, die immer, 24 Stunden am Tag, ihr Wissen mit anderen teilen müssen. Daß Lilo es also bei der Reise nach Ostpreußen nicht leicht hatte, gibt Reinhard Kühl in seinem Reisebericht "Eine Handvoll Haffwasser" offen zur Kenntnis. Wobei der Leser den Gleichmut der Frau, mit der sie die Privatunterrichtsstunden ihren Partners, aber auch den sehr eigenwilligen Charme ihres Urlaubsziels erträgt, zu bewundern lernt.

"Gräßlich nach Alkohol habe der gerochen, sagt Lilo. Dennoch hat uns der Mann den Weg in eine sehenswerte, knorrige Bilderbuchallee gewiesen, die uns nur leider bald für mein Gefühl zu sehr nach Osten abdriften läßt ... Die Straße ist schmal wie keine bisher und bietet eine unerschöpfliche Auswahl an Schlaglöchern. Kilometer um Kilometer stellt unser Wagen seine gute Federung unter Beweis, während eindrucksvolle Belege landschaftstypischer Vegetationsformen zu beiden Seiten auf- und niederwippend vorüberziehen, leider ohne daß Lilo erkennen ließe, auch nur das mindeste davon in Erfahrung bringen zu wollen."

Leider trennen sich die Wege der beiden Reisenden - und ihres Autos. Letzteres wird nämlich entwendet und auch die dortige Polizei weiß keinen Rat.

Obwohl das westdeutsche Paar auch viele sympathische Leute auf seiner Reise kennenlernt, viel Interessantes zu sehen bekommt und Skurriles erlebt, beschreibt "Eine Handvoll Haffwasser" eine ziemlich absonderliche Reise in ein Ostpreußen, das nicht jeder heimatvertriebene Ostpreuße kennenlernen möchte.

Reinhard Kühl: "Eine Handvoll Haffwasser", battert-verlag, Baden-Baden 2006, geb., 151 Seiten, 21 Euro